Zu dritt machen wir uns am Donnerstag vor dem Grand Prix Wochenende auf den Weg nach Monza. Los geht es mit dem Pössl Campstar auf Basis des Mercedes V300. Im Gepäck befinden sich ein Tisch, drei Stühle, Klamotten, Schlafsäcke, Geschirr und der Kühlbox voll mit "gutem bayrisch Hell".
Schon Ende Januar 2023 startet der Ticketverkauf für den Formula 1 Pirelli Gran Premio d’Italia, traditionell auf der historischen Rennstrecke im königlichen Park von Monza. Für meinen Bruder, den Bruder meiner Freundin und mich steht bereits seit einem halben Jahr fest: Dieses Tifosi-Festival wollen wir uns in nicht entgehen lassen. (Tifosis heißen übrigens die italienischen Ferrari-Fans.) Camillo-Campstar sollte uns auf dem Trip begleiten.
Mit dem Pössl Campstar im Formel-1-Fieber
Vorweg sei gesagt, dass ich privat einen VW T4 fahre, der mit seinem 2.5 TDI zwar saubere und zuverlässige Arbeit leistet, für seinen Fahrkomfort jenseits der 120 km/h allerdings nicht bekannt ist. Ganz anders verhält es sich im Campstar: Ich bin überrascht, sogar ein wenig begeistert, wie mühelos das 240 PS starke Mercedes-Aggregat in Kombination mit komfortabler Dämpfertechnik und stabilem Fahrwerk die 170 km/h auf der deutschen Autobahn abspult.
Der Verbrauch hält sich sogar bei diesen Geschwindigkeiten in einem akzeptablen Bereich zwischen 11 und 13 Liter, bei normaler Fahrt geht es runter auf unter 7 Liter. In den engen Straßen Monzas überzeugt der Mercedes mit auffallend guter Rundumsicht sowie einer Heckkamera. Für die Navigation nutzen wir neben dem integrierten Navi auch das Smartphone. Live Daten zu Staus und Sperrungen, und damit Vorschläge zu alternativen Routen werden über das Mercedes-eigene Informationssystem "MBUX" leider bisher nicht zuverlässig genug übertragen.
Ankunft und Camp auf dem Parkplatz
Gegen 20 Uhr kommen wir an unserem Ziel an, ein Parkplatz vor einer Sporthalle, keine 50 Meter Luftlinie von der Strecke an der Kurvenkombination "Variante della Roggia" entfernt, ohne Wasser und Stromanschluss. Wie sich herausstellt ein wahrer Geheimtipp: Gleich nebenan ist ein Bettenlager für die Streckenposten und Marshalls aufgebaut worden, inklusive Dusche und Toiletten, die wir mit nutzen können.
Gegen 21 Uhr stellt sich bei uns allen Hunger ein, die Paninis vom Autogrill waren doch keine nachhaltige Sättigung. Nach kurzer Diskussion steht die flexible Kücheninsel schon neben dem Pössl auf dem Parkplatz – samt Kochfeld, Spülbecken, Gasflasche und Wasserkanistern.
Gas und Wasser werden über ein kompaktes Kontrollpanel eingeschaltet und schon können wir brutzeln. Die Kühlbox hat derweil das Bier auf erfrischende 4 Grad heruntergekühlt und über wir lesen ab: volle Batterie nach der langen Fahrt. Wir sind gespannt, wie wir die nächsten drei Tage damit haushalten können.
Schlafkomfort oben und unten
Nach der ersten Nacht empfinden wir anders als Mittester Florian Greiner die Matratze im Aufstelldach doch als sehr komfortabel. Lediglich die Sitzbank im hinteren Bereich des Campstars, die sich mit zwei Handgriffen und den Fußstützen in ein 1,20 x 1,90 m Bett verwandelt, ließ die Hoffnung auf eine bequeme Nacht unerfüllt.
Bereits am Donnerstag ganz zu Beginn der Reise bemerkt Hannes, der die kommenden drei Nächte planmäßig auf der flexiblen Rückbank verbringen sollte, dass die Sitzfläche auffallend hart ist. Noch tut er das mit den Worten ab "das ist bestimmt zum Schlafen gemütlicher, wenn man nicht so einsinkt". Es empfiehlt sich absolut einen passenden Topper für die Schlafsitzbank zu kaufen. Die Liegeflächen-Verlängerungen sind in der Handhabung zwar etwas hakelig, erweisen sich aber durch ein simples Stecksystem als schnell und einfach montierbar und können praktisch unter der Sitzreihe verstaut werden.
Der Aufstieg ins Aufstelldach gestaltet sich gut: über die Armlehnen des Fahrer- und Beifahrersitzes befindet man sich im Handumdrehen im vergleichsweise geräumigen Schlafdach, das dank Panoramafenster inklusive Insektenschutznetz den Mercedes gut durchlüftet und bei Ausflügen in die Natur mit hervorragender Aussicht überzeugt.
Abdunklung mit DIY-Maßnahmen
Frühmorgens wecken uns hier bereits die lauten Motorengeräusche der Formel-3-Boliden – für Motorsportfans der beste Wecker, den man sich wünschen kann. Da über die abgedunkelten Scheiben im Heck des Campstars hinaus keine weitere Möglichkeit zur Abdunklung vorhanden ist, muss die DIY-Frontscheibenabdeckung inklusive Saugnäpfen aus dem Baumarkt herhalten. So ist die Nacht zu dritt trotz kleinem Raum angenehm kühl und trotz Dauer-Beleuchtung durch Straßenlaternen einigermaßen dunkel. Nach einer kurzen Stärkung geht es los: der erste von drei Tagen Motorsport pur!
Batterie-Kapazität komplett ausgenutzt
Am Samstag, also ca. 48 Stunden nach Ankunft bemerken wir, dass die Batterie sich langsam dem Ende neigt. Als Referenz: genutzt haben wir die Batterie für die Kühlbox auf einer der höchsten Stufen, Laden von drei Smartphones und für ein wenig Innenraumbeleuchtung.
Wir beschließen deshalb, es unseren Nachbarn gleichzutun und lassen für eine halbe Stunde notgedrungen den Motor laufen. Der Effekt überrascht, die Batterie ist bereits wieder zu mehr als drei Viertel voll, das sollte für den Rest des Kurztrips genügen.
Wasservorrat und Kanister-Nutzung
Unseren Wasservorrat haben wir bereits am zweiten Tag mit drei 5-Liter-Flaschen, wie man Sie in den südeuropäischen Supermärkten findet, aufgestockt und kommen so gut über die 3 Tage. Prinzipiell finden wir Aufteilung zwischen Frisch- und Grauwasser nicht durchdacht. Beide Kanister fassen 10 Liter. Eine Aufteilung mit größerem Frisch- und kleinerem Grauwasserkanister wäre in der Praxis deutlich sinnvoller – geht doch ein Großteil des Wassers entweder direkt in den Topf zum Kochen oder in die Trinkflasche und nicht zurück in den Kanister. © Promobil
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