Wie ein Bumerang liegt die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst in der Ostsee, zwischen Rostock und Stralsund. Zur Seeseite hin bietet sie faszinierende Strandformen, zur Landseite fasert sie in Buchten und schilfigen Untiefen in die Lagunenlandschaft der Boddengewässer aus. Ans Festland angedockt ist das schmale Fischland bei Ribnitz-Damgarten, sonst gibt es nur noch die Meiningenbrücke, die den Darß auf Höhe Zingst ans Hinterland anbindet. Strategisch überaus günstig liegt der kleine Ort Pruchten auf der Landseite an der Zufahrt zu eben dieser einzigen Brücke.
Ein Vier-Sterne-Campingplatz
Fischland und Darß sind touristische Hotspots, das Hinterland ist ruhig und sehr relaxed. Am besten campt man in Pruchten und erkundet die Highlights per Fahrrad, Boot oder Auto-Tagesausflug. Denn der Trubel des Künstlerdorfs Ahrenshoop, des Seebades Zingst oder im Hauptort Prerow ist zwar schön zu erleben, die große Ruhe in Pruchten ist der elegischen, weiten, offenen Landschaft aber viel angemessener. Naturcamping Pruchten macht einem diese Entscheidung zusätzlich leicht. Er hat eine lange Tradition, war schon zu DDR-Zeiten ein Jugendzeltplatz. Heute jedoch ist er ein Vier-Sterne-Platz, der deutlich am fünften kratzt – ganz besonders auf dem jüngeren Platzteil, auf dem das moderne, einladende und kompetent besetzte Rezeptionsgebäude samt Komfort-Sanitäranlage liegt.
Ältere und moderne Stellplätze
Hier gibt es zwar noch wenig Schatten, denn die Bäumchen müssen noch wachsen, dafür aber sehr gut ausgestattete, große Parzellen und ein Waschhaus, wie man es sich wünscht: Mietbäder, großzügige Gemeinschaftsbereiche, Einzelkabinen und Duschen mit viel Platz und ausreichend Kleiderhaken und noch dazu eine ansprechende Architektur. Besonders die großflächigen Hinterglas-Naturfotos als Decken-Deko bleiben in Erinnerung.
Die älteren Sanitärhäuser im verwunschenen Platzteil mit seinen großen alten Bäumen sind picobello renoviert, insgesamt aber nicht so luxuriös wie der Neubau. Das gilt auch für Restaurant, Shop und die Ferienwohnungen, denen man das Alter von außen durchaus ansehen kann.
Tolle Orte in der Nähe
Innen freilich sind auch sie auf der Höhe der Zeit. Während der Ort Pruchten außer einer empfehlenswerten Eisdiele kaum etwas zu bieten hat, sind es nur viereinhalb Kilometer über einen bestens ausgebauten Radweg bis nach Barth. Hier gibt es große Supermärkte, andere Geschäfte, Cafés, Restaurants und ein bisschen Provinz-Glamour entlang der Hafenpromenade. Barth wirbt für sich als "Vinetastadt", aber das ist kaum mehr als ein Marketinggag. Vineta, das mythische Ostsee-Atlantis, muss allen Forschungen zufolge – sollte es denn überhaupt je wirklich existiert haben – viel weiter im Osten gelegen haben. Fischland und Darß mögen wie ein Bumerang in der Ostsee liegen – es ist aber das Naturcamp Pruchten, das jederzeit den Rückkehr-Impuls auslöst.
Bewertung Naturcamp Pruchten
(maximal drei Punkte möglich)
- Lage: 3 Punkte – Ruhige Naturlage am Ortsrand, vis-a-vis der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Teils alter Baumbestand, teils sonnige, offene Stellfelder.
- Ausstattung: 2 Punkte – Stellplätze mit Strom, teils auch mit Wasser/Abwasser, gepflegte Sanitärgebäude. Restaurant, Minimarkt, Gasverkauf.
- Freizeitwert: 2 Punkte – Radwegenetz ab Platz. Fahrradverleih. Kinderspielplätze, Bolzplatz. Bodden-Badestelle ca. 500 m entfernt, dort auch Kiteschule.
Weitere Informationen zum Naturcamp Pruchten
- Größe und Charakter: 7 Hektar, 27 Mietunterkünfte, 394 Stellplätze (80–100 qm) mit Strom, teilweise auch Wasser/Abwasser. WiFi kostenpflichtig. Toilettenkassetten-Entleer-Automat und Spülmaschine waren während des gesamten Aufenthalts außer Betrieb.
- Öffnungszeiten: 25.3. bis 3.11. und 27.12.24 bis 3.1.25, Reservierung sinnvoll.
- Attraktionen: Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, Kranichzug im Herbst.
Der besondere Tipp: Boddenkreuzfahrt
Kreuzfahrt oder Fahrradtour? Eine Boddenkreuzfahrt nimmt einem die Entscheidung ab, denn das Rad kommt mit an Bord. Empfohlene Route: Mit dem Rad nach Bodstedt, dort auf die MS Swantevit und über Born bis Ahrenshoop. Dann auf dem Deich und durch den Darßer Wald über die Meiningenbrücke mit dem Fahrrad zurück. Zwei Personen mit zwei Rädern bezahlen gut 40 Euro.
Traditioneller Bootsbau
Das Zees- oder auch Zeesenboot ist das traditionelle Fischerboot der Boddengewässer. Typisch ist die bauchige, flache Form ohne Kiel, die gut zu den flachen Lagunen passt. Typisch sind außerdem die sehr langen Ausleger an Bug und Heck, an denen früher die Schleppnetze zum Aalfang befestigt wurden. Diese Netze heißen Zeese, was dann dem ganzen Kahn den Namen gab. Waren die Netze ausgeworfen, ließ man die Zeesboote quer treiben. Ebenso typisch sind ihre rotbraunen Segel, die man früher mit einer abenteuerlichen Mischung aus Teer, Rinde, Lebertran und Talg imprägniert hat. Heute werden keine Zeesenboote mehr gebaut, die rund 100 erhaltenen sind mit Hingabe wiederaufgebaute Oldtimer. Sie werden für Touristenfahrten eingesetzt und seit über 100 Jahren auch bei Regatten. © Promobil
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.