Zugegeben. Die V-Klasse ist irgendwie dann auch schon in die Jahre gekommen. Trotzdem ist sie bei Campingbussen noch immer eines der besten Basisfahrzeuge. Mit Aufstelldach, Schlafbank und Möbel bietet sie Pössl als Campstar an.

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Pössl ist Spezialist für ausgebaute Kastenwagen, war lange Jahre einer der wenigen reinen Kastenwagenbauer, Pionier einer boomenden Fahrzeugart. Ein gewaltiger Schritt in der Firmenhistorie war die Entscheidung, sich den kleinen Mercedes als Basisfahrzeug vorzunehmen. Nach Campster und Vanster auf Citroën nannte man die Daimler-Modelle folgerichtig Vanstar und Campstar. Wobei die "Vans" einem campingtechnisch abgespeckten VW California Beach entsprechen und die "Camps" einem voll ausgestatteten California.

So ist das nun auch hier im Test. Der Campstar ist vollausgestattet auf einer ziemlich vollausstaffierten V-Klasse. Mit Allrad, starkem Motor in der 300d-Variante (239 PS) und elegantem Armaturenbrett. Aber konzentrieren wir uns hier auf den Ausbau, über die unbestrittenen Qualitäten der V-Klasse wurde schon genug geschrieben.

Bei promobil hat der Campstar im Dauertest über 25.000 Kilometer abgespult, war in verschiedenen Urlauben unterwegs.

Pössl Campstar Daten

  • Grundpreis ab: 68.999 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 5,14/1,93/1,94 m
  • Zul. GesamtgewichT: 3,1 t
  • Gurte/Schlafplätze: 4/4

Klassischer Grundriss der kompakten Klasse

Links sitzt die Küchen- und Schrankzeile. Der Küchenblock lässt sich seitlich herausschwenken. Oben ist ein modernes GFK-Aufstelldach drauf, mit einem zu öffnenden Zeltbalg. Die Rücksitzbank ist umklappbar und mithilfe von zwei zusätzlichen Polstern am Fußende entsteht eine Liegefläche von 1,83 mal 1,02 Metern.

Schlafen

Nutzen wir das Thema Schlafbank und tauchen in den Test ein. Die Schlafbank hat zwei Gurtplätze. Und jede Lehne lässt sich unabhängig von der anderen einstellen. Das funktioniert sehr gut. Vor allem, wenn das Bett gebaut ist, ist es megalässig, wenn man sich die Rückenlehne zum Lesen hochstellt. Verschieben lässt sich die Bank ebenfalls gut.

Sie gleitet sauber durch die im Boden eingelassenen, nur etwas auftragenden Schienen. Bei dieser Schlafbank liegen Reisende auf der konturierten Seite, also bilden die Rückenlehnen die Bettmatratze. Eine Bettauflage ist also fast immer notwendig, da die Rückenlehnen recht stark profiliert sind. Unter der Bank sind zwei Fußteile untergebracht, die zum Bettenbau notwendig sind. Das kostet Stauraum an dieser Stelle.

Wenig Stauraum in der Küche

Auch der Küchenblock bietet nur wenig Raum für Utensilien. Wo eigentlich im Küchenschrank der natürliche Raum für Töpfe, Spaghetti und Dosenbier wäre, sind beim Campstar die beiden Kanister für Frisch- und Abwasser untergebracht. Selbst für Spülmittel und alles, was man eben so benötigt, ist hier kein Platz. Das Fach links vom Wasserreservoir ist besetzt von der 2,7-Kilogramm-Gasflasche für den Zweiflammen-Kocher. Der einzige Stauraum in der Küche ist eine Besteckschublade, wenn man die 30-L-Kühlbox nicht dazuzählen mag. Die ist von oben gut zugänglich, beladbar und bietet ein ordentliches Volumen.

Praktisch wiederum ist, dass sich der vordere Küchenblock im Campstar mit Spüle und Herd komplett und mittels eines geschickten Mechanismus herausschwenken lässt. Das ist natürlich deshalb möglich, weil links ebenso eine Schiebetür vorhanden ist. Der Schwenkmechanismus ist den Technikern von Pössl wahrlich gelungen.

Selten eine so gut funktionierende Mechanik bei Schwenkküchen im Busbereich erlebt. Sie dreht aus, man zieht sie etwas aus dem Auto und klappt ein Fußgestell nach unten und dann steht sie sicher und gut im Freien. Und es lässt sich hier kochen und spülen. Der innen angebrachte Tisch lässt sich am Küchenblock anbringen.

Nur Stühle müssen Camper und Camperinnen selbst mit- und unterbringen. Das tun die meisten im Heck. Seitlich steht hier der große, zweigeteilte Heckschrank. Mit zwei großen Türen, einem Staufach unten. Ungewöhnlich: Die Türen öffnen nach außen. Je nachdem, wie der Stauraum zugestellt ist, lassen sich Scharniertüren dann nicht mehr öffnen. Abhängig davon, wie die Sitzbank platziert ist, kann die vordere Schranktür nicht geöffnet werden. Darauf muss man sich einstellen.

Allerdings ist der gebotene Stauraum in dem Heckschrank hoch; für Kleidung sowie für Dinge wie die Kabeltrommel oder Auffahrkeile. Der Möbelblock selbst hat leider nach vielen tausend Kilometern begonnen leicht zu knarzen, er muss in die Werkstatt zum Nachziehen.

Dünne Matratze im Aufstelldach

Oben auf dem Dach sitzt ein hervorragendes Aufstelldach. Die Schale besteht aus GFK und wird von Gasdruckdämpfern beim Aufstellen unterstützt. Es verfügt über drei Fenster, alle drei mit Fliegengitter ausgestattet. Der Zeltbalg selbst lässt sich im vorderen Bereich per Reißverschluss lösen und großflächig öffnen, so dass ein Panoramaausschnitt entsteht.

Selbst das "Wiederzusammenzippen" funktioniert sehr gut. Das Bett bietet eine komfortable Größe von rund 2 auf 1,2 Metern. Ein umlaufendes LED-Band und eine Leseleuchte sorgen für gemütliche Beleuchtung.

Das Dach selbst wird über drei Hebelschließen wieder an die Karosse geklemmt. Bei unserem Dauertester kam es da bei der Bedienung durch häufig wechselnde Camper zu Missverständnissen und wilden Flüchen; aber für alle, die das System einmal kapiert haben, funktioniert es gut. Zum Schlafkomfort: Es gibt hier punktelastische Federelemente, aber die Auflage ist so dünn, dass man die Federn bei manchen Bewegungen durch spürt.

Die Technik ist überschaubar. Eine 60-Ah-Batterie versorgt die Aufbautechnik gerade ausreichend. Am Spülbecken werkelt eine gängige Tauchpumpe im Frischwasserkanister. Die Gaszufuhr ist mit einem elektronischen Ventil abgesichert. Bei der Heizung setzt Pössl auf eine Eberspächer-Dieselheizung, die mit dem kleinen Wohnraum leichtes Spiel hat, deren Bedienteil aber fummelig ist. Was fehlt, sind genug Leuchten. Zum Lesen unten zum Beispiel. Und: es gibt keine Vorhänge.

Aus Erfahrung lässt sich nur empfehlen, Vorhänge nachzurüsten. Ein praktischer Blickschutz schadet ja nicht, wenn man so ein Spontan-geht-alles-Auto hat. Denn das ist der Campstar: ein absoluter Alltag-Van. So muss man ihn sehen. Weltreise geht nur mit Abstrichen, aber Alltag, das kann er gut.

Daten und Messwerte

  • Auf- und Ausbau: Stahlblechkarosserie, Panorama Aufstelldach auf GFK, lackiert, Zweier-Schlafsitzbank mit Bettanbauteilen
  • Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung Eberspächer, 2 Ausströmer (1 x Sitzgruppe, 1 x Garage), Einscheiben-Glasfenster, Wasseranlage: Frischwasserrohre, 2 x USB und 1 x 220 V Anschluss im Fonds, 1 x USB im Aufstelldach
  • Basisfahrzeug: Mercedes-Benz V-Klasse 300d, Vierzylinder-Turbodiesel-Reihenmotor, Hubraum 1.950 cm3, Leistung 176 kW/239 PS bei 4.200/min, Drehmoment 500 Nm bei 1.600/min, Neungangautomatikgetriebe, Allradantrieb permanent, Anhängelast aufgelastet von 2 auf 2,5 t
  • Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 3,9/7,1/10,0 s; Elastizität 60–80/100 km/h (Automatik) 2,4/5,2 s, Testverbrauch 9,1 L/100 km

Preise und Ausstattung

Grundpreis: 72.999 Euro

(Mercedes V-Klasse, Motor 120 kW/163 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II

Testwagenpreis: 100.245 Euro

  • ✘ 239-PS-Motor (zul. GG 3100 kg): 4.000/369 Euro
  • ✘ Allradantrieb (70 kg): 4.729 Euro
  • ✘ Hyazinthrot Metallic: 1.259 Euro
  • ✘ Aufstelldach lackiert in Wagenfarbe: ✔ 1.299 Euro
  • ✘ Wohnraum Standheizung: ✔ 2.549 Euro
  • ✘ Anhängelast 2.500 kg: 149 Euro
  • ✘ Anhängekupplung abnehmbar: 1.289 Euro
  • ✘ Separat zu öffnende Heckscheibe: ✔ 579 Euro

✘ im Testwagen enthalten; ✔ empfehlenswert

Das fiel uns auf

(+) Der Fuß der Schwenkküche ist gut konstruiert und praxisgerecht für alle Untergründe.
(+) Die Zeltwände des Aufstelldachs lassen sich wie gezeigt per Reißverschluss öffnen. Und gut schließen.
(+) Zweite Schiebetür in der V-Klasse schafft ein offen-luftiges Raumgefühl.
(+) Schicke Ambientebeleuchtung an der Küche. Umlaufendes LED-Band bringt indirektes Lichts ins Innere.

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(+) (-) Einer der Dachverschlüsse. Im Dauertest hatten mehrere Tester Probleme mit der Benutzung.

(-) Die Matratze liegt auf Tellerfedern, bietet aber nicht genug Komfort. Hier darf man nachrüsten.

Wertung

maximal 5 Punkte möglich *Maßstab: Campingbusse ohne Bad  © Promobil

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