Berlin/München (dpa/tmn) - Es ist kein Wunder: Wer so lange und dunkle Wintermonate hat, feiert den längsten Tag des Jahres richtig groß. Und zwar immer an dem Sonnabend, der zwischen 20. und 26. Juni liegt. "Nach Weihnachten ist es das wichtigste und vor allem das fröhlichste Fest des Jahres", sagt Michaela Fuchs, die einen Blog über die nordische Küche betreibt. "Mahtava" heißt er. Das ist finnisch und bedeutet so viel wie "klasse, super, sensationell".

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Die Bloggerin kennt das Mittsommer-Festgefühl der Skandinavier. Sie pendelt zwischen München und ihrem roten Holzhäuschen oberhalb des Polarkreises. "Es fängt immer schon am Freitag an. Ab 12 Uhr ist jede Stadt wie ausgestorben. Dann sollte man alles für die Feierlichkeiten besorgt haben."

Raus auf's Land, rein in die Hütte

Die Leute zieht es dann raus aufs Land, am liebsten ins eigene Ferienhaus. Oder zu jemandem, der eines hat. Aus der Beobachtung von Michaela Fuchs haben Finnen und Schweden ein ähnliches Feier-Prinzip: "Freitag wird Party gemacht und Sonnabend mit der Familie gefeiert." Dann hätten neue Kartoffeln und alle Art von Fisch Hochsaison, vor allem eingelegter Hering und gegrillter Lachs und jede Menge Aquavit, der berühmte skandinavische Kümmelschnaps.

Must-haves: Eingelegter Hering und Lachs

Eines von Fuchs' liebsten Heringsrezepten ist Skärgårdssill, Schärengarten-Heringstopf: "Das Rezept mit Fischrogen ist so herrlich einfach und hält sich eine Woche im Kühlschrank". Für 4 bis 6 Portionen werden 150 ml saure Sahne mit 2 EL Mayonnaise, 4 EL Fischrogen und 2 EL geschnittenen Schnittlauch in einer Schüssel vermischt. Darin landen dann die mundgerechte Stückchen von 400 g Matjesfilets und ziehen gut drei Stunden im Kühlschrank durch.

Das ist die Spitze: Finnen kochen auch in der Sauna!

Während die Schweden mit Wiesenblütenkränzen im Haar am liebsten Mittsommer direkt am Strand feiern, treiben es die Finnen mit ihrem Saunakult auf die Spitze. Da wird zur Sommersonnenwende schon mal in der Sauna gekocht. Wie bitte? In der Sauna kochen?

Katariina Vuori aus dem nordfinnischen Oulu hat darüber sogar ein ganzes Kochbuch geschrieben ("Das Sauna-Kochbuch - Vom Aufguss zum Hochgenuss"). Um zu demonstrieren wie einfach das geht, hat sie für zwei Mittsommer-Rezepte den Kochlöffel in der Sauna der Finnischen Botschaft in Berlin geschwungen. Im Gepäck: Lachsfilet, Rentierlendchen und neue Kartoffeln.

Lachs-Wraps mit neuen Kartoffeln

"Die Lachsfilets sind für einen Wrap gedacht", sagt Vuori. Dafür landet der Fisch zunächst als Streifen in Ziehharmonikaform auf Holzspießen. Die rund 20 Spieße kommen dann zusammen mit 1/2 Liter Weißwein, 1/2 Liter Wasser, je einer halben Tasse Sojasoße und Honig, sowie einem Bund Dill, dem Saft einer halben Zitrone und frischen Meerrettich (ca. 8 cm) in einen Topf und kochen 10 bis 20 Minuten.

Während parallel dazu Karottenstreifen in einer Pfanne neben dem Topf auf dem Saunaofen brutzeln, rührt die Köchin eine Sour Cream mit Dill zusammen. "Die Spieße, die Saure-Sahne-Creme, das Gemüse und gekochte kleine neue Kartoffeln werden mit Tortilla-Fladen wie auf einem Buffet angerichtet und dann füllt und wickelt sich jeder seinen Wrap", erklärt die Saunaköchin. Wer keine Sauna hat, kann das natürlich alles auch auf dem Herd zaubern.

Rentierlendchen in Salzmantel

Die Rentierlenden kommen für Saunen mit Holzofen infrage, landen in einem Salzmantel und können durch Rind oder jede Art von Fisch, etwa Lachs, Barsch oder Forelle ersetzt werden. Dazu circa 400 g in circa 2 cm große Würfel vom jeweiligen Fleisch oder Fisch schneiden.

"Jeder Würfel kommt in ein Salzteig-Bällchen", sagt Vuori und vermengt dafür 400 g Mehl, 400 g Salz, 200 ml Wasser zu einem Teig und drückt jedes Fleischstück in eine etwa 1 cm dicke Teighülle. Die Bällchen landen auf einem Stück Pappe - so groß, dass es durch die Ofenöffnung passt. "Im Ofen verbrennt die Pappe, aber sie sorgt dafür, dass die Bällchen einen festen Boden bekommen", erklärt Vuori.

Die Bällchen backen 20 bis 25 Minuten in der Glut. "Oder solange bis die Teighülle hart wie Stein ist", sagt Vuori. Wer die dann noch beißen soll? Niemand! "Der Salzmantel wird abgeschlagen", gibt die Köchin Entwarnung. Gegessen wird nur das Fleisch, in das reichlich Salz aus dem Teig gezogen ist. Das wird dann aber in eine süße Preiselbeersauce getunkt und so neutralisiert. Wer keine Sauna mit Holzofen besitzt, kann auch Kamin, Feuerschale oder Herd nutzen.

Kein Mittsommer ohne klassische Erdbeertorte

Die Erdbeertorte darf auf keiner Mittsommer-Tafel fehlen. "Da hat jeder sein Familienrezept", sagt Tanja Huutonen. Die Botschaftsrätin der Finnen in Berlin verquirlt für ihre "Mansikkakakku" zunächst 5 Eier mit Zucker - so viel davon, wie in ein großes Wasserglas passt.

Dann wird die gleiche Menge (Wasserglas voll) gesiebtes Mehl (Weizen- und Kartoffelmehl gemischt) und 1 TL Backpulver vorsichtig unter die Ei-Zucker-Masse gehoben und in eine gefettete und mit Semmelbrösel bestreute Springform gegeben. Den Teig dann bei 175 Grad backen. "Nach 35 Minuten kann man mit Zahnstochern testen, ob der Tortenboden durchgebacken ist", sagt Tanja Huutonen.

Wenn er ausgekühlt ist, wird er in drei Schichten geschnitten. "Auf die unterste Schicht kommt eine Mischung aus Wasser, Zucker und Marmelade, auf die mittlere Schicht Erdbeermarmelade, frische Erdbeeren und Schlagsahne. Dann mit der dritten Schicht abdecken." Abschließend bestreicht sie die Torte komplett mit Schlagsahne und dekoriert sie mit frischen schönen Erdbeeren.

Literatur:

Katariina Vuori und Janne Pekkala: "Das Sauna-Kochbuch: Vom Aufguss zum Hochgenuss", btb Verlag, 192 Seiten, 20 Euro, ISBN-13: 978-3-442-75745-9.

© dpa-infocom, dpa:220616-99-690828/4  © dpa

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