Westfalia ergänzt die James-Cook-Baureihe um einen Querbettgrundriss namens 600 D. Der bekommt eine Seitenverbreiterung von hinten bis ganz vorn. Innenraum, Bad und vor allem das Bett werden damit im schmalen Sprinter deutlich geräumiger.

Mehr zum Thema Reise

Der Campingbus-Klassiker Westfalia James Cook wird zur Baureihe und bekommt mit dem 600 D einen neuen Grundriss. Highlight am neuen Sprinter-Campervan ist seine durchgehende Seitenverbreiterung: So wird nicht nur ein Querbett im Heck möglich, sondern auch mehr Platz im Innenraum.

Der Überblick von den Fahrersitzen aus ist enorm. Der hochgelegte Sprinter ist ein Wumms, ein Wahnsinn. Das ist, was Sprinter-Fahrer wollen. Vor allem die, die einen ordentlichen Allrad brauchen. Aber auch ohne 4x4 ist Mercedes schon immer die Marke der Basisfahrzeuge für den James Cook. Eine Legende. Ein Name, wie ein Donnerhall. Wir durften exklusiv den ersten Prototyp fahren und in die noch nicht ganz fertigen Schränke schauen.

Es entsteht eine James-Cook-Baureihe

Es ist ein Zurück in reelle (finanzielle) Welten. Auch wenn ein Einstiegspreis von rund 95.000 Euro enorm viel Geld ist und ein gut ausgestatteter James Cook 600 D mit Doppelbett bei 120.000 Euro liegen wird: Der bisherige James Cook 600 E mit Slide-Out spielt noch mal in einer ganz anderen Liga. Hier haben wir den James Cook 600 E im Test.

Bisherig? Alt, neu? Den bisherigen wird es weiterhin geben. Mit Blech-, Hoch- und Aufstelldach und eben besagtem Slide-Out, wo hinten das Bett herausfährt, um im schmalen und "nur" sechs Meter langen Sprinter Längsbetten realisieren zu können. Weil der schon speziell ist, stellt Westfalia den neuen Cook an die Seite des bisherigen und verpasst dem alten den Namenszusatz E für Einzelbetten und dem neuen Familienmitglied den Zusatz D für Doppelbett. Wir sprechen also nicht von einer neuen Generation, sondern davon, dass aus dem James Cook eine Baureihe wird.

Die Seitenverbreiterung XXL

Es geht um ein Querbett im Sprinter. Nur möglich mit Ohrenverbreiterungen, wie das La Strada, Hymer und andere machen. "Wenn schon, denn schon" hat sich Westfalia nun gedacht und auf der linken Seite das zentrale Element des James Cook D entworfen. Eine Seitenverbreiterung von der B-Säule an, also ab der Fahrertüre, bis hinten hin zum Ende des Fahrzeugs.

Sie beginnt vorne sanft aufzutragen und wird dann nach hinten immer breiter. Sie macht damit den Innenraum vorn an der Sitzgruppe breiter, macht das Bad geräumiger und hilft, das Bett hinten quer auf eine Liegelänge von über zwei Metern auf 2,06 zu bringen.

An der Stelle zwischen den hinteren Spriegeln der Karosserie ist es rund einen Meter breit. Das wird man noch genau messen müssen, wenn der Prototyp dann Serienreife erlangen wird. Auf der rechten Seite gibt es eine zweite, nur dünn auftragende Verbreiterung; sehr üppig kann sie nicht ausfallen, sie würde sonst mit der Schiebetür kollidieren.

Beim Prototyp sieht die Qualität der linken Verbreiterungen schon richtig gut aus. Das GFK-Teil samt integrierten Rahmenfenstern sitzt stimmig auf der Außenhaut der Sprinterkarosserie. Westfalia geht hier sicher einen technisch sehr eleganten Weg, dem ganzen Sprinter-Innenraum etwas Luft zu verschaffen, ohne technisch zu komplex zu werden. Andere Hersteller, wie zum Beispiel Pössl verpassen dem Sprinter im Bereich des Heckbetts ein kleines Slide-Out: Alle Infos zum Roadstar X gibt es hier.

Innenraum – vertrautes Design

Innen sieht der D dem E ähnlich. Geschwungene Möbel, Schwarz trifft auf Weiß – ein harter Kontrast. Die Dinette ist laut Westfalia die geräumigste in einem Sprinter am Markt. Der Tisch ist nach wie vor sehr massiv. Die Holzplatte verspreche eben Stabilität. Vielleicht hobeln sie noch ein paar Schichten ab bis zum Serienstart.

Die Sitzbank ist schön konturiert zum Mitfahren, und die Sitzfläche lässt sich mit einem einfachen Griff einige Zentimeter nach vorne schieben; das nennen sie Lounge-Sitzbank, absolut gemütlich.

Küche und Stauraum

In der Küche ist ein schmaler Kühlauszug verbaut und ein Zweiflammen-Herd mit Waschbecken. Darunter eine Besteckschublade und noch eineinhalb Auszüge für Töpfe und Co. Daneben kommt ein Schrank hin mit Korbauszügen, wie man sie vom Columbus her kennt. Daneben sitzt noch ein kompakter Kleiderschrank.

Das Thema Stauraum ist im Sprinter essenziell, die nach oben recht stark einziehende Karosserie verhindert das Anbringen von ausreichend Dachstauschränken. Das sieht man an dem kleinen Schrank über der Küche. Der ist elegant geformt, und man kriegt sogar das ein oder andere rein. Im Bettbereich sind in Fahrtrichtung links zwar nette Ablagen, aber gar keine Schränke. Gegenüber gibt es aber zwei große Klappen, die an Flugzeug-Gepäckfächer erinnern. Geschlossen gehen sie schräg nach oben, für Kopffreiheit.

