Der ID.Buzz knüpft optisch eng an den ersten Bulli an. Was verbindet die beiden darüber hinaus? Wir wagen den Vergleich.

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Anfangs schwebte die Idee eines rein technischen Vergleichs durch die Luft, waberten Begrifflichkeiten wie "Beschleunigung" oder "Höchstgeschwindigkeit" durch die Findungsphase dieses Artikels. Doch letztlich wäre all das nur Klamauk gewesen, wenn auch sicher von der unterhaltsamen Sorte. Doch ehrlicherweise kann man einen Bulli der Wirtschaftswunderzeit nicht mit einem modernen Elektro-Transporter in den Ring steigen lassen. Dafür sind die beiden Protagonisten auf diesen Seiten trotz all der Reminiszenzen, mit denen der Buzz am Bus anknüpft, denn doch zu weit voneinander weg. Und das nicht nur wegen der Differenz von 170 PS.

Andererseits sind beide echte Hannoveraner, beide haben Motor und Antrieb hinten, beide fallen im Straßenverkehr auf – und in beiden kann man zu zweit aus dem Alltag flüchten, obgleich es sich nicht um "echte" Camper handelt, sondern um "People-Varianten", die mit vergleichsweise geringem Aufwand zum Reisemobil gepimpt wurden. Mittels Schlaf-Sitzbank im Falle des T1 – und eben mit einer coolen Ququq-Box, die es natürlich auch für den Buzz gibt.

VW ID.Buzz: Alltagsfahrzeug und Camper

Dass der Einbau der Bank in den Oldie etwas länger dauert als das Einparken der Box im ID. Buzz, das liegt auf der Hand. Dafür sollte man am Buzz zu zweit ans Werk gehen, so man nicht die Armspannweite eines durchschnittlichen Orks aus Mordor hat, dann aber ist das Modul in lässig fünf Minuten verstaut und verzurrt. Gefertigt ist die Box aus besonders soliden Multiplexplatten mit Alukanten, Fans guter Musik kennen das Material, auch Rockbands von Welt verstauen in solchen Kisten ihr Soundequipment. Entsprechend sind genügend Griffe an den Seiten vorhanden, um die Box ohne Flurschaden in den Buzz zu dirigieren. Für die Nacht wird dann das dreiteilige Bett nach vorne geklappt, basta.

Unterm Bett lagert die Heckküche, gekocht wird also im Areal der geöffneten Heckklappe, für Destinationen mit durchwachsenen Wetteraussichten empfiehlt sich der Erwerb eines Heckzelts. Mittig ist der Platz für die Kühlbox, die ihre Energie aus dem Zigarettenanzünder bezieht, sofern vorhanden, rechts in der Box wiederum ist der Nassbereich, Frischwasser reist als Kanisterware mit, ein normaler Auslaufhahn aus Plastik sorgt in Kombination mit der Schwerkraft für fließendes Wasser in die Edelstahlwanne. Eine Pumpe ist ebenso wenig an Bord wie ein Grauwassertank, und auch um die nächtliche Verdunkelung möge man sich selber kümmern.

Dafür ist die Box eine wahrlich praktische Lösung, um aus dem Buzz einen Camper zu machen, wobei sich die Box auch für Leih- oder Firmenfahrzeuge anbietet. Mal eben ins Wochenende flüchten? Kein Problem – sofern das Portemonnaie entsprechend geflutet ist, denn Buzz, im aktuellen Aktionsangebot für 50.000 Euro am Start, plus "BusBox-4" zu 31.90 Euro hieven die Kombination in Regionen eines "normalen" Campers.

Nostalgie im VW T1

Aber hatten wir uns nicht schon gleich zu Anfang von rein faktischen Vergleichen verabschiedet? Eben – sonst könnte man ja auch tönen, dass sich niemand, der ernsthaft in den Urlaub und nur in den Urlaub fernreisen will, einen 30 PS starken und kaum je 90 Stundenkilometer schnellen VW T1 wird zulegen wollen, der obendrein preislich noch deutlich über dem Buzz unterwegs sein mag. Und das mit einer Schlafsitzbank, die aus Holzplatten und zwei Metallscharnieren besteht, so dass Sitzfläche, Rückenlehne und das dritte, über dem Motorenabteil mitreisende Schaumstoffelement in Summe ein Bett ergeben.

Hier fehlt zwar Platz für die Kühlbox oder Frischwasserabteilung, wie sie die Ququq-Box bietet, denn der Luftboxer mit seinen knapp 1.200 Kubik hat Vorrang, doch bietet immerhin der Staukasten der Sitzbank Raum für die Dinge des Alltags, die nicht in den kleinen, links verbauten Schrank aus dem Möbelhaus passen. Dafür aber offeriert der T1 im Gegensatz zum Ur-Enkel noch Raum zwischen Bett und der halbhohen Trennwand, wenn auch keine Stehhöhe. Aber die hat der Buzz ja auch nicht. Auf eine Kühlbox verzichtet der T1 übrigens, Bord- wie Aufbauelektrik laufen noch mit 6 Volt. Immerhin aber verfügt der Oldie über einen Landstromanschluss im Motorraum, zumindest auf dem Campingplatz wäre der Betrieb einer Kühlbox also denkbar. Gekocht wird im Oldie übrigens gerne auch drin, der klassische Butan-Einflammer lässt grüßen.

Was freilich den Kultfaktor betrifft, da fährt der Oldie in eigenen Dimensionen, seit knapp 20 Jahren ist der Hype um den Bulli ein wahres Faszinosum. Selbst Versicherungen nutzen das Image für Werbekampagnen. Verstehen lässt sich diese Begeisterung am ehesten, blickt man selbst durch die klassisch geteilte Scheibe in die Welt. Auch weil die mit vielen erhobenen Daumen reagiert. Was die Sympathiewerte betrifft, so sticht der Bulli selbst den nicht minder legendären Käfer aus.

Zudem ist der Bus – und übrigens auch der Buzz, so allmählich nähern wir uns wieder an – ein wohltuend freundliches Auto und damit eine wunderbare Ausnahme im Verkehr unserer Zeit. Aggressives Styling, scharf geschnittene Kanten, brachiale Optik sollen andere durch die Gegend karriolen, der Ur-Bulli lächelt da nur, er ist eben auch kein Neidobjekt im klassischen Sinne, und mit technischen Superlativen kann er schon gar nicht aufwarten. Die Leistung liegt meist im beschaulichen Rahmen (Stau? Wieso – vor mir ist frei!), und der blubbernde Sound der luftigen Heck-Boxer pöttelt zumeist mehr, als dass er prollt. Aber wozu auch?

Immer wieder gerne erzählt wird die Geschichte von jenem T1, der bei einer Stadtdurchfahrt im Rahmen einer Oldtimer-Rallye im Zuckeltempo hinter einem Ferrari um die Ecke bog, direkt an einem jungen Pärchen vorbei. Er, der just den Renner aus Maranello ins Visier nimmt, wird plötzlich am Ärmel gerissen: "Pfeif auf den Ferrari – da kommt ein VW-Bus!" Staunend ruckt ER die Kamera herum, während SIE mit herzerfrischendem Jauchzen jubiliert, im Gesicht ein Lächeln voller Sommer.

Kultstatus vs. Modernität

Und genau jetzt beginnt sich der Abstand zwischen Buzz und Bus zu schließen, es geht ums Feeling. Denn so legendär der T1 mit seiner geteilten Scheibe ist, so gekonnt zitiert der Elektriker auf diesen Seiten den Stil des Originals, und das bis zu den Zierstreifen an der D-Säule, die an die Lüftungsschlitze des luftgekühlten Vorgängers erinnern sollen. Entsprechend bekommt auch der Buzz schon so manchen hoch erhobenen Daumen, für ein Neufahrzeug schon mehr als außergewöhnlich.

Was bleibt am Ende des Tages also hängen? Nun, im Buzz wie im Bus kann man zu zweit ganz hervorragend ins Wochenende starten, möglichst natürlich bei schönem Wetter, wobei der T1 noch mehr Wohnraum für schlechtes Wetter bietet als der Buzz. Und das bei deutlich weniger Grundfläche. Beide erregen Aufsehen, außer bei Schnäppchenjägern, denn der T1 ist schon lange nicht mehr günstig zu haben, und der Buzz wird es wohl sehr lange nicht sein. Und beide rollen mit ihrem freundlichen Design auf sehr friedliebenden Bahnen und in friedlicher Absicht ihrem Ziel entgegen. Vielleicht ist es das, was wir am T1 so schätzen – und im Buzz wiedererkennen?

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