Ob für einen reinen Zwischenstopp oder einen längeren Aufenthalt: Im Südosten Bayerns direkt an der Autobahn 8, liegt am Chiemsee – dem "Bayerischen Meer”, wie es die Weiß-Blauen nennen – ein Stellplatz, der sich sehen lassen kann. Der Verlockung, hier einzuchecken, erliegen viele. Deshalb stehen die "Nur-mal-Übernachter” in der Saison nachmittags oft vor geschlossener Schranke.
Das Konzept in Bernau
"Der Platz ist so konzipiert, dass das Belegungssystem genau weiß, wie viele Plätze vergeben und wie viele frei sind. Und wenn voll ist, ist voll, dann geht nichts mehr”, erläutert Betreiber Oskar Deibert, seit 2019 Pächter dieses Platzes, das Prinzip. "Aber den meisten gefällt es hier so gut, dass sie eh länger als eine Nacht bleiben wollen. Wer vormittags kommt, hat eine größere Chance auf einen Platz.”
Reservierungen sind nämlich nicht möglich. Beim Passieren der Schranke erfasst eine Kamera das Fahrzeugkennzeichen, mit dem sich der neue Gast dann am Automaten an- und abmelden kann. Die Gebühr zieht der Automat über eine gebräuchliche Bankkarte ein.
Wer Strom und Frischwasser zapfen sowie Grauwasser und das Chemie-WC entsorgen möchte, muss seine Platzkarte (Camper-Clean-System), die ihm der Automat ausspuckt, mit Geld aufladen. Ein mögliches Restgeld wird bei der Abreise wieder ausgezahlt. Die Toiletten und Duschen verlangen dagegen nach Münzen, weil sie öffentliche Einrichtungen sind und auch den Gästen des vorgelagerten Freizeitgeländes zur Verfügung stehen. Bei Nichtgefallen hat ein Neuankömmling 30 Minuten Zeit, sich wieder unbehelligt vom Platz zu machen.
Gelungene Ausstattung mit großen Plätzen
Das kommt aber äußerst selten vor, weil Platz und Betreiber von wirklich einladender Natur sind: Oskar Deibert hat eine Anlage auf die Beine gestellt, die in dieser Qualität Seltenheitswert besitzt. Das Gemeindegelände, das vor vielen Jahren schon einmal Teil einer eher wilden Campinglandschaft war und dann längere Zeit im Dornröschenschlaf verharrte, wurde 2017 zu einer Nutzung als Wohnmobilstellplatz ausgeschrieben.
Der heutige Pächter setzte sich mit seinem Konzept durch. Die Standard-Stellflächen sind 5,50 mal 11 Meter groß. Da kann man sich ordentlich bewegen und auch unter der Markise sitzen. Insgesamt vier noch größere Stellflächen sind Linern und Mobilen mit Anhängern vorbehalten.
Dass neu gebaute Toiletten barrierefrei sind, ist inzwischen selbstverständlich. Deiberts Sanitärhäuschen punktet außerdem mit einem Geldwechsler und einer kostenfreien Ladestation für bis zu sechs E-Bike-Akkus. Auf dem Freizeitgelände, das sich zum See hin anschließt, findet der Gast mehrere Möglichkeiten für Speis und Trank am Kiosk.
Hier kann er seine frischen Frühstückssemmeln bestellen oder sich belegte Panini kaufen. Wer dinieren möchte, besucht das ebenfalls nahe gelegene Restaurant "Badehaus”. Und im Sommer lädt der See zum kostenlosen Bade, entweder von der Liegewiese oder vom offiziellen Gemeindebad aus. Ganz ohne Schranke und ohne Gefahr, übervoll zu werden.
Der besondere Tipp: Bootsfahrt zur Herreninsel
Vier Mal am Tag kann man vom nahe dem Stellplatz gelegenen Bootsanleger in 23 Minuten zur Herreninsel und wieder zurückfahren. In Anschlussverbindungen sind auch die Fraueninsel sowie fünf Anlegestege rund um den See per Schiff zu erreichen.
Bewertung Wohnmobilhafen am Chiemsee
- Lage: 3/3
- Ausstattung: 3/3
- Freizeitwert: 3/3
- Stellplatz: Gebührenpflichtiger Stellplatz für 50 Mobile, eben, asphaltiert und geschottert, kein Schatten, beleuchtet, barrierefrei. WC, Dusche, Brötchenservice, Hunde erlaubt. Ganzjährig.
- Ent-/Versorgung: Strom 16 A, Frischwasser, Entsorgung Grauwasser (Bodeneinlass) und Chemie-WC mit automatischer Kassettenreinigung, Ladestation für E-Bike-Akkus.
- Gebühren: 15–19 Euro/24 Stunden je nach Saison, inkl. Entsorgung Grauwasser, WLAN und Hunde. Kurtaxe Erwachsener 1,50 Euro. Strom 0,70 Euro/kWh, Frischwasser 1 Euro/100 Liter, Entsorgung Chemie-WC 2 Euro, Bezahlung am Automaten mit Karte. Dusche 1 Euro/4 Minuten, WC 0,50 Euro, Bezahlung mit Münzen.
- Freizeit: Baden im See, Spielplatz, Fahrgastschiffe zur Herreninsel, Radfahren, Wandern.
- Umweltzone: keine (Stand: Juni 2023)
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