Für den VW-Bus gibt es schon lange vielfältige Tuning-Möglichkeiten. Inzwischen haben die Tuner auch die 3,5-t-Kastenwagen entdeckt.
Schicke Felgen, breite Schlappen, sportlich-markante Frontspoiler oder verchromte Bullenfänger. Mehr und mehr Campingbusbesitzer wollen dem "Weiße-Ware-Look" entfliehen – nicht nur bei der Außenlackierung. Mit dem lange einsamen Marktführer Fiat Ducato ging es los, mittlerweile gibt es viele Tuning-Upgrades für weitere Camping-Basisfahrzeuge.
Ein Beispiel: Der Mercedes-Benz Sprinter gewinnt als etwas noblere Ausbaubasis zunehmend Marktanteile. Und mit dessen ambitioniertem Werksallrad samt Höherlegung entdeckte eine wachsende Zahl an Campingbus-Fans die Vorzüge eines Busses mit einigem Gelände-Talent. In den letzten Jahren entwickelte sich der Offroad-Look dann sogar zum starken Trend, sodass selbst Modelle ohne Allrad mit Offroad-Insignien wie Stollenreifen, Dachträger, Zusatzscheinwerfern und Höherlegung ausgestattet werden – meist mehr aus optischen Gründen.
Speziell die Transporter, die schon ab Werk mit Allradantrieb bestellbar sind – neben dem Sprinter auch der Ford Transit und der VW Crafter/MAN TGE –, lassen sich mit Spezialzubehör und Modifikationen noch deutlich weiter auf den Einsatz jenseits asphaltierter Straßen trimmen. Aber bei den Stellantis-Modellen – Fiat Ducato & Co. – und dem Renault Master gibt es Möglichkeiten durch Spezialanbieter wie Dangel und Oberaigner, die eigene Allradsysteme nachrüsten können.
Optik- und Offroad-Tuning verschmelzen inzwischen mehr und mehr. Der Offroad-Camper soll auch optisch was hermachen, so wie der Rhön Camp, der mit einem neuen Kühlergrill und Frontstoßfänger gepimpt wurde. Und sportlich aufgemotzte Ducato rollen auf AT-Reifen oder mit Frontbügel und Seilwinde vor. Erlaubt ist, was gefällt bzw. zulässig ist.
Tipp vorweg: Beim Kauf sollte man unbedingt auf die Zulässigkeit des Tunigs achten. Alle Modifikationen und Teile müssen eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) haben oder besser noch in den Fahrzeugpapieren direkt eingetragen sind. Das erspart Ärger.
Offroad-Tuning für Campingfahrzeuge
Wer mit seinem Fahrzeug abseits befestigter Straßen unterwegs ist, stößt schnell an die Grenzen der Serienausstattung. Ob mehr Bodenfreiheit, bessere Traktion oder zusätzlicher Schutz – gezielte Modifikationen verbessern die Geländetauglichkeit erheblich. Doch nicht jede Maßnahme ist sinnvoll für jedes Fahrzeug. Hier sind die wichtigsten Umbauten, die den Unterschied zwischen stecken bleiben und souverän durchkommen ausmachen.
Neue Räder und Felgen: Um den Campingbus geländetauglicher zu machen, beginnt man in der Regel mit einem Räderwechsel. Größere Felgen- und Reifenformate, die innerhalb der zulässigen Grenzen liegen, verbessern nicht nur die Traktion, sondern erhöhen auch die Bodenfreiheit – insbesondere unter den Achsen, wo eine Karosseriehöherlegung nicht greift.
- Für den Offroad-Einsatz eignen sich besonders widerstandsfähige Felgen, die speziell für harte Bedingungen entwickelt wurden. Modelle mit Beadlock-Ringen verhindern, dass der Reifen bei reduziertem Luftdruck – etwa auf sandigem Untergrund – auf der Felge verrutscht oder abspringt.
- Als Bereifung kommen meist All-Terrain-Reifen (AT) mit grobem Profil und verstärkter Bauweise zum Einsatz. Sie bieten auf der Straße noch akzeptable Fahreigenschaften, neigen jedoch bei Nässe schneller zum Gripverlust und erzeugen durch ihr Profil lautere Abrollgeräusche.
