Zum Hanse-Radweg am Niederrhein reisen viele Camping-Fans natürlich im Wohnmobil an: Denn hier können Sie tolle E-Bike- oder Fahrradtouren unternehmen und das Fahrzeug findet ebenfalls einen praktischen Stellplatz. Um es Ihnen leicht zu machen, haben wir sechs Touren mit Planung und Wohnmobil-Stellplatz ausgewählt und stellen sie vor.
Niederrhein und Hanse
Vom 13. bis Mitte des 15. Jahrhunderts bildete die Hanse eine starke Allianz von knapp 200 Hafen- und Binnenstädten und sicherte den Fernhandel in weiten Teilen Europas. Sie bot den Mitgliedern Schutz, Rechtsbeistand und Handelsprivilegien. Am Niederrhein gehörten Neuss, Wesel, Kevelaer, Grieth und Emmerich zur Hanse. In Wesel wurde auch einmal ein "Hansetag" abgehalten, der sonst nur in Lübeck stattfand.
Die reizvolle Landschaft des Niederrheins erstreckt sich vom Rhein-Ruhrgebiet bis zur niederländischen Grenze zu beiden Seiten des Rheins. Es ist ein ideales Terrain für Radwanderer und Reisemobilisten. Auf den Spuren der einst mächtigen Hansestädte stellen wir sechs abwechslungsreiche Radtouren vor, die man bequem vom jeweiligen Stellplatz aus befahren kann. Der neue Hanse-Radweg gibt dabei die Richtung vor.
Tour 1: Neuss–Langst–Kaiserswerth–Düsseldorf
Unsere erste Rundtour beginnt in Neuss, eine der ältesten und geschichtsträchtigsten Städte am Niederrhein. Das merkt man spätestens beim Anblick des wuchtigen Obertors oder der Türme des Quirinus-Münsters. Bereits vor 6000 Jahren siedelten Menschen an der Erftmündung, wo um 16 v. Chr. ein römisches Militärlager entstand. Durch die Zugehörigkeit zur Hanse im Mittelalter blühte Neuss auf, und es entstand ein wichtiger Handelsplatz für Wolle, Leinen, Brauereiprodukte und Lederwaren.
Auf unserer Radpassage durch Neuss kommen wir am Quirinus-Münster vorbei, eine spätromanische Basilika, erbaut zwischen 1209 und 1240, die mit ihren Türmen und Kuppeln besticht. Gleich gegenüber macht das alte Vogthaus aus dem Jahre 1597 mit dem Schützenglockenspiel am Giebel auf sich aufmerksam. Apropos Schützen: Jedes Jahr findet in Neuss das größte Schützenfest der Welt statt.
Ein Riesenspektakel, welches rund eine Million Zuschauer anzieht. Wir schlängeln uns im Zickzackkurs aus der Stadt heraus, kommen am Gut Dyckhof vorbei und treffen dann auf den "Alten Kirchturm" in Büderich. Im Inneren befindet sich das Mahