Frau mit Hund sucht natürlichen Auslauf: So könnte das Motto dieser Südfrankreich-Reise lauten. Mal alleine unterwegs, mit Campingbus und Australian Shepherd, zieht es mich in die weniger bekannten Gegenden Okzitaniens. Denn die schönsten Naturerlebnisse liegen nicht unbedingt an der Küste. Sie suchen nach einer Mittelmeer-Tour? Die gibt es hier.
Wandern im Frühling an den Les Concluses de Lussan
Das sieht ja ganz entspannt aus, denke ich und folge meinem Hund den gemächlich abwärts führenden Pfad hinunter. Es ist noch früh. Und das ist auch gut so, denn hier im Süden Frankreichs wird es auch im Frühjahr unter Umständen schon so warm, dass eine Wanderung hinunter in die Schlucht und wieder hinauf mir den Schweiß mehr als gewöhnlich auf die Stirn treiben würde.
Ich bin unterwegs zu den Les Concluses de Lussan und zum Pierre Plantée (deutsch: der gepflanzte Stein). Der Menhir, oder wie Obelix sagen würde: Hinkelstein, steht inmitten der typischen südfranzösischen Garrigue auf 300 Höhenmetern nahe dem Örtchen Lussan.
In meinem Fall dient er als Zielpunkt. Meinen Carado habe ich auf dem Parkplatz Les Concluses stehen lassen. Ich schultere den Rucksack mit ausreichend Flüssigkeit für mich und den Hund und marschiere los. Zwei gut ausgeschilderte Wanderwege führen durch Gebirgslandschaft und Garrigue. Erstes Ziel ist der Felsenbogen Portail des Concluses, ein vom Fluss Aiguillon ausgewaschener Flusslauf, dem man in der Trockenzeit folgen kann. Dann laden im Flussbett natürliche Becken zum Abkühlen ein. Ich wandere jedoch weiter.
Beide Strecken sind in Teilen unwegsam: Kletterpartien und Handläufe gehören dazu. Also laufen wir über Geröll und Felsen aufwärts. Weiter oben ist der Pfad höflich und schenkt uns ein paar Meter begrünte Wege mit blühenden Büschen und summenden Insekten. Der kürzere Weg führt vom Menhir in einem Bogen auf rund 300 Höhenmeter zurück zum Combe de Queue de Boeuf, bevor es dann wieder hinab zum Portail geht. Der längere Wanderweg führt an der archäologischen Stätte La Table des Turcs vorbei über die kleine Ortschaft La Lèque bis zum Parkplatz zurück.
Anstrengendster Teil beider Wanderungen ist der Aufstieg vom Portail des Concluses auf die Ebene, in der der Menhir steht. Ich wähle den kürzeren Weg, denn es wird warm – sowohl mir und meinem Hund als auch auf dem Thermometer. Auf dem Rückweg bleibe ich am Aussichtspunkt Belvédère des Concluses stehen und bestaune die Karstlandschaft mit ihren hellen Felsen, bewaldeten Hängen und dem Flusslauf, der sich tief in die Sandsteinlandschaft gearbeitet hat. Danach verschnaufen Malie und ich erstmal im Campervan.
Geheimtipp Hinterland von Montpellier im
Auf dieser Frankreichreise möchte ich ganz alleine mit meinem Hund die stillen Ecken erkunden, die Geheimtipps, die Entdeckungen abseits der Massen. Mein erster Stopp ist Villeneuve-lès-Avignon – die vernachlässigte Kleinstadt gegenüber der ewig dominanten Schwester Avignon jenseits der Rhône. Da noch nicht viele Touristen und Touristinnen unterwegs sind, kann ich unterhalb des Tour Philippe-le-Bel (einem ehemaligen Brückenkopf der berühmten Pont d‘Avignon) parken.
Von hier sind es 20 Minuten bis in die Innenstadt. Mein Weg führt mich am Colline des Mourgues vorbei, einer großen Parkanlage samt Einsiedelei des letzten Kartäusermönches von Villeneuve. Das dazugehörige Kloster Val des Bénédiction ist ein wirkliches Schätzchen. Es ist weitläufig, wunderschön restauriert, mit vielen Eckchen, Gärtchen und Kapellchen.
