Viele Camper und Camperinnen nutzen ihr Wohnmobil ganzjährig. Manche fahren mit dem Wohnmobil in den Schnee, andere verabschieden sich von der Kälte in den sonnigen Süden. Egal wohin – wer in den Wintermonaten mit dem Wohnmobil unterwegs ist, sollte sich mit dem Fahren in der kalten Jahreszeit und der richtigen Vorbereitung darauf beschäftigen – auch wenn der Winter für 2024 vorbei zu sein scheint.

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Selbst wer nicht in eine ausgesprochene Schneeregion reist, kann auf der Anreise und bei der Heimfahrt mit winterlichen Straßenverhältnissen konfrontiert werden. Im schlimmsten Fall droht eine folgenreiche Rutschpartie, oder es drohen Bußgelder und Haftungsfragen.

Bevor es auf die Piste geht, muss das Wohnmobil also reisetauglich gemacht werden. Neben passenden Reifen sollten Sie Ihrem Wagen etwas Pflege gönnen und diverse Füllstände kontrollieren. Auch über die Beladung des Reisemobils sollte man sich Gedanken machen, denn durch falsche Gepäckverteilung können Traktionsprobleme drohen und sich kritische Situationen verstärken. Bei der Winterreise mit dem Reisemobil sind einige zusätzliche Utensilien hilfreich. Je nach Reiseziel kommt natürlich noch die Wintersportausrüstung hinzu, eventuell Extra-Gasflaschen oder ein Wintervorzelt. Um im Gegenzug Gewicht zu sparen, sollte man typisches Sommerzubehör ausräumen.

Checkliste – So bereiten Sie Ihr Reisemobil auf die Winterreise vor

  • Fahrzeuglack zum Schutz vor Nässe und Streusalz pflegen
  • Kühler- und Scheibenfrostschutz auffüllen
  • Leuchtmittel überprüfen und gegebenenfalls einstellen lassen
  • Scheiben im Fahrerhaus innen und außen reinigen; Scheibenwischer kontrollieren
  • Starter- und Bordbatterie aufladen
  • Tür- und Klappendichtungen pflegen
  • Winterreifen mit ausreichender Profiltiefe montieren

Vor dem Losfahren

Sorgen Sie vor Fahrtantritt für freie Sicht in alle Richtungen. Die Straßenverkehrsordnung schreibt unter anderem vor, dass die Sicht des Fahrzeugführers nicht beeinträchtigt sein darf; Scheiben und Spiegel müssen ebenso von Schnee oder Eis befreit werden wie Beleuchtung, Blinker und die Kennzeichen.

Beim Fahren mit einem "Guckloch" auf der Frontscheibe riskiert man ein Bußgeld, bei einem Unfall drohen Probleme mit der Kfz-Versicherung. Schnee und Eis müssen vor Fahrtantritt auch vom Dach entfernt werden. Bei Reisemobilen ist das nicht ganz so einfach, praktisch sind hier ein Besen mit Teleskopstiel und eine Leiter. Rutscht die eisige Last während der Fahrt herunter, können andere Verkehrsteilnehmer geschädigt werden. Denken Sie daran, Kameras und Sensoren der Assistenzsysteme freizumachen.

Checkliste – Zubehör für die Camping-Winterreise

  • Abschleppseil oder -stange
  • Arbeitshandschuhe (gefüttert)
  • Besen mit Teleskopstange
  • Eiskratzer mit langem Stiel
  • Enteisungsspray
  • Ersatzleuchtmittel
  • Taschenlampe
  • Kühlerfrostschutz und Scheibenwischwasser
  • Mikrofasertuch für Scheiben
  • Schaufel oder Klappspaten
  • Schneeketten/Autosocken
  • Starthilfekabel bzw. Start-Booster
  • Traktionshilfe zum Unterlegen
  • Türschloss-Enteiser (außerhalb des Wohnmobils mitnehmen!)
  • Wasserfeste Unterlage zum Draufknien

Mit dem Reisemobil ist man in der Regel entspannter und mit geringerem Tempo unterwegs als mit dem Pkw. Bei winterlichen Straßenverhältnissen sollte der oder die FahrerIn noch etwas mehr Tempo herausnehmen und besonders vorausschauend fahren. Richten Sie Ihre volle Aufmerksamkeit auf Fahrbahn und Umfeld. Seien Sie auf überraschende Veränderung der Straßenverhältnisse gefasst sein, etwa beim Abbiegen in Nebenstraßen, Fahren durch Waldgebiete und über Brücken oder Auf- und Abfahren von Autobahnen und Schnellstraßen.

Ebenso sollten Reisende unterwegs die Außentemperatur im Auge behalten. Während Schnee und Schneematsch auf der Straße offensichtlich sind, können überfrierende Nässe und Blitzeis durch gefrierenden Regen oder Nebel tückisch sein, weil sie oft unvermittelt auftreten und schwer erkennbar sind. Gerade bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ist volle Aufmerksamkeit geboten.

Rechnen Sie stets mit besonders langsamen Fahrzeugen und plötzlichen Bremsmanövern anderer Verkehrsteilnehmenden. Da sich der Bremsweg auf glatter Fahrbahn erheblich verlängert, sollten Sie den Sicherheitsabstand vergrößern.

Vermeiden Sie ruckartige Lenkbewegungen, fahren Sie möglichst niedertourig und betätigen Sie Gas- und Bremspedal behutsam. Sind Sie unsicher über die Fahrbahnverhältnisse, dann kann eine gefühlvolle Bremsprobe Klarheit verschaffen. Dabei auf ausreichend Abstand zum rückwärtigen Verkehr achten. Beim Schaltgetriebe kann man mit besonders sanftem Einkuppeln das Blockieren der Antriebsräder vermeiden. Sollte dies doch passieren, dann die Kupplung treten und sanft verzögern.

Fahrsicherheitstraining für mehr Sicherheit

In kritischen Fahrsituationen gilt es, Ruhe zu bewahren. Kommt das Wohnmobil trotz Winterreifen, Antiblockiersystem und ESP ins Rutschen, sollte man nicht hektisch reagieren, sondern das Gas wegnehmen und sachte gegenlenken. Ein Fahrsicherheitstraining ist eine gute Möglichkeit, auf abgesperrtem Gelände das richtige Verhalten in brenzligen Situationen am besten mit dem eigenen Reisemobil zu üben. Wer auf verschneiter oder vereister Fahrbahn fährt, kann mit Schneeketten und Autosocken Traktion, Lenk- und Bremsvermögen des Fahrzeugs verbessern. Hier haben wir verschiedene Wohnmobil-Fahrtipps für den Winter.

Straßen, die mit dem blauen Verkehrszeichen "Schneekettenpflicht" beschildert sind, dürfen nur mit Schneeketten befahren werden. Das gilt auch, wenn kein Schnee oder Eis auf der Fahrbahn liegt, es sei denn, ein Zusatzschild informiert über Ausnahmen. Die zulässige Geschwindigkeit ist beim Fahren mit Schneeketten auf 50 km/h begrenzt. Allradfahrzeuge müssen bei Schneekettenpflicht auf den Rädern einer Achse Schneeketten aufziehen, Details dazu sollte die Betriebsanleitung enthalten.

In Norwegen müssen Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen während der Wintersaison immer Schneeketten mitführen, in Serbien gilt das für alle Gewichtsklassen. Es empfiehlt sich, das Anlegen der Ketten oder Socken vor der Reise zu üben.

Regeln zur Winterreifenpflicht in Europa

In Deutschland gilt eine situative Winterreifenpflicht bei winterlichen Straßenverhältnissen. Gleiches gilt auch in Liechtenstein, Luxemburg, Montenegro und Rumänien.

In Kroatien wird sie situativ auf bestimmten Strecken angeordnet, in Bulgarien gilt sie nicht für ausländische Fahrzeuge und in Montenegro muss zusätzlich zwischen 15. November und 31. März in Fahrzeugen über 3,5 t eine kleine Schneeschaufel an Bord sein.

Eine zeitlich begrenzte Winterreifenpflicht gilt im Baltikum und in Skandinavien, mit Ausnahme von Dänemark; in Bosnien-Herzegowina, Serbien, Slowenien und Tschechien.

In Estland kann sie witterungsbedingt verlängert werden, in Tschechien gilt sie über 3,5 t nur für die Antriebsachse.

Bei Zugfahrzeugen über 3,5 t gilt sie in Schweden, Finnland und Norwegen auch für Anhänger.

Österreich schreibt bei winterlichen Straßenverhältnissen Winterreifen in der auf der Karte genannten Zeit vor, Fahrzeuge bis 3,5 t können alternativ mit Schneeketten ausgestattet werden. Bei Lkw über 3,5 t müssen die Winterreifen nur auf eine Antriebsachse. Um Probleme zu vermeiden, empfiehlt der ADAC jedoch, "Sonderfahrzeuge Wohnmobil" über 3,5 t ebenfalls mit Winterreifen auszurüsten.

In einigen Ländern gilt keine generelle Winterreifenpflicht, so etwa in Belgien, den Niederlanden oder der Schweiz. In der Alpenrepublik können jedoch Geldbußen verhängt werden, wenn man auf verschneiten Straßen mit ungeeigneter Bereifung den Verkehr behindert. Bei einem Unfall mit Sommerreifen auf winterlichen Straßen ist außerdem eine erhebliche Mithaftung möglich.

In Frankreich und Italien sind die Regeln unterschiedlich. In Südtirol inklusive Brennerautobahn gilt von 15. November bis 15. April Winterreifenpflicht, alternativ müssen Schneeketten an Bord sein.

Reifen und Traktionshilfen auf winterlichen Straßen

Winterreifen sind die erste Wahl für Reisen mit dem Wohnmobil in winterliche Bergregionen. Ob Vorder-, Hinter- oder Allradantrieb – spätestens beim Bremsen auf Schnee sind alle Fahrzeuge auf eine gute Bodenhaftung angewiesen. Winterreifen sind durch ihr Profil und die weichere Gummimischung für das Fahren bei winterlichen Straßenverhältnissen optimiert. Den aktuellen Winterreifen-Test finden Sie hier.

Da die Gummimischung über die Jahre aushärtet und einen Teil ihrer Wintereigenschaften einbüßt, raten Experten dazu, Winterreifen nach spätestens sechs Jahren zu ersetzen. Das Produktionsjahr verraten die letzten zwei Ziffern der DOT-Kennung. Bei winterlichen Straßenverhältnissen empfiehlt der ADAC ebenso wie der TÜV Süd eine Profiltiefe von mindestens vier Millimetern. Gesetzlich vorgeschrieben sind in Deutschland zwar nur 1,6 Millimeter, allerdings gelten in vielen europäischen Ländern strengere Mindestwerte für Winterreifen, so etwa in Frankreich (3,5 mm) und Österreich (Radialreifen 4 mm).

Das Alpine-Symbol auf der Reifenflanke von Winter- und Ganzjahresreifen bestätigt die Erfüllung der Mindestanforderungen an Reifen für winterliche Straßen gemäß den EU-Richtlinien. Reifen, die nur die M+S-Kennzeichnung tragen, gelten in Deutschland nur noch während einer Übergangsfrist bis zum 30. September 2024 als wintertauglich, sofern sie vor 2018 hergestellt worden sind. Mehr dazu lesen Sie hier.

Neben der richtigen Bereifung sorgen Schneeketten für gutes Fortkommen auf Eis und Schnee. Alternativ gibt es Textilüberzüge für Reifen, wie etwa von Autosocks. Sie sind für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen geeignet und leichter anzulegen als Ketten. Laut Hersteller sind sie in allen EU-Ländern außer Österreich als Gleitschutz anerkannt und können bis zu 120 Kilometer auf trockenem Asphalt ohne sicherheitsrelevante Schäden zurücklegen. Dennoch sollte man sie ebenso wie klassische Ketten bei eis- und schneefreier Fahrbahn abnehmen, es sei denn, es besteht eine Schneekettenpflicht auf der Strecke.

Richtig Beladen für die Winterreise

Auf glatten Straßen und insbesondere bei Steigungen fällt eine falsche Gewichtsverteilung im Reisemobil noch mehr ins Gewicht als bei Schönwetterfahrten. Generell gilt beim Beladen zu jeder Jahreszeit: Schwere Gegenstände sollten möglichst weit unten und am besten zwischen Vorder- und Hinterachse verstaut werden, um eine möglichst ausgewogene Lastverteilung zu erreichen.

Doch bei den meisten Reisemobilen befindet sich der Stauraum für große und sperrige Gegenstände unter einem Bett im Fahrzeugheck – bei ausgebauten Kastenwagen im Heckstauraum, bei aufgebauten Reisemobilen oft in einer Garage. Für zusätzliches Winterequipment bringen manche Reisenden zudem eine Heckbox auf der Anhängerkupplung oder dem Fahrradträger an.

Werden schwere Gegenstände überwiegend an diesen Stellen verstaut, wirkt sich das wegen der Hebelwirkung bei Fahrzeugen mit Vorderradantrieb ungünstig aus. Abhängig vom Hecküberhang und Radstand des Fahrzeugs ist die Wirkung stärker oder schwächer. Berechnen lässt sich das Ungleichgewicht anhand der Formel in der Grafik.

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Im Beispiel wird die 50 Kilogramm schwere Ladung in der Heckbox mit dem zwei Meter langen Überhang multipliziert und durch den Radstand des Mobils dividiert. Daraus ergibt sich eine Belastung der Hinterachse von 50 plus 28,5 Kilo, während die Vorderachse um 28,5 Kilo entlastet wird. Das kann zu Traktionsverlusten an den angetriebenen Vorderrädern führen.  © Promobil

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