Mit zwei Modellen ist das Tourne-Portfolio bislang überschaubar. Dabei unterscheiden sich der Tourne 6.4 und der Tourne 6.0, beide auf Basis des Peugeot Boxer, nicht grundsätzlich voneinander. Unterschiedlich sind die Fahrzeuglängen und die Betten-Anordnung. Den kürzeren Tourne 6.0 haben wir hier im Test.
Im 6,4-Meter-Modell schläft man in Längseinzelbetten, im kürzeren, knapp sechs Meter langen Tourne 6.0 in einem Doppelbett. Der Querschläfer stellt sich heute dem Test. Äußerlich fällt der Testwagen schon wegen seiner Metallic-Lackierung (861 Euro) auf. Wer sich beim Kauf eines Tourne gegen das serienmäßige Weiß entscheidet, hat die Wahl zwischen drei solcher Metallic- und fünf schicker Sonderfarben, die allerdings bis zu 1.400 Euro Aufpreis kosten.
Tourne Mobil 6.0 Daten
- Grundpreis ab: 77.972 Euro
- Länge/Breite/Höhe: 5,99/2,05/2,66 m
- Zul. GesamtgewichT: 3.500 kg
- Gurte/Schlafplätze: 4/2–4
Sitzgruppe
Der erste Blick in den Wohnraum offenbart helle, freundliche Farben und wertige Möbel, die auf Anhieb gefallen. Zum Schutz vor Stößen sind die empfindlichen Ecken und Kanten mit Leisten aus massivem Eichenholz bestückt. In der Sitzgruppe nehmen fünf Personen Platz. Zwei auf den gedrehten Vordersitzen, zwei auf der Rückbank mit besonders ausgeprägten Seitenwangen und eine auf einem Hocker, der sich – überraschenderweise – aus dem Küchenblock herausziehen lässt. Dank Tischerweiterung ist auch der Notsitz in die Sitzgruppe integriert.
Dabei verfügt die Tischplatte nicht wie gewohnt über eine herausschwenk- oder klappbare Verlängerung. Nein, ein zusätzliches Stück, das wie ein Puzzleteil geformt ist, wird wandseitig an die Hauptplatte angesetzt, die man zuvor ein Stück Richtung Gang zieht. Eine nette Lösung, die gut funktioniert und den Vorteil einer durchgängig planen Tischfläche hat. Allerdings benötigt diese Konstruktion ein loses Teil, das verstaut werden will. Dafür vorgesehen ist ein Fach in der Sitztruhe. Dort finden sich auch zwei weitere Teile für den Bettenbau. Der Umbau der Sitzgruppe ermöglicht, laut Hersteller, zwei weitere Schlafplätze zusätzlich zum Heckbett. Bei Liegemaßen von 178 mal 110 Zentimetern – und 72 an der schmalsten Stelle – handelt es sich aber eher um ein Notbett für Kinder.
Küche
In der Küche sind Spüle und zweiflammiger Gasherd mit Glasabdeckungen versehen, die geschlossen als Arbeitsfläche genutzt werden können. Auf den beiden Kochstellen stehen zwei mittelgroße Töpfe noch gut nebeneinander, die Spüle könnte etwas mehr Tiefe vertragen. Auch mehr echte Arbeitsfläche wäre wünschenswert. Immerhin ist eine klappbare Erweiterung am Einstieg vorhanden. Durchdacht wirken indes die Küchenstauräume. Vier große Schubladen nehmen Geschirr, Besteck und Kochtöpfe auf. Öffnet man eine der oberen Schubladen, zeigt sich dahinter ein weiterer Auszug. Der breite Hängeschrank ist sinnvoll durch eine Schottwand und einen Regalboden unterteilt.
Für Gewürze und andere Kleinigkeiten eignet sich das Hängeregal mit herausnehmbaren Boxen darunter. Mehr Stauraum findet sich unterhalb des Kompressor-Kühlschranks, der komfortabel erreichbar auf Augenhöhe eingebaut ist. Dank herausnehmbarer Böden, die sich praktisch ineinander stapeln lassen, dient der Schrank darunter je nach Bedarf als Küchen- oder Kleiderschrank. Die knitter-unempfindliche Garderobe passt in zwei große Hängeschränke im Schlafbereich.
Schlafen
Das Doppelbett ist für Großgewachsene etwas kurz bemessen. Die Liegemaße von 1,81 mal 1,32 Metern kosten Punkte. Der weiche Topper ist gewöhnungsbedürftig. Hinzu kommt die Steppung dieser Matratzenauflage, welche die Liegefläche etwas uneben macht. Weil darunter lediglich eine simple Schaumstoffmatratze liegt, gehört der Topper zum Serienumfang. Nettes Plus: Decken und Kissen werden ebenso mitgeliefert. Tageslicht fällt durch das Midi-Heki und die Fenster in den Hecktüren. Seitliche Heckfenster gibt es keine.
Abends sorgt die indirekte Beleuchtung unten an den Schränken für eine angenehme Stimmung. Für die Nachtlektüre stehen Lesespots bereit. Man merkt im Schlafzimmer, dass Tourne Wert auf Details legt. Zum Beispiel am nach oben versetzten Hecktürgriff, der das Öffnen vom Bett aus möglich macht. Das Schott, das Wohnbereich und Heckstauraum voneinander trennt, zeugt von Detailverliebtheit.
Es lässt sich nicht nur komplett entfernen, sondern fix zur Seite schieben und mit Hilfe passend ausgeschnittener Einkerbungen im Holz arretieren. So ist der Heckstauraum von innen jederzeit erreichbar. Problemlos gelingt zudem der Umbau für den Radtransport. Die zwei Teile der Liegefläche lassen sich leicht anheben und mit je einer Steckschnalle sichern. Knapp einen Meter misst der Heckstauraum in der Breite.
Technik
Der Gasvorrat samt Crashsensor findet hinten unter dem linken Bett Platz. Dank Dieselheizung genügt eine Elf-Kilogramm-Flasche. Wintercamper dürfen sich über den Luxus einer elektrischen Fußbodenheizung freuen. Der isolierte und beheizte Abwassertank spricht für die Wintertauglichkeit des Vans. Zudem isoliert Tourne sowohl die Seitenwände als auch das Fahrzeugdach mit flexiblem Elastomerschaum, besser bekannt als Armaflex. Das Material wirkt nicht nur geräuschmindernd, sondern punktet mit guten Wärmedämmwerten. Die Warmwasserversorgung übernimmt ein Whale-Boiler. Bei einem Fassungsvermögen von acht Litern können jedoch nur zwei sparsame Reisende nahtlos hintereinander heiß duschen.
Als Wellness-Zone kann man das kompakte Bad ohnehin nicht bezeichnen. Beim Duschen wird die Bewegungsfreiheit vom kleinen Waschbecken eingeschränkt. Haken sind reichlich vorhanden, an Ablagen fehlt es dagegen. In einem Hängeschrank kommen die nötigsten Utensilien unter, mehr aber auch nicht.
Energie für 230-Volt-Geräte gibt es in jedem Bereich des Fahrzeugs, insgesamt sind es fünf Steckdosen.. Mit dem optionalen Solarmodul samt Wechselrichter – wie im Testwagen – lassen sie sich ohne Landstromanschluss nutzen. Als Sparringspartner steht dafür eine 100-Ah-Lithiumbatterie bereit, welche die Sitztruhe beansprucht und ebenfalls extra kostet. Serienmäßig an Bord ist ein Blei-AGM-Modell mit 95 Ah Kapazität.
Mit dem Peugeot Boxer als Basis hat Tourne nicht gerade das komfortabelste Chassis gewählt. Das Fahrwerk ist straff und jede Bodenunebenheit spürbar. Immerhin: Das serienmäßige Multimedia-System inklusive Navigation bringt einen ans Reiseziel und die Rückfahrkamera in beinahe jede Parklücke.
Daten und Messwerte
- Auf- und Ausbau: Stahlblech-Karosserie mit Blechhochdach, innen Kunststoffformteile, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden FEF/FEF/PE, Wandstärke Wand/Dach/Boden 10–15/32/ 30 mm, 4 isolierverglaste Kunststofffenster mit Alu-Rahmen, 3 Dachfenster.
- Bordtechnik: Kraftstoff-Gebläseheizung Webasto Air Top Evo 40, 6 Ausströmer (2 x Sitzgruppe, Gang, Bad, Betten, Abwassertank), Whale-Gasboiler, Wasseranlage: Frischwasserschläuche, Abwasserrohre, Tauchpumpe.
- Basisfahrzeug: Peugeot Boxer Blue HDi 165, Kastenwagen L3H2, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2179 cm3, Leistung 121 kW/165 PS bei 3750/min, Drehmoment 370 Nm bei 1750/min, Sechsgang-Schaltgetriebe.
- Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 5,2/11,1/18,3 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 6,4/13,5//9,8/20,6 s, Testverbrauch 10,8 L/100 km.
Preise und Ausstattung
Grundpreis: 75.733 Euro
(Peugeot Boxer HDi 140, Motor 103 kW/140 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II
Testwagenpreis: 89.169 Euro
- ✘ 165-PS-Motor/3,5-t-Heavy-Chassis: 2.239 Euro
- ✘ AFIL-Paket: Notbrems-, Spurhalte-, Fernlichtassistent, Verkehrszeichenerkennung, Regensensor: ✔ 1.594 Euro
- ✘ Rahmenfenster inkl. 2 x Hecktürenfenster: ✔ Serie
- ✘ Markise Omnistor 6300: ✔ Serie
- ✘ LPG- und Schlafgasdetektor: ✔ Serie
- ✘ Solarmodul, 140 W/Wechselr. (10/2 kg): 1.050/558 Euro
- ✘ Lithiumbatterie, 100 Ah, statt AGM (–12 kg): 1.876 Euro
✘ im Testwagen enthalten; ✔ empfehlenswert
Das fiel uns auf
(+) Schlitze ersetzen die Schubladengriffe und sorgen zugleich für eine Belüftung der Fächer.
(+) Absolut vorbildlich ist der Toilettenschacht abgedichtet. Im Notfall lässt er sich unkompliziert reinigen.
(+) Praktische Haken, 15 an der Zahl, sind im gesamten Wohnraum verteilt, neun davon allein im Bad.
(–) Die ausgeprägte Kontur der Bank erhöht den Fahrkomfort, stört aber das gemütliche Lümmeln.
(-) Keine Unterfederung, dünne Schaumstoffmatratze, Komfort soll der sehr weiche Topper bringen.
(-) Die Armaturen in Bad und Küche wirken billig und passen nicht zum ansonsten sehr wertigen Eindruck.
Wertung
maximal 5 Punkte möglich
- Wohnen: 3,0 von 5 Punkten
- Beladen: 4,2 von 5 Punkten
- Technik: 3,7 von 5 Punkten
- Fahren: 2,8 von 5 Punkten
- Preise & Service: 3,1 von 5 Punkten
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