Lieber Wasser oder Berge? Im Norden von Italien kann man beides haben. Mitte September fahren wir mit unserem Bulli über die Alpen entlang der Südtiroler Weinstraße bis an den Gardasee.
Kurz hinter dem Brenner beginnt unser Roadtrip, genauer gesagt auf dem Naturcampingplatz Lärchwiese im Südtiroler Jochtal. Mit der Platznummer 36 haben wir eine riesige Fläche zur Verfügung, obwohl diese zur kleinsten Kategorie gehört. Der Blick beim Frühstück – mit frischen Brötchen aus dem Campingshop – ist ein Traum. Wir betrachten die Berge und die Seilbahn, die uns zur Bergstation Jochtal bringen wird. Da kann das Frühstück auch etwas länger ausfallen und noch ein zweiter Kaffee und Tee genossen werden. Zu bestimmten Zeiten im Frühjahr und Herbst ist die Almcard im Übernachtungspreis enthalten, und man kann einmal täglich kostenfrei mit der Seilbahn fahren.
E-Bike-Runde auf der Alm
Neben den Wanderschuhen sind diesmal auch unsere Bikes an Bord. Die erste Tour soll in das wohl schönste Almdorf Südtirols, zur Fane Alm, gehen. Knapp 400 Höhenmeter müssten ja mit unseren E-Bikes gut zu schaffen sein. Also fahren wir vom Campingplatz, vorbei an Almwiesen und vereinzelten Bauernhöfen, mit leichter Steigung weiter hinein ins Tal. Wir passieren noch den einen oder anderen Wanderparkplatz, und dann schrauben wir uns im kleinsten Gang Serpentine für Serpentine die 400 Höhenmeter hinauf. Hinter der letzten Kehre erblicken wir das urige Almdorf in den Pfunderer Bergen.
Hier finden Sie vier Mountainbike-Touren im Jochtal von unserem Schwesternportal Bike-X.
Die Fane Alm ist eine Alm wie aus dem Bilderbuch, weitläufige Wiesen mit grasenden Kühen, mehrere kleine Holzhäuser, in denen die Bauern über die Sommermonate leben, drei bewirtschaftete Almhütten, die zur Einkehr einladen, und eine kleine Kapelle. Wir parken unsere Bikes vor der Kuttn-Hütte, stärken uns bei einsetzendem Regen mit einer Knödel-Trilogie und genießen die idyllische Atmosphäre. Eine der nächsten Regenpausen nutzen wir, um mit unseren Bikes wie im Fluge zurück zum Campingplatz zu kommen. Nachdem es die Nacht gestürmt und geregnet hat, begrüßt uns der nächste Morgen zwar etwas kühler, dafür aber mit strahlend blauem Himmel. Nun sind die Wanderschuhe an der Reihe, und mit der Seilbahn geht es hoch auf den Berg. Hier oben beginnt eine Vielzahl von Wanderwegen mit den unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden.
Wandern in Südtirol
Wir entscheiden uns für den Panoramarundweg zum Steiner Mandl, weiter zum Einkehrschwung in die Anratterhütte und zurück zur Bergstation. Der Rundkurs umfasst gut 8 Kilometer und 350 Höhenmeter. Der erste Teil der Tour ist ein klassischer Panoramaweg, breit, geringe Steigung und auch für Familien mit Kindern gut geeignet. Am Gipfelkreuz des Steiner Mandl gibt es einen tollen 360-Grad-Blick. Wir hinterlassen, wie immer, wenn es ein Gipfelbuch gibt, einen kurzen Gruß, und dann wandern wir über Almwiesen und durch den Wald in Richtung Anratterhütte. Bevor uns die Gondel zurück ins Tal bringt, genießen wir auf der Sonnenterrasse die Südtiroler Küche, das gute Wetter, den Ausblick und den Moment.
Eine etwas anspruchsvollere Wanderroute führt über den Rotensteiner Höhenweg in Richtung Fane Alm und zurück über den Milchsteig zum Camping Lärchwiese. Wir nutzen erneut unsere Almcard und überwinden die ersten Höhenmeter ganz entspannt in wenigen Minuten bis zur Bergstation Jochtal. Gutes Schuhwerk und ein wenig Erfahrung in den Bergen solltet ihr hier mitbringen. Es geht über das ein oder andere kleinere Geröllfeld. Das Panorama auf dieser Tour ist atemberaubend.
Mit der ein oder anderen Kuh teilen wir unseren Wanderweg und kommen diesmal oberhalb der Fane Alm heraus. Bevor wir uns ein Marende-Brettl, die typische Südtiroler Brotzeit, schmecken lassen, testen wir uns durch vorzügliche heimische Grappa-Arten aus einer nahen Brennerei. Über den Erlebniswanderweg Milchsteig, der uns die heimische Milchproduktion mit Informationstafeln näherbringt, erreichen wir wieder den Campingplatz.
Flanieren in Brixen
Nach drei Tagen Bergpanorama fahren wir nur ein paar Kilometer weiter, vorbei am wunderschönen Kloster Neustift, nach Brixen. Wir parken unseren Bulli Finn auf dem Hotelcampingplatz Löwenhof. Der Platz ist eher klein und zweckmäßig eingerichtet, inklusive Unisex-Sanitäreinrichtungen im Keller des gleichnamigen Hotels. Man meldet sich an der Hotel-Rezeption an, wo sich auch ein kleiner Selbstbedienungsladen für die morgendlichen Brötchen befindet. Als Gäste des Löwenhof erhalten wir die Brixen-Card, die uns berechtigt, den öffentlichen Nahverkehr kostenfrei in und um Brixen zu nutzen. Auch die Seilbahn auf den Hausberg der Brixner, die Plose, gehört zum Angebot.
Die Anbindung mit dem Bus ins Zentrum von Brixen ist perfekt. Direkt vor dem Campingplatz ist die Haltestelle, und der Bus bringt uns in nur wenigen Minuten mitten in die Fußgängerzone. Brixen ist nach Bozen und Meran die drittgrößte Stadt in Südtirol. Spontan beeindruckt uns der einzigartige Domplatz, so farbenfroh und detailverliebt, ein Platz zum Verweilen. Die charmante kleine Altstadt lädt mit zahlreichen Bars und Restaurants ein.
Bereits nach einem Tag Stadtleben und Sightseeing zieht es uns wieder auf den Berg. Die Seilbahnfahrt und den Ausblick auf Brixen und sein Umland wollen wir uns nicht entgehen lassen. Der Bus fährt uns in gut 30 Minuten zur Talstation der Plose-Seilbahn, und ab geht die Fahrt. Hier oben wird jede Menge geboten, für Familien der Woody-Walk, ein Erlebnisrundweg, dazu ein Bikepark, eine Strecke für Mountaincarts, eine Vielzahl von Hütten und nicht zuletzt Wanderstrecken in unterschiedlichen Längen und Schwierigkeitsstufen. Wir entscheiden uns für die panoramareiche Tour von der Bergstation über den Plosegipfel und die Ochsenalm. Der Rundumblick auf die Dolomiten und Brixen im Tal lohnt definitiv einen Tagesausflug.
Für Genießer: die Südtiroler Weinstraße
Nach drei Übernachtungen in Brixen wollen wir nun in die regionale Weinkultur eintauchen. Wo könnte das besser gehen als in einem der 16 Weindörfer entlang der Südtiroler Weinstraße. Wir parken unseren Bulli Finn auf dem Markushof in Auer, einem "Campingplatz für Erwachsene". Übernachtungsgäste sind hier erst ab 16 Jahren erlaubt. Die Stellfläche Nummer 70 liegt direkt neben den Weinreben. Auch auf dem Markushof bekommen wir eine Gästekarte für den öffentlichen Nahverkehr.
Nach einem Sprung in den platzeigenen Pool schwingen wir uns auf die Bikes und fahren zwischen den Weinreben nach Tramin. Der Gewürztraminer, die wohl speziellste Rebsorte Südtirols, verdankt diesem Weindorf seinen Namen. Somit ist ein Wein-Tasting für uns Pflicht, und wir suchen ein lauschiges Plätzchen in der Nachmittagssonne im Garten der Weinkellerei Elena Walch. Tramin selbst ist eine Mischung aus Alt und Neu, urige Weinkeller, Kopfsteinpflaster und bunte Fassaden sowie die moderne Weinkellerei am Ortseingang mit schönem Blick von der Terrasse über die Weinberge und den Kalterer See.
Beim Frühstück vor unserem Van beobachten wir die Erntehelfer bei der Traubenlese und entscheiden uns, die Heimat des Blauburgunders zu erwandern. Direkt in Auer beginnt der Wein- und Kulturlehrpfad zu dieser Rotweinsorte, welcher an verschiedenen Stationen die Ernte und Weingeschichte auf einer Länge von 14 Kilometern erzählt. Auf dieser Tour erwartet euch sogar ein Kinobesuch. Film ab für das Wechselspiel aus alpiner und mediterraner Welt mit einem fantastischen Blick auf die Reben. Jetzt fehlt nur noch ein Glas Blauburgunder und dieser Aussichtspunkt wäre perfekt, aber seid beruhigt, nur wenige Meter weiter treffen wir auf den Buschenschank Planitzer im idyllischen Weiler Glen. Ein gutes Glas Wein in herrlicher Kulisse, was will man mehr?
In Südtirol unterscheidet man zwischen zwei Arten von bäuerlichen Schankbetrieben. Bei einem Buschenschank handelt es sich um ein Weingut, dessen angebotene Weine zu 100 Prozent aus eigenem Anbau stammen. Der Hofschank dagegen ist ein Bergbauernhof, der Gästen Gerichte mit Fleisch vom eigenen Hof anbietet.
Dolce Vita am Gardasee
Unser Roadtrip führt weiter zum Gardasee. Wir wollen erstmals einen italienischen Agriturismo ausprobieren und stoppen in Arco auf dem familiären Campingplatz Agritur Arcosole. Im Garten mit Obstbäumen stehen die Campingmobile in entspannter Atmosphäre um den kleinen Pool. Das kleine Sanitärhäuschen lässt keine Wünsche offen. Frühstücksbrötchen gibt es in riesiger Auswahl im nahen Supermarkt.
Mit unseren Bikes nehmen wir den Radweg Valle dei Laghi in Angriff, der entlang des Flusses Sarca in Richtung Gardasee verläuft. Doch in Torbole genießen wir erst mal La Dolce Vita, hocken uns in ein Café und lassen unseren Blick über den See und seine umliegende Bergwelt schweifen. Wir befinden uns hier in der nördlichsten Region Europas, in der professionell Olivenöl angebaut wird.
So ist es für uns naheliegend, dass wir eine traditionelle Ölmühle und ein Olivenöl-Tasting besuchen wollen. Eine schöne Kombination aus Öl- und Weinverkostung bietet die Kellerei und Ölmühle Madonna delle Vittorie in Arco. Die Führung ist auf Deutsch, und wir erhalten jede Menge Informationen zum Anbaugebiet und den Verarbeitungsformen der Oliven. Da die Ernte gerade beginnt, können wir den Arbeitern in der Ölmühle zusehen, wie in mehreren Schritten frisches Olivenöl gewonnen wird. Das Beste kommt zum Schluss: die Verkostung des Öls. Das ist eine Wissenschaft für sich, denn es wird die Farbe, der Geruch und erst ganz zum Schluss der Geschmack getestet. Je wärmer das Gefäß mit dem Olivenöl in den Händen wird, um so intensiver ist der Geschmack. Wirklich ein tolles Erlebnis. Zum Abschluss darf ein Glas Trentodoc, der typische Schaumwein aus der Region um Trentino, nicht fehlen.
Am Gardasee heißt es für uns: neuer Tag, neue Radtour. Heute soll es am Ostufer in Richtung Malcesine gehen, immer schön am See entlang. Unser Ziel ist die "Speck Stube l’originale", eine Art Biergarten unter Olivenbäumen. Die gut 20 Kilometer legen wir ganz entspannt mit dem ein oder anderen Fotostopp entlang des Wassers in gut einer Stunde zurück. Der Biergarten ist ein beliebter Treffpunkt, sodass es gerade bei schönem Wetter und an den Wochenenden voll werden kann. Wir haben Glück und bekommen gerade noch ein schönes Plätzchen unter einem alten Olivenbaum und genießen kühle Getränke und ein leckeres Tiramisu. Im Anschluss machen wir noch einen kurzen Abstecher in das schöne Örtchen Malcesine. Wer mag, kann die Fährlinie nach Limone Sul Garda nutzen und am Westufer zurückfahren. Weil uns die Fähre vor der Nase wegfährt, nehmen wir dieselbe schöne Strecke für den Rückweg.
Camping-Tipps
1. Naturcampingplatz Lärchwiese
2. Markushof
3. Agritur Arcosole © Promobil
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