Oberhalb des Ortes und des Klosters erhebt sich das Fort mit seinen mächtigen Schutzmauern und den markanten Zwillingstürmen Tours Jumelles. Es beschützt heute unter anderem eine der ältesten Klosteranlagen Südfrankreichs, L’Abbaye Saint-André. Die Anlage mit den weitläufigen Gärten darf besichtigt werden, ebenso die Festung. Beide bieten eine traumhafte Aussicht aufs Rhônetal.
Beaucaire und Höhlenkloster Saint-Roman
Von Villeneuve-lès-Avignon fahren mein Hund und ich nach Beaucaire. Hier will ich mir das Höhlenkloster Saint-Roman ansehen. Der sakrale Bau ist völlig unscheinbar und versteckt in den Pic de l’Aiguille hineingebaut und damit im wahrsten Sinne des Wortes unterirdisch.
Die Benediktinermönche bauten ab dem fünften Jahrhundert das Höhlensystem aus, um Orte zu schaffen, in denen sie ihren Glauben feiern konnten. Sie schufen Eingangsportale und Treppen, Pfeiler und Bögen, Krypta und Kapellen. Sogar den Sitz des Abtes meißelten sie in den Kalksandstein.
Die Nacht verbringe ich auf dem idyllisch abseits der Stadt Uzès gelegenen Campingplatz Mas de Rey. In der Mitte eines Naturschutzgebietes bietet er vergleichsweise wenige Stellflächen. Auf meiner hätte noch ein zweiter Campervan Platz und die Fläche ist wunderschön eingewachsen von Hecken und schattenspendenden Bäumen. Meine Hündin wird gleich von einem benachbarten Vierbeiner begrüßt. Frei laufen soll sie hier nicht, doch auf dem Weg zum Bestellen der Frühstücksbrötchen dürfen sich die beiden beschnüffeln.
Badestop am Pont du Gard
Von hier ist der Pont du Gard schnell erreichbar. Das Brückenbauwerk der antiken Welt ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Südfrankreichs. Die 275 Meter lange Brücke mit ihren drei insgesamt 50 Meter hohen Ebenen ruht zu beiden Seiten des auch als Gardon bekannten Flusses auf Felsblöcken. Es ist beliebter Treffpunkt für Badende – und das habe ich vor. Das steile Felsufer auf der einen Seite eignet sich wunderbar als Sprungturm; das andere ist flach und leicht zugänglich.
Der ebene Weg vom linksseitigen Parkplatz zur Pont du Gard ist in gut zehn Minuten zurückgelegt. Ich breite mein Handtuch aus – Gemütlichkeit will aber bei dem steinigen Untergrund nicht aufkommen. So baden der Hund und ich eine Runde im Gardon, beobachten Kanufahrer und Jugendliche, die von den Felsblöcken springen, auf denen die Brücke ruht. In das Museum komme ich mit Hund nicht rein, also fahren wir nach Uzès und füllen die Vorräte auf. Vom Camping Mas de Rey breche ich auf Richtung Lussan.
Botanischer Garten: Bambouseraie de Prafrance in Anduze
Nach der Wanderung in den Concluses will ich mir noch die Bambouseraie de Prafrance in Anduze am Rande der Cevennen ansehen. Der Vorteil für mich und den Hund: Es ist schön schattig. Der Nachteil: Ich finde fast keinen Parkplatz für den Campervan und lasse ihn schließlich auf dem Busparkplatz stehen. An der Kasse hole ich mir die Erlaubnis für die nicht ganz rechtmäßige Aktion. Dann trete ich ein in das grüne Paradies.
In diesem botanischen Garten der etwas anderen Art wachsen Bäume und Büsche aus allen Teilen der Erde, darunter 240 Bambusarten, wie der Riesenbambus, der bis zu 25 Meter hoch wird. Wer eine Führung bucht, erfährt, dass einige Arten hart wie Stahl und die jungen Triebe essbar sind, Bambus weltweit zur gleichen Zeit blüht und biologisch zu den Gräsern gehört. Daher wachsen die Stängel auch so schnell – nach drei Monaten sind sie ausgewachsen. Eugène Mazel hatte 1856 die Idee, auf seinem Grundstück so viele Baumarten wie möglich zu pflanzen. Heute steht hier nicht nur die mit 160 Jahren älteste Eiche Frankreichs, sondern auch ein Riesenmammutbaum. 176 chinesische Palmen bilden eine 200 Meter lange Allee; im Drachengarten wachsen an die 50 verschiedene japanische Ahornbäume.
Ungewöhnlicher Campingplatz mit spektakulärem Gelände
Die kommende Nacht verbringe ich an einem ziemlich ungewöhnlichen Ort. Als komfortabel kann man den kleinen Platz an der Auberge du Cèdre kaum bezeichnen. Die Toilette scheinen wir – es gibt drei Stellflächen – mit einem Dauercamper zu teilen. Zumindest finde ich Handtuch und Seife in der Dusche und einen halben Hausstand neben dem Spülbecken.
Spektakulär sind aber das Gelände und die Pension, an der der Platz angrenzt. Durch ein gesichertes Tor gelangen Hund und ich in den mit Kunstinstallationen geschmückten parkähnlichen Garten und zum Haupthaus. Hier locken eine wunderschöne Dachterrasse, eine hervorragende Wein- und Speisenkarte sowie ein Ambiente, in dem ich mich mit meinem Camper-Outfit etwas fehl am Platz fühle. Bedient werde ich trotzdem und auch der Hund erhält eine Schale mit Wasser.
Lohnende Wanderung am Montagne d’Hortus
Am nächsten Tag gehe ich meine größte Herausforderung dieser Reise an: Ich besteige den Pic Saint-Loup. Mit 658 Metern ist er der höchste Berg der Region Okzitanien. Den Wanderparkplatz am Nordrand von Cazevieille erreiche ich früh. Auch hier gilt: Je später man startet, desto wärmer wird es. Der Pic Saint-Loup gehört zum Cevennen-Gebirge und wer ihn besteigen will, muss über 300 Höhenmeter überwinden. Meistens werfen Ginsterbüsche, die typischen südfranzösischen Eichen oder andere Gewächse der Bergregion Schatten auf den knapp zweieinhalb Kilometer langen Weg. Doch dann müssen der Hund und ich uns den Aufstieg erarbeiten.
Wir kraxeln und klettern, schnaufen und hecheln. Nach jeder Trinkpause schaut mich meine Wandergefährtin an, als würde sie sagen wollen: Nicht dein Ernst! Mitkommen tut sie aber trotzdem. Die letzten Meter sind steil und die Felsen von zahlreichen Wanderschuhen schon ganz glatt. Doch oben angekommen, werden wir mit dem schönsten Panorama belohnt: Die Cevennen voraus und Richtung Süden liegen Montpellier und das Mittelmeer. Etwas weiter unterhalb liegt der Berg mit der ikonischen Südflanke, die Montagne d’Hortus. So müssen sich Vögel fühlen. Zahlreiche Felsplateaus laden zum Rasten ein. Nach einer Stärkung geht es für uns wieder zurück.
Der Rückweg vom Hausberg Montpelliers zum Parkplatz geht etwas leichter und schneller. Zur Belohnung fahren wir danach gleich zu unserem nächsten Übernachtungsplatz. Der Weg führt uns vorbei an der Grotte des Demoiselles. Diese kenne ich bereits und bin mir zudem nicht sicher, ob mein Hund alleine im Kassenbereich auf mich warten würde (so wie es der Hund von Freunden bei unserem letzten Besuch gemacht hat). Im Van ist es auf jeden Fall schon zu warm. Dabei würde mir die kühle Grotte mit den spektakulären Tropfsteinformationen jetzt ganz gut gefallen.
Stattdessen freue ich mich auf das erfrischende Wasser des Hérault, das am Camping du Domaine d’Anglas entlangführt. Wie der Name vermuten lässt, gehört der Platz einem Weinbauern. Er ist spezialisiert auf biologischen Anbau. Das wunderschöne, naturbelassene Gelände ist weitläufig mit großen Plätzen und Blick auf Felder und Weinreben.