Sie dürften gar nicht so wenig Kleidung aufnehmen, denn sie sind trotz der geometrischen Form recht tief. Aber reicht das für zwei Menschen? Unter den Betten ist noch der Heckstauraum. Der wirkt auf den ersten Blick auch nicht zu üppig, aber da geht schon was rein. Manche Tasche mit den Klamotten oder Equipment für das Hobby muss dann da gelagert werden.

Für wen ist der James Cook gemacht?

Am Ende wird auch dieser James Cook ein elegantes Fahrzeug für das ältere Paar, ohne Drang, massig Sportausrüstung mitzunehmen. Obwohl man die beiden Teile des Querbetts auch einzeln oder beide herausnehmen kann oder übereinanderlegen, da entsteht dann durchaus Laderaum.

Wer allein unterwegs ist, kann die Betten daheim lassen und oben schlafen. Oben kann man sicher auch zu zweit schlafen, aber weil eben der Sprinter am Dach schmal zuläuft, fällt auch das Bett im optionalen Aufstelldach eher schmal aus. Das ist das Gleiche wie beim James Cook E und wird in Rheda-Wiedenbrück gebaut, im Stammwerk von Westfalia.

Der James Cook selbst wird, wie alle Eigenmarken, in Gotha gefertigt. Das Dach ist recht komfortabel ausgestattet, mit einer dicken Matratze, Leselampen und vier USB-Ports. Das Manko: Keines der drei Moskitonetze lässt sich ganz öffnen. Das ist heute nicht mehr zeitgemäß. Hier wäre ein Zeltbalg mit mehr Möglichkeiten gut.

Technik, Heizen, Wasser, Bad

Hier kommt in den Campervan, was Westfalia ausmacht. Eine Diesel-Wasserheizung samt Fußbodenerwärmung, eine beheizte Duschtasse und das neue Dometic-Bedienpanel, mit dem sich mehr oder weniger alles zentral steuern lässt. Das Volumen des Frischwassertanks beträgt 100 Liter, das des Abwassertanks 80 Liter. Gekocht wird mit einer kleinen Gasflasche.

Das Bad fällt kompakt aus mit einem Klappwaschbecken, das Platz macht zum Duschen. Die Toilette im Prototyp ist eine Trenntoilette in der Ausführung als Banktoilette. Serienmäßig kommt eine konventionelle Kassettentoilette.

Ausfahrt im Allrad-Campervan

Der neue James-Cook-Prototyp hat einen 190-PS-Motor, Automatik und Allrad. Dicke, stollige BF-Goodrich-AT-Reifen wirken entschlossen. Wer zum ersten Mal in einem so konfigurierten Sprinter sitzt, denkt, er säße in einem Expeditionsfahrzeug. Weit oben, sehr weit oben. Mercedes-like liegt der Gangwahlhebel hinter dem Lenkrad. Also auf D und Gas. Der Motor ist ein alter, aber moderner Bekannter. Der OM 654 (OM steht traditionell für Ölmotor) hat einen souveränen Umgang mit der Fuhre. Den James Cook hatten wir hier schon im Vergleichstest mit anderen Allrad-Campern.

Apropos Gewicht: Mit 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht wird es für jeden Sprinter mit Allrad und Wohnmobilausstattung eng. Eine Auflastung auf 3,88 Tonnen bringt zwar die 100-km/h-Beschränkung, aber auch die notwendige Zuladung. Unabhängig vom Westfalia-Aufbau: hohe Allrad-Sprinter mit großen Stollenrädern fahren anders. Das Fahrwerk neigt zum Wanken. Die Lenkung wird weich und etwas gewöhnungsbedürftig, aber stets kontrollierbar. (Der Autor mag’s.)

Selbst auf Schnee und Eis kann man mit diesem Allradantrieb wild herum driften. Sein Einsatzgebiet ist aber wohl vor allem das Befahren von schlechten Wegen. Also Waldwege, Pisten aus Sand und Schotter. Da schluckt der im Vergleich zum Heckantrieb längere Federweg Steine wie Schlaglöcher locker weg. Hier liegt die große Stärke des Schlechtwege-Fahrwerks. Die Reserven sind beeindruckend, sind rückenschonend – es macht einfach Spaß, mit dem hohen Sprinter abseits von Asphalt unterwegs zu sein. Wer das nicht mag, der bekommt mit der neuen Generation Sprinter auch ohne Allrad ein hervorragendes Basisfahrzeug. Vor allem das Update der Assistenzsysteme ist ein großer Fortschritt.

Promobil werbefrei lesen
Lesen Sie alle Inhalte auf promobil.de werbefrei und ohne Werbetracking.

Technische Daten Westfalia James Cook 600 D

  • Basisfahrzeug (Motor/Antrieb): Mercedes-Benz Sprinter, Heckantrieb/Allrad, manuell/automatisches Getriebe. Ab 150 PS Euro VI-E
  • Länge/Breite/Höhe: 5932 mm / 2060 mm / 2850 mm (Blechdach), 2915 mm (Aufstelldach)
  • Technisch zulässige Gesamtmasse: ab 3,5 t
  • Schlafplätze: 2 + 2 (Aufstelldach)
  • Frischwasser/Abwasser: 100 L zzgl. 10 L Warmwasserboiler / 80 L
  • Bettmaß Querbett: 1,40 × 2,06 m
  • Bettmaß Aufstelldach: 1,15 × 2,10 m
  • Batterie (Serie): AGM, 95 Ah
  • Kühlschrank: 90-L-Kompressor
  • Heizung: 5 kW Diesel Warmwasser mit Konvektoren, 2-Raum-Regelung, Fußbodenheizung: optional

Westfalia James Cook Generationen

  © Promobil

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.