Höherlegung für mehr Bodenfreiheit: Eine weitere Möglichkeit, das Fahrzeug geländegängiger zu machen, ist eine Höherlegung der Karosserie. Zwischen fünf und zwölf Zentimeter sind häufig realisierbar, wobei in manchen Fällen Antriebswellen, Kardanwellen und das Lenkgestänge angepasst werden müssen. Eine Höherlegung kann auch erforderlich sein, um größere Räder montieren zu können. Dabei sind oft zusätzliche Kotflügelverbreiterungen sowie eine Tachoanpassung notwendig, um den veränderten Abrollumfang auszugleichen.
Schutz für sensible Fahrzeugbereiche: Auch mit höhergelegtem Fahrwerk kann es passieren, dass das Fahrzeug aufsetzt. Um Schäden zu vermeiden, gibt es spezielle Schutzbleche und -bügel für empfindliche Komponenten wie die Ölwanne, das Getriebe und den Tank.
- Rockslider oder seitliche Schwellerrohre schützen die unteren Karosseriekanten, insbesondere die Türschweller, die eine tragende Funktion haben.
- Besonders gefährdet sind elektrisch ausfahrbare Trittstufen unter Schiebetüren – robustere Varianten, wie jene von Alpha-Dynamik, klappen während der Fahrt flach an den Unterboden an und sind dadurch besser geschützt.
Optimierung des Antriebsstrangs: Modifikationen am Antrieb sind oft nur begrenzt möglich. Eine Ausnahme bildet die Hinterachs-Differenzialsperre für den Transit 4x4 von ORM. Das Allradsystem von Iglhaut für den Mercedes Sprinter geht noch weiter: Neben einer Geländeuntersetzung sind hier bis zu drei Differenzialsperren realisierbar – an beiden Achsen sowie im Mittendifferenzial. In dieser Klasse bietet lediglich der robuste Iveco Daily 4x4 eine vergleichbare Ausstattung.
Schnorchel für saubere Luftzufuhr: Ein weiteres markantes Offroad-Upgrade ist der sogenannte Schnorchel. Dieses Rohr, das vom Motorraum entlang der A-Säule nach oben geführt wird, dient primär dazu, die Ansaugluft von aufgewirbeltem Staub freizuhalten – weniger, um Wasserdurchfahrten zu erleichtern. Ergänzend kann ein Zyklonabscheider helfen, grobe Schmutzpartikel aus der Luft herauszufiltern.
Mehr Licht für bessere Sicht: Auf unbeleuchteten Wegen sorgen Zusatzscheinwerfer oder Lightbars für bessere Orientierung. Strahler, die auch auf der Straße als Fernlichtersatz dienen, werden meist im Kühlergrill oder an einem Frontbügel montiert. Dachscheinwerfer hingegen sind nur für den Geländeeinsatz oder als Arbeitslicht zugelassen.
Externe Stauraumlösungen: Große Ersatzteile und Ausrüstungsgegenstände wie Ersatzrad, Reservekanister oder Sandbleche sollen meist nicht im Innenraum verstaut werden. Hierfür gibt es robuste Heckträger, die auch auf Rüttelpisten standhalten. Wer noch mehr Stauraum benötigt, kann auf Dachträger zurückgreifen – diese eignen sich nicht nur für den Transport, sondern auch als Plattform zum Entspannen oder zur Tierbeobachtung.
Optik-Tuning für Camper
Auch wenn es bei einem Campingbus nicht um die Geschwindigkeit geht, kann eine sportlichere Note beim äußeren Auftritt den Spaß am eigenen Fahrzeug weiter erhöhen. Einige Optiktuning-Anbieter haben Anbauteile für gängige Transporter im Programm.
Den größten Effekt bringen meist umgestaltete Frontstoßfänger und Spoiler, wie es sie in verschiedener Form vor allem für den Fiat Ducato und Mercedes Sprinter gibt. Teils sind darin auch zusätzliche Scheinwerfer und Leuchten integriert.
Beim Sprinter sehr beliebt sind zudem alternative Kühlergrilldesigns, etwa mit senkrechten statt waagerechten Streben. Beim Transit wiederum wird das Serienteil gerne gegen den sogenannten "Raptor-Grill" mit markantem Ford-Schriftzug getauscht, den es als Original-Ersatzteil zu kaufen gibt. Heckspoiler und Seitenschwellerleisten lassen den sportlichen Look zudem rundum schlüssig wirken.
Schicke Alufelgen und breite Reifen sind natürlich weitere wichtige Zutaten, um Eindruck zu hinterlassen. Bei der Auswahl sollte man aber nicht nur auf die Optik achten, entscheidend dabei ist vor allem die maximale Tragfähigkeit von Felge und Pneu, die möglicherweise nicht für die hohen Radlasten eines 3,5-Tonners – oder eventuell sogar mehr – ausgelegt ist.
Für breite Schlappen sind häufig auch Kotflügelverbreiterungen vorgeschrieben. Dafür gibt es einfache Gummilippen, die auf den Kotflügel aufgeklebt werden, sich aber nicht selten bald wieder lösen. Besser sind Exemplare, die nicht nur geklebt werden, oder richtige Kunststoff-Formteile zum Festschrauben.

Um einem Fahrzeug einen ganz anderen Look zu verpassen, muss man es nicht unbedingt neu lackieren. Mit Folierungen sind heute tolle Dinge möglich, insbesondere wenn ein mehrfarbiges Design umgesetzt werden soll.
Tuning-Anbieter im Überblick
- Achleitner: Offroad-Optimierungen für Mercedes Sprinter und Iveco Daily sowie Individualumbauten.
- Alpha-Dynamik: Elektrische Trittstufen, Frontbügel und Schwellerschutzrohre für gängige Transporter.
- Dangel 4x4: Allradsysteme für Citroën Berlingo, Jumpy und Jumper bzw. baugleiche Stellantis-Modelle.
- Delta 4x4/Loder: Offroad-Felgen, AT-Reifen, Komplett-umbauten von Mercedes Sprinter und Fiat Ducato.
- Hurter Offroad: Offroad-Umbauten inklusive Höherlegungen für Pick-ups, Ford Transit undFiat Ducato.
- Iglhaut Allrad: Eigenes Allradsystem für Mercedes Sprinter und V-Klasse/Vito, VW Crafter und MAN TGE.
- Ktec-Design: Vielfältiges On- und Offroad-Tuning-Zubehör für alle gängigen Transporter.
- Litec innovations: Voll-LED-Scheinwerfer für Fiat Ducato, VW Crafter, Zusatzscheinwerfer und Leuchten für weitere.
- Nugget-Schmiede: Optik-, On- und Offroad-Tuning speziell abgestimmt auf den Ford Nugget.
- Oberaigner: Eigene Allradsysteme und Sonderlösungen für Transporter und Lkw.
- ORC Center/Exclusiv: Offroadumbauten Mercedes Sprinter, große Felgenauswahl für Transporter.
- Off-Road-Mobile (ORM): Offroadumbauten inklusive Höherlegung für Ford Transit und Fiat Ducato.
- Schnitzler Racing: Umfangreiche sportlich-luxuriöse Umbauten des Fiat Ducato, außen und innen.
- Seikel: Spezialist für extreme Offroad-Umbauten des VW Trranporters, auch VW Crafter/MAN TGE.
- SOD (Stone Offroad Design): Individueller Bau von Campingbussen und Fernreisemobilen mit Offroad-Optimierung.
- RDX Racedesign: Front- und Heckspoiler sowie viele andere Anbauteile für alle gängigen Transporter.
- Rhön-Camp: Individueller Bau von Campingbussen und Fernreisemobilen mit Offroad-Optimierung.
- RM Schirner: Individueller Ausbau von Kastenwagen, auch mit Offroad-Optimierung.
- Terranger: Offroad-Zubehör und -Umbauten für den VW Transporter und Mercedes Vito/V-Klasse.
- Vansports: Sportliche Anbauteile vor allem für Mercedes-Transporter, aber auch den Fiat Ducato.
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