Beim dritten Versuch klappt’s, das Rennrad bleibt oben auf den ausgestreckten Armen stehen, triumphierend in den wolkenlosen Himmel gereckt. Geschafft. Angekommen – am Ziel – vor der Kathedrale von Santiago de Compostela. Rundrum gibt’s bei fast allen anderen auch dieselben Freudengefühle: geschafft. Die Wandergruppe in blauen T-Shirts strahlt in die Kamera. Zwei junge Frauen liegen sinnierend auf dem Boden, den Kopf auf den Rucksack gebettet. Große Harmonie liegt über der Stadt. Und wir freuen uns mit an dieser guten Stimmung, auch wenn wir selbst gemütlich ohne Anstrengung mit dem Mobil hierhergefahren sind. Santiago de Compostela – wow, was für eine Stadt. Hier herrscht Eintracht und bunte, warme Lebensfreude.

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Jakobsweg: Der Weg der Pilgerer

In ganz Europa gibt es viele Jakobswege, die schon seit dem Mittelalter nur ein Ziel haben: die Kathedrale von Santiago de Compostela, wo die Gebeine des heiligen Jakob liegen sollen. Die Hauptader des Jakobswegs verläuft von den Pyrenäen aus fast 800 Kilometer lang über Pamplona, Burgos und Leon nach Santiago – immer parallel mit etwa 100 Kilometer Abstand zur Küste Nordspaniens.

Auf unseren Wanderungen begegnen wir immer wieder echten Peregrinos, oft junge Menschen, die den gesamten Weg nach Santiago gehen. Längst nicht alle sind religiös motiviert, für viele ist der Camino auch eine Reise zu sich selbst.

Für Pilger war die Reise in Santiago noch nicht zu Ende, sie mussten 80 Kilometer weiter wandern bis zum Cabo Finisterre, dem Ort, von dem die Menschen vor der Entdeckung Amerikas dachten, dass dort die Welt zu Ende sei. Als Beweis, dass sie auch wirklich dort waren, brachten die Pilger eine Jakobsmuschel mit – bis heute das markante Symbol für den Jakobsweg. Übrigens: Am Cabo gibt es einen Stellplatz mit Blick aufs Meer: Auf der anderen Seite ist dann nur noch Amerika.

Sehenswerte Städte

Außer Santiago erkunden wir eine Reihe interessanter Städte. Jede ist anders und jede ist einen Besuch wert. "In Santiago wird gebetet, in Vigo gearbeitet und in A Coruña wird gefeiert", sagen die Galicier. Und wir müssen sagen: Stimmt genau, zumindest bei unserem Aufenthalt im August.

A Coruña, die Stadt, in der hauptsächlich gefeiert wird, ist Hauptstadt der gleichnamigen Provinz an der Nordküste. In der Avenida Marina, gleich beim Fischereihafen, stehen vornehme sechsstöckige Häuser mit den traditionellen weiß bemalten, verglasten Holzbalkonen. Tagsüber, wenn das Wetter mitmacht, tummeln sich die Menschen an den großen Badestränden der Stadt. Und am Abend erwacht die City zu buntem und lautem Leben.

Vigo, die Stadt, in der in erster Linie gearbeitet wird, ist mit rund 300.000 Einwohnern eine Großstadt, die auf den ersten Blick nicht sehr einladend wirkt. In der Meerenge vor Vigo liegen die größten Muschelbänke des Landes. Beim genaueren Hinsehen macht es allerdings Spaß, durch das junge, wilde Viertel mit bunt bemalten Häusern zu schlendern und durchs Fischerviertel. In den Restaurants gibt es Meeresfrüchte aller Art, auch Austern, wie ja fast überall in Galicien – immer frisch und oft auch erstaunlich günstig.

An der Nordküste bummeln wir von Bucht zu Bucht, einige davon haben herrliche, weite Strände, manche sogar einen Stellplatz, wie zum Beispiel die kilometerlange Praia de Traba bei Laxe.

Die Galicische Küche

Eines darf man in Galicien natürlich nicht vergessen: die Küche. Ein Traum für die Liebhaber von Meeresfrüchten und Fischen. In den meisten Städten gibt es eine Pulperia, eine einfache Kneipe, in der in großen Kesseln Oktopus gekocht wird. Neben dem Pulpo a la Gallega sind Percebes die besondere Spezialität, die berühmten Entenmuscheln, und Vieiras, die noch viel berühmteren Jakobsmuscheln.

An der Westküste ist alles softer, das Meer ist etwas wärmer – und die Strände sind ebenfalls schön, zahlreich und meist auch sehr feinsandig. Hier gibt es bei Camping- und Stellplätzen die große Auswahl. Das Meer zieht sich in oft fjordartigen Einbuchtungen bis tief ins Land hinein. Wir haben die Küsten nördlich von Pontevedra erkundet – waren an den Stränden von Sanxenxo und Porto Novo.

Die Urlaubsorte sind wuselig, aber wenn man sich erst mal dran gewöhnt hat, kann man dieses chillige nordspanische Beach-Life von Tag zu Tag mehr genießen: Einfach vom Campingplatz zum nächsten Strand radeln, Badetuch ausbreiten, den Wellen zuhören – und sich aufs Abendessen freuen: mit Pulpo, Jakobsmuscheln und Rioja-Wein, der nicht weit von hier wächst.

Oktopus auf Galicische Art

Eine galicische Spezialität: Je größer der Pulpo, desto besser. Besonders zart wird der Oktopus, wenn er vor dem Kochen tiefgefroren war. Wichtig: Das ganze Tier muss dreimal für rund zehn Sekunden ins heiße Wasser getaucht und wieder (auch für zehn Sekunden) herausgenommen werden. Das Abschrecken verhindert, dass sich die Haut beim Kochen ablöst. Dann den Pulpo im Kochsud aus gesalzenem Wasser mit Lorbeerblättern und Zitronensaft etwa eine Stunde garen. Mit der Gabel testen, ob er schon weich ist. Traditionell wird Pulpo a la Gallega auf einem Holzteller mit Zahnstochern serviert, manchmal werden gekochte Kartoffelscheiben dazu gereicht. Dazu ein Glas Weißwein.

Das Wetter in Galicien

Regenschirm besser einpacken. Das Klima hier wird vom Atlantik geprägt, ist ausgesprochen mild, dabei jedoch sehr feucht. Temperaturen unter null oder über 30 Grad kommen fast nie vor. Im Herbst und Winter ist der Himmel allerdings oft voller Wolken und häufig zieht Nebel auf. Im Norden Spaniens fallen durchschnittlich 1.200 mm Niederschlag pro Quadratmeter pro Jahr. Obwohl der meiste Regen im Winterhalbjahr niedergeht, muss mit Regengüssen zu allen Jahreszeiten gerechnet werden. Sie können heftig ausfallen und auch länger anhalten. Der Nordwesten Galiciens weist rund 150 Regentage im Jahr auf und ist damit die niederschlagsreichste Region Spaniens.

Die Region Galicien im Überblick

Die fruchtbare, grüne Region im Nordwesten Spaniens grenzt an den Atlantik. Galicien besitzt fast 1700 Kilometer Küste. Weiße Sandstrände wechseln sich mit hohen Steilküsten ab – dazwischen: interessante Städte.

1. Santiago de Compostela

An der Plaza del Obradoiro stehen die imposante Jakobs-Kathedrale, der Raxoi-Palast und das luxuriöse "Hostal de los Reyes Católicos", angeblich ältestes Hotel der Welt. Kontrastprogramm: das Galicische Zentrum für zeitgenössische Kunst und die avantgardistische "Cidade da Cultura" auf dem Gipfel des Monte Gaiás.

2. A Coruña

Hafenstadt mit quirliger Seepromenade. Wahrzeichen ist der Herkulesturm, weltweit einer der ältesten Leuchttürme und Unesco-Weltkulturerbe. Prägnant: die Galerias, die fast schneeweißen bis acht Stockwerke hohen Häuser mit den für Galicien typischen verglasten Holzbalkonen. Tipp nicht nur für Familien: das Aquarium Finisterrae.

3. Fisterra

Galt lange als das Kap am Ende der Welt, Finis Terrae. Ehrfurcht gebietend: der Cabo Fisterra mit seinem wuchtigen oktogonalen Turm. 1853 erbaut, 138 Meter über dem Meeresspiegel. Atemberaubender Blick auf die Unendlichkeit des Ozeans sowie auf die Ría de Corcubión und die Küste von Carnota mit ihrem granitenen Monte do Pindo.

4. Pontevedra

Pittoreske Stadt am Zusammenfluss des Lérez mit der Ria von Pontevedra. Kleine Plätze, wappengeschmückte Herrenhäuser mit Arkaden und alte Kirchen dominieren die mittelalterliche Altstadt. Autos sind hier weitgehend aus der Innenstadt verbannt, Fußgänger haben Vorrang – das Konzept funktioniert seit über 20 Jahren.

5. Vigo

Mit knapp 300.000 Einwohnern die größte Stadt in Galicien. Sehenswert: die charmante Altstadt, das urige Fischerviertel Barrio de Berbés und die Aussicht vom Burgberg. Zur Mittagszeit werden die feinen lokalen Austern in Läden entlang der Rúa Pescadería ganz frisch angeboten. Toll für Schiff-Fans: das Museo do Mar am Kap von O Muiño.

6. Ourense

Heiße Quellen, leckere Tapas und eine nette Altstadt. Die römische Brücke über den Miño ist heute noch ein sensationeller Anblick. Die 67°C heißen Schwefelquellen von As Burgas sprudeln südwestlich der Altstadt aus dem Boden, mehrere Freibäder liegen am rechten Ufer des Flusses. Originelle Tapas-Bars bietet z. B. die Rúa de San Miguel.

Stellplatz-Tipps

Santa Maria de Brandonas

Gebührenpflichtiger Stellplatz in A Gris, am Waldrand. Teilweise uneben, geschottert, beleuchtet. In der Nähe: ausgewiesene Fahrrad- und Wanderwege, Spielplatz. Preis pro Nacht: 9,80 Euro. Bezahlung beim Betreiber. Wasser, WC, Dusche, WLAN im Übernachtungspreis enthalten. Strom: 4 Euro/Tag.

Área de Autocaravanas

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 12 Mobile außerhalb von Boiro, vom Meer durch eine große Straße getrennt. Überwiegend eben, asphaltierter Untergrund. Preis pro Nacht: 6 Euro. Bezahlung am Parkscheinautomaten. Ganzjährig.

Area de O Mundil

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 24 Mobile auf einem für Reisemobile angelegten und ausgewiesenen Areal an einem Reiterhof. Überwiegend eben, teilweise schattig, geschottert. Zentrum zu Fuß erreichbar. In der Nähe: Pferdesportveranstaltungen am Hof. Preis pro Nacht: 10 Euro. Strom, Wasser, Entsorgung Grauwasser und Chemie-WC im Übernachtungspreis enthalten. Ganzjährig.

Stellplatz Faro Fisterra

Gebührenfreier Stellplatz direkt am Kap Fisterra auf einem Parkplatz. Wiesenuntergrund. Maximaler Aufenthalt: 2 Nächte.

Area Finisterre

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 30 Mobile am Ortsrand mit schönem Meerblick. Teilweise uneben, kein Schatten, geschottert, barrierefrei, beleuchtet. Zentrum zu Fuß erreichbar. In der Nähe: Strand, Hafen. Preis pro Nacht inklusive zwei erwachsener Personen: 8 Euro. Bezahlung beim Platzwart. Entsorgung Grauwasser und Chemie-WC, WLAN im Übernachtungspreis enthalten. Strom: 3 Euro/Tag, Wasser: 3 Euro/Tag. V+E für Durchreisende: 3 Euro. Maximaler Aufenthalt: 3 Nächte. Ganzjährig.

Parking Marina Coruña

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 15 Mobile. Am Platz: Kiosk, Imbiss. In der Nähe: Altstadt, Marina. Preis pro Nacht für Mobil und zwei Erwachsene: 28–47 Euro. Bezahlung beim Betreiber. Ganzjährig.

Parking

Gebührenfreier Stellplatz für 10 Mobile südlich von Laxe, zwischen Wald und Strand. Überwiegend eben, kein Schatten, auf Wiesenuntergrund. Maximaler Aufenthalt: 2 Nächte.

Lavacolla Camper Park Santiago

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 30 Mobile außerorts. Überwiegend eben, kein Schatten, beleuchtet. Am Platz: Video-Überwachung. In der Nähe: Altstadt, Bus nach Santiago de Compostela, ausgewiesene Wanderwege. Preis pro Nacht: 10 Euro. Bezahlung beim Betreiber. Entsorgung Grauwasser und Chemie-WC, WC, WLAN im Übernachtungspreis enthalten. Strom: 2 Euro. Saison von Mitte Januar bis Anfang Dezember.

Area de Pragueira

Gebührenpflichtiger Stellplatz für 40 Mobile außerorts mit tollem Meerblick. Überwiegend eben, teilweise schattig, auf Rasen. Preis pro Nacht: je nach Saison 10–15 Euro. Bezahlung beim Betreiber. Wasser, Entsorgung Grauwasser und Chemie-WC, WC im Übernachtungspreis enthalten. Strom: 5 Euro, Dusche: 1 Euro/5 Min.

Parking Autocaravanas Vigo

Gebührenpflichtiger Stellplatz am Ortsrand. Der Stellplatz liegt an der Autobahn. Überwiegend eben, kein Schatten, beleuchtet. Zentrum zu Fuß erreichbar. Am Platz: Video-Überwachung. Preis pro Nacht: 10 Euro. Bezahlung beim Betreiber. Wasser, Entsorgung Grauwasser und Chemie-WC im Übernachtungspreis enthalten. Strom: 3 Euro/kWh.

Camping-Tipps

Camping Ruta Finisterre

Schöner Platz mit Blick aufs Meer. Terrassiertes, durch Steinmauern unterteiltes Hanggelände im hochstämmigen Pinienwald, landeinwärts der Küstenstraße. Hervorragende Sanitäranlagen, Spielplatz, 2 Minuten über eine Straße zum Sandstrand. 2 ha, 250 Plätze, 6 für Dauercamper. Geöffnet 15. Juni bis 15. September 2024.

Camping Lago-Mar

Sympathischer 3-Sterne-Campingplatz am Praia do Lago, wo der Rio do Lago ins Meer mündet. Leicht geneigtes, terrassenförmig angelegtes Wiesengelände, schattig durch Baumbestand. Zum Strand geht man über eine Treppe. 1,8 ha, 40 Plätze. Geöffnet Mitte März bis Mitte September.

Camping Monte Cabo

Urgemütlicher Platz in Strandnähe. Durch einige Büsche und junge Bäume gegliedertes Gelände oberhalb der Steilküste. Gesamtes Gelände mit Ginster bewachsen, Stellplätze auf Wiese. Blick auf das Meer. Brandneue Sanitäranlagen, Mehrzwecksportfeld, Spielplatz, 250 m zum Strand, Reitmöglichkeit in 700 m. 1 ha, 25 Plätze, 5 für Dauercamper, 4 Mietunterkünfte. Geöffnet Ostern bis 1.11.

Camping As Cancelas

Gepflegter Platz in Stadtnähe. In Terrassen an einem Hügel angelegtes Wiesengelände mit Baumbestand und Hecken. Knappe, aber ausreichend große Stellplätze, teilweise uneben, überwiegend parzelliert. 2,5 km zum Zentrum von Santiago de Compostela. Bushaltestelle in der Nähe. Schwimmbad, Mehrzwecksportfeld, Spielplatz. 2,2 ha, 412 Plätze, 12 Mietunterkünfte. Ganzjährig geöffnet.

Camping Muiñeira

Familiärer Platz mit tollem Blick aufs Meer. Teils terrassiertes, teils ebenes Gelände beiderseits der Küstenstraße. Mit halbhohen Laubbäumen bewachsen. Der strandnahe, ebene Platzteil verfügt nur über geringe Bepflanzung. Blick auf vorgelagerte Inseln. Über eine Treppe gelangt man zum etwa 300 Meter langen und bis zu 80 Meter breiten, mit einigen Felsen durchsetzten Sandstrand. 0,8 ha, 20 Stellplätze, 10 Mietunterkünfte. Geöffnet März bis Ende Oktober.

Camping Playa Samil

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Gut ausgestatteter Campingplatz direkt am Samil Beach. 3 km vom Stadtzentrum entfernt. Terrassenplätze mit Grasboden, viel Baumbestand. Strand, Spielplatz, Wasserrutsche, Hallenbad, Sauna etc. 0,5 ha, 84 Stellplätze. Geöffnet Januar bis 15. Oktober 2024.  © Promobil

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