Zum Service gehört eine Hängematte, in der ich mich von der anstrengenden Wanderung ausruhe. Dann gehe ich die Füße im Fluss kühlen und werfe ein paar Bälle für den Hund. Ich könnte auch den Weinerlebnispfad entlangschlendern, finde aber, dass wir uns für heute ausreichend bewegt haben.
Zeit zum vor den Felsen der Gorges de l’Hérault
Eigentlich möchte ich am nächsten Tag Saint-Guilhem-le-Désert besuchen. Leider erweist sich das als fast unmöglich. Wohnmobile können nicht in die historische Stadt mit den engen Gässchen einfahren und die wenigen Stellflächen am Rand der Landstraße sind bereits belegt.
So fahre ich bis zum Riesenparkplatz der Pont du Diable. Von hier pendeln Busse – doch außerhalb der Saison so selten, dass ich mich mehrere Stunden in Saint-Guilhem-le-Désert herumtreiben müsste. Zugegeben: Das seit zwölf Jahrhunderten am Flüsschens Verdus gelegene Städtchen ist wunderschön, aber viel zu sehen gibt es nicht.
Also gehen der Hund und ich an den Strand. Die Pont du Diable zählt zu den ältesten mittelalterlichen Brücken Frankreichs. Hinter ihr steigen die hellen Felsen der Schluchten Gorges de l’Hérault steil empor und das Wasser schlängelt sich als grünliches Band in unbekannte Gefilde. Der Strand – ein sehr breiter Uferstreifen mit Sand und Kieseln – zählt in den warmen Monaten zu den beliebtesten Ausflugszielen der Umgebung.
Wir suchen uns einen der wenigen schattigen Plätze, schauen Kindern beim Bau eines Naturhafens zu und lauschen dem Plätschern des Wassers, das sich über kleine Stromschnellen bewegt. Überhaupt gibt es entlang des Hérault unzählige Stellen zum Baden. Anschließend geht es für uns weiter zu unserem letzten Stopp.
Die oxidrote Erde um den Lac du Salagou begeistert mich immer wieder. Der See ist gut sieben Quadratkilometer groß und liegt in einem ehemaligen Vulkankrater. Ein blauer Farbklecks in einer rötlichen Hügellandschaft, durchzogen von grünen Flächen und Waldinseln, und ein eher abgelegenes Reiseziel. Zwar gibt es hier Surfschulen und Campingplätze, die umliegenden Städte sind jedoch eher klein und nicht unbedingt als Touristenmagneten bekannt.
Ich mag die immer leicht rumpeligen südfranzösischen Orte mit ihren engen Gassen und tollen Wochenmärkten. Der größte findet immer mittwochs in Clermont l’Hérault statt. Ansonsten eignet sich der Campingplatz Les Vailhés als Ausgangspunkt für Wanderungen rund um den See. Besonders von den Erhebungen La Sure und Rouens am Südufer breitet sich die ganze Farbpalette der Umgebung vor der Linse aus. Wer sich von Celles aus am Fuß des Cébérou entlangschlägt, findet nette kleine Badestellen. Liausson auf 500 Metern Höhe bietet den spektakulärsten Blick.
Interessant ist auch Celles. Der Ort wurde vor der Flutung des Tales aufgegeben, ist aber nie im Wasser verschwunden. Bei Surfern und Kitern gilt der See als Geheimtipp. Denn der Wind aus den Bergen sorgt für konstante Bedingungen – auch für Anfänger. Der Campingplatz bietet relativ viele große Stellplätze mit Blick auf den See und die umliegenden Berge. Mit dem Hund kann ich in den rotsandigen Hügeln spazieren und am Ufer baden, bevor wir am nächsten Morgen wieder Richtung Heimat aufbrechen.
Campingplatz-Tipps in Okzitanien
Campingplatz Mas de Rey
Campingplatz Les Vailhés
Camping du Domaine d’Anglas © Promobil
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