Malaria, Dengue oder Tollwut – Tropenkrankheiten sind in vielen Regionen weit verbreitet und können zum Teil auch Wochen oder Monate nach der Reise noch ausbrechen. Werden sie zu spät erkannt, kann das lebensgefährlich sein.
Die Urlaubsbilder der Brasilien-Tour sind schon längst archiviert, als scheinbar grundlos hohes Fieber auftritt. Der Hausarzt bewertet die erhöhte Temperatur vielleicht zunächst nicht kritisch, daher sollten Betroffene immer auf den vorangegangenen Urlaub hinweisen. Denn es könnte sich um die Tropenkrankheit Malaria handeln, die auch Monate später noch auftreten und bei zu später Erkennung sogar tödlich enden kann.
Was sind die häufigsten Tropenkrankheiten?
Malaria ist vor allem in den Tropen und Subtropen verbreitet und wird durch die Anophelesmücke übertragen. "Mit 800 bis 1.000 jährlich gemeldeten Fällen gehört Malaria noch immer zu einer der häufigsten, 'klassischen' Tropenerkrankungen in Deutschland", erklärt Dr. Silja Bühler, Leiterin der Reisemedizinischen Ambulanz am Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg.
Neben Fieber zählen auch Kopf- und Gliederschmerzen zu den Symptomen, begleitet von einem starken Krankheitsgefühl mit Schüttelfrost. Die Inkubationszeit beträgt je nach Variante mehrere Tage bis hin zu Wochen oder Monaten. Gefährliche Formen führen rasch zu lebensbedrohlichen Zuständen, heilen aber bei entsprechender Behandlung in der Regel aus.
Aktuell gibt es schwere Ausbrüche des Dengue-Fiebers. "Die Anzahl der gemeldeten Infektionen ist 2019 in vielen subtropischen und tropischen Regionen so hoch wie schon lange nicht mehr", weiß Dr. Bühler. Allein in Südamerika wurden von der Weltgesundheitsorganisation über 2,8 Millionen Fälle im Jahr 2019 verzeichnet. Das Dengue-Fieber wird durch ein Virus ausgelöst, das über tagaktive Stechmücken übertragen wird.
Nach einer Inkubationszeit von einigen Tagen treten grippeähnliche Symptome wie hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auf. Bei rechtzeitiger Diagnose und adäquater Behandlung kann ein schwerer Verlauf der ersten Infektion meist verhindert werden. Nach Infektion mit einem der vier Virus-Typen sind Patienten gegen diesen resistent. Bei einer Zweitinfektion mit einem anderen Virustyp kann die Krankheit schwerer verlaufen.
Generell unterschätzt wird die Gefahr der Influenza-Infektion in südlichen Gefilden. "Wir empfehlen bei Reisen in die Tropen- und Subtropen die sogenannte Grippeimpfung", betont Dr. Bühler. Die Viruskrankheit überträgt sich durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch, typische Symptome sind Fieber, Kopf-, Glieder- und Halsschmerzen mit trockenem Husten.
Die Inkubationszeit beträgt wenige Tage. Gefährdet sind besonders Menschen über 60 sowie Kinder und Erwachsene mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Asthma.
Gefährliche Infektionen auf Reisen
Neben den "klassischen" Tropenkrankheiten häufen sich auch weniger bekannte Infektionen. "In Europa sind West-Nil-Erkrankungen auf dem Vormarsch", weiß Dr. Bühler. Die akute, oft grippeähnliche Erkrankung führt nach einer Inkubationszeit von zwei bis 14 Tagen zu Fieber und Muskelschmerzen, in einigen Fällen kommt ein Hautausschlag hinzu. Bei älteren Menschen kann die Erkrankung tödlich verlaufen.
In letzter Zeit treten vermehrt Chikungunya-Fälle auf. Seit Ausbruchsbeginn im Juli 2019 gab es in Äthiopien über 50.000 Erkrankungen, in Brasilien knapp 130.000 wahrscheinliche Fälle. Die asiatische Tigermücke Aedes albopictus als Hauptüberträger des Erregers ist aber auch im europäischen Mittelmeerraum verbreitet.
Betroffene können vier bis sieben Tage nach der Infektion hohes Fieber bekommen. Weitere Symptome sind starke Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Hautausschlag oder Kopfschmerzen. Die meisten Patienten erholen sich nach wenigen Tagen von selbst. Bei Säuglingen, älteren Menschen oder chronisch Kranken kann es zu schweren Komplikationen wie einer Leber- oder Herzmuskelentzündung kommen.
Während Deutschland seit 2008 als frei von terrestrischer Tollwut gilt, zählen Asien, Afrika und Lateinamerika zu Tollwutverbreitungsgebieten. Die Krankheit wird zumeist über Bissverletzungen von infizierten Tieren ausgelöst und verläuft tödlich.
Symptome nach Fernreise ernst nehmen
Generell können verschiedene Symptome auftreten, die für die Infektion mit einer Tropenkrankheit sprechen. "Ein Alarmsignal ist auf jeden Fall Fieber", warnt Dr. Bühler. "Es sollte während der Reise und auch danach ein Fieberthermometer zur Hand sein und bei erhöhter Temperatur ein Arzt aufgesucht werden."
Auch hinter schweren Durchfallerkrankungen oder Hautveränderungen können sich Tropenkrankheiten verbergen. Die Symptome sollten von einem Experten abgeklärt werden. Wird die Infektion frühzeitig erkannt, sind die Heilungschancen zumeist gut.
Reisende müssen ihren Arzt unbedingt darauf hinweisen, dass sie sich im Ausland aufgehalten haben. Nur so können die richtigen Tests durchgeführt und beispielsweise Malaria per Blutuntersuchung ausgeschlossen werden. Besonders wichtig: Eine Malaria kann auch Monate nach einem Auslandsaufenthalt noch auftreten!
Wo kann man sich mit Tropenkrankheiten infizieren?
Klassischerweise treten die sogenannten Tropenkrankheiten wie Malaria und Dengue in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika, der Karibik und der Pazifikregion auf. Gelbfiebergefahr besteht hauptsächlich in Südamerika und Afrika.
"Kürzlich in Frankreich und Spanien erworbene Dengue-Infektionen zeigen aber auch, dass sich die Gebiete, in denen klassische Tropenkrankheiten auftreten, ausweiten beziehungsweise rasch ändern können", warnt Dr. Bühler. Am besten sollte daher vor der Reise eine länderspezifische Beratung beim Reise- oder Tropenmediziner erfolgen.
Wie können sich Reisende vor Tropenkrankheiten schützen?
Viele Erreger von Tropenkrankheiten werden durch Mücken übertragen. Dazu zählen unter anderem Malaria, Dengue, Chikungunya oder Zika. "Reisende sollten deshalb auf umfassenden Mückenschutz achten - sowohl tagsüber als auch nachts", rät Prof. Dr. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin in Düsseldorf.
Tagsüber empfiehlt sich helle und geschlossene Kleidung, sie hilft, die Mücken fernzuhalten. Da Moskitos durch dünne Materialien hindurch stechen können, sollte feines Gewebe zusätzlich mit einem Insektenschutz imprägniert sein. Für freie Hautstellen empfehlen sich mückenabweisende Mittel mit dem Wirkstoff Diethyltoluamid in einer Konzentration ab 30 Prozent. Moskitonetze über dem Schlafplatz und an Fenstern und Türen sind abends und nachts als Schutz vor den Insekten ratsam.
Gegen einige Erreger gibt es zudem vorbeugende Maßnahmen. Sinnvoll für Reisende sind daher Impfungen beispielsweise gegen Hepatitis A, Tollwut, Typhus oder Gelbfieber. "Vor jedem Urlaub sollte auch auf die Vervollständigung der Standardimpfungen, inklusive Masern, geachtet werden", rät Dr. Bühler. "Diese Infektionskrankheit ist weltweit wieder auf dem Vormarsch."
Bei Malaria kann eine medikamentöse Prophylaxe helfen. Um lästige Durchfallerkrankungen zu vermeiden, ist eine gute Lebensmittelhygiene auf Reisen wichtig.
Verwendete Quelle:
- Interview mit PD Dr. Silja Bühler, Leiterin der Reisemedizinischen Ambulanz am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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