• In diesem Corona-Winter ist das klassische Skifahren nicht möglich, denn die Lifte sind zu.
  • Ersatzweise probieren viele das Skitourengehen aus.
  • Dass dafür spezielle Ausrüstung und Kenntnisse nötig sind, wissen nicht alle.

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Skitourengehen ist eine sehr traditionsreiche Fortbewegungsart, erfreut sich aber vor allem seit Mitte der 1990er wachsender Beliebtheit. Der Deutsche Alpenverein (DAV) geht aktuell von 500.000 bis 600.000 Tourengehern aus, vor 15 Jahren war es noch ein Drittel davon.

Gerade in diesem Corona-Winter, in dem die Hütten zu und alle Lifte und Seilbahnen geschlossen sind, könnte dieser Sport noch mehr Fans gewinnen. Eine Ahnung davon bekam man am ersten Dezember-Wochenende in Garmisch-Partenkirchen, wohin sich einige Tourengeher aufgemacht hatten und zum Teil deutliche Spuren hinterließen.

Die Regeln für Tourengeher sind nicht jedem bekannt

Der Großteil der dortigen Tourengeher bewegte sich entlang der Pisten nach oben. Dieses Pistentourengehen ist eine Spielart des Skitourengehens, quasi die Einstiegsvariante. Denn was hier im Vergleich zum Skitourengehen abseits der Piste, also dem klassischen Tourengehen, entfällt: eigene Spuren ziehen und sich orientieren zu müssen.

Dennoch gibt es auch für das Pistentourengehen Regeln, die beachtet werden müssen.

Eine davon ist, dass es verboten ist, an Pisten entlangzuwandern, die gerade präpariert werden. Das scheint in Corona-Zeiten auf den ersten Blick nicht relevant, ist es aber doch: Denn auch jetzt werden mitunter Pisten von Pistenraupen befahren - ein blinkendes Warnschild zeigt das in der Regel an.

Besonders gefährlich sind dabei die Stahlseile, die einige Pistenraupen neben oder hinter sich herziehen. Sie sind vor allem bei Dämmerlicht, aber auch tagsüber, schwer zu sehen. Immer wieder stürzen Abfahrer über diese Seile und verletzen sich zum Teil schwer.

Lawinengefahr wird oft unterschätzt

Ein anderes Thema ist die Lawinengefahr. Es mag einigen überflüssig erscheinen, sich um Lawinenwarnberichte zu kümmern, wenn man doch nur an einer Piste entlang geht - und doch wird von Experten geraten, sich zumindest darüber zu informieren. Denn: Wenn die Skigebiete nicht geöffnet sind, findet auch keine Lawinensicherung statt.

Zu Jahresbeginn hatte eine Studie gezeigt, dass diese Gefahr von vielen unterschätzt wird. Mit dieser Art Leichtsinn ging auch einher, dass ein beachtlicher Teil der Tourengeher keine komplette Notfallausrüstung dabei hatte.

Was gehört wirklich zur Notfallausrüstung?

Denn zur Ausrüstung eines Tourengehers oder einer Tourengeherin gehören nicht nur die speziellen Skier, bei denen die Bindung für den Aufstieg locker- und für die Abfahrt festgestellt werden kann, sowie die Felle, die unter diese Skier geklebt werden. Mindestens genauso wichtig ist die Notfallausrüstung, die aus einem Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS-Gerät), einer Sonde und einer Schaufel besteht.

"Das LVS-Gerät ist eine Art Funkgerät, das automatisch sendet, wenn der Träger oder die Trägerin des Geräts verschüttet wird", erklärte DAV-Sprecher Thomas Bucher im Gespräch mit unserer Redaktion.

Das Signal kann dann mit anderen LVS-Geräten gesucht werden. Um genau zu ermitteln, wo ein Lawinenopfer liegt, ist zusätzlich eine Sonde nötig. Mit dieser mehrgliedrigen Stange wird der exakte Liegeort des Verschütteten unter den Schneemassen aufgespürt.

Ist er oder sie gefunden, wird die Sonde an dieser Stelle im Schnee belassen - sie dient also auch als Markierung - und dann wird geschaufelt. "Bei einer Lawinenverschüttung sind die Überlebenschancen statistisch gesehen nur innerhalb der ersten 15 Minuten gut, es kommt auf jede Minute an, es ist eine dramatische Situation", sagt Bucher.

Besser nicht alleine losgehen

Damit in dieser Stresssituation die Beteiligten richtig handeln, empfiehlt Bucher dringend, vorher mit den Geräten zu üben. Normalerweise passiert das in Kursen, wie sie zum Beispiel auch der DAV anbietet. Da diese Kurse wegen Corona aber derzeit nicht stattfinden, sollte niemand ohne entsprechendes Können alleine losziehen.

Das gilt vor allem für das Tourengehen im freien Gelände, denn hier sind neben dem Lawinenwissen und einer guten Kondition auch noch ein guter Orientierungssinn und Kartenlesefähigkeiten gefragt.

Auf Schilder achten

Aber auch das Pistentourengehen ist nicht mit einem Spaziergang vergleichbar. "Alleine schon der Aufstieg hat seine Tücken, zum Beispiel die sogenannte Spitzkehre im steilen Gelände“, sagt Bucher.

Die Orientierung ist beim Pistentourgehen hingegen in der Regel kein Problem: Oft zeigen Schilder den Aufstiegsweg an. Er kreuzt möglichst wenig den der Abfahrer, dennoch ist natürlich Umsicht geboten.

Für Anfänger: kurze Routen, wenig Höhenmeter

Der erneute Lockdown wird viele Menschen nach Möglichkeiten suchen lassen, mal rauszukommen. Die Tendenz, dass sich mangels Alternativen auch viele bergunerfahrene Menschen mit Tourenski ins Gelände begeben, sehen einige Fachleute aber mit Sorge. Außerdem: Wenn es auf beliebten Routen zu Gedränge kommt, ist das auch infektionstechnisch bedenklich.

Zumindest das kann relativ gut vermieden werden, denn es gibt sehr viele Routen für Skitourengeher - natürlich vor allem im bergreichen Bayern. Auf dem Tourenportal alpenvereinaktiv.com der Alpenvereine werden einige von ihnen beschrieben. Analog zur Schwierigkeitsangabe für Pisten sind die blauen für Anfänger geeignet. Sie dauern meist nur ein bis zwei Stunden und es sind wenig Höhenmeter zu überwinden.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Thomas Bucher, Pressesprecher des Deutschen Alpenvereins (DAV)
  • Website des Deutschen Alpenvereins (DAV): Touren im Winter, Tourengebiete - Natürlich auf Tour
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