In seiner zweiten Amtszeit landete US-Präsident Barack Obama einen historischen Coup. Die USA nehmen nach 1961 erstmals wieder diplomatische Beziehungen zu Kuba auf. Damit könnten sich absehbar neue wirtschaftliche Perspektiven ergeben - auch für den Tourismus?
Bis zur Revolution 1959 war der Inselstaat vor der Haustür Floridas so etwas wie der große, schmutzige Vergnügungspark der USA. Wegen der Alkohol-Prohibition bis in die 1930er-Jahre hinein, reisten viele Amerikaner nach Kuba, um in Nachtclubs sowie Spielsalons feucht-fröhliche Partys zu feiern.
Nach 1959 verhängten die USA ein Embargo, was den Tourismus fast komplett zum Erliegen brachte. Nur Gäste aus dem damals so genannten Ostblock und der Sowjetunion kamen noch. Doch als die Wirtschaft Kubas zusammenzubrechen drohte, entdeckte die Führung in Havanna den Tourismus als Devisenbringer neu. Seitdem haben die Kubaner immer wieder diesen Wirtschaftszweig angekurbelt. Ab den 1990ern entstanden einige Joint-Ventures, US-Bürger blieben mit dem geltenden Embargo aber weiter außen vor.
Trotz der aktuellen diplomatischen Öffnung zu Kuba hat das US-Embargo aber weiterhin Bestand. Doch treten jetzt schon einige Erleichterungen in Kraft. So sind US-Exporte von Baumaterialien und für die Förderung von privaten Unternehmern möglich, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet. Kubaner dürften jetzt pro Quartal bis zu 2.000 US-Dollar von ihren US-Verwandten erhalten.
So könnten bald durch diese Fördermittel Restaurants, Frisörläden, Cafés oder private Herbergen entstehen. Bliebe es bei dieser minimalen Unterstützung, stünde der wirtschaftliche Aufbau Kubas aber auf wackeligen Beinen und würde sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.
Kuba ist auf den Tourismus angewiesen
Die Führung in Havanna ist wie in den 1990ern weiterhin auf Devisen angewiesen: Als 2007 der Tourismus schwächelte, reagierte die Regierung prompt. Tourismusminister Manuel Marrero Cruz kündigte laut "Spiegel" an, dass Touristen zügiger abgefertigt würden. Außerdem senkten die Offiziellen die Flughafengebühren sowie die Treibstoffkosten und damit die Preise für Flugtickets.
Der Tourismus ist für den Karibikstaat wichtig, was auch folgende Meldung zeigt: Kurz vor der Obama-Offensive eröffnete Ernesto Guevara, Sohn des Revolutionärs Che, in Kuba die Reiseagentur "La Poderosa Tours", die Motorrad-Urlauber per Luxustrip durchs Land befördern will.
Die Aufnahme von diplomatischen Beziehung zieht jetzt internationale Kreise: Dem "Spiegel" zufolge reagierte der weltgrößte Kreuzfahrtkonzern Carnival auf die aktuelle diplomatische Öffnung freudig. "Sobald es möglich ist, werden wir da unten sein", erklärte laut "Spiegel" ebenso der Hotelkonzern Hilton.
Alleine schon die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Öffnung lässt die Erwartungen sprießen. Dafür ist der Fall des US-Embargos eine Voraussetzung. "Das könnte für den Tourismus des Karibikstaates einen Aufschwung bedeuten. Neben mehr Investitionen in die touristische Infrastruktur könnte es auch dazu führen, dass die Nutzung von Zahlungsmitteln wie zum Beispiel Kreditkarten US-amerikanischer Unternehmen erleichtert würde", sagt Sibylle Zeuch, Pressesprecherin vom deutschen Reiseverband (DRV).
Noch heute wirkt Kuba in seinen touristischen Orten wie ein angestaubtes, aber liebenswürdiges Museum für die 1950er- und 1960er-Jahre. Sollte das Embargo fallen, wird es auf dem Inselstatt bald nicht nur Coca-Cola und Hamburger geben, sondern auch Clubferien, Spielhöllen und Bettenburgen. Dann wäre es vorbei mit der Beschaulichkeit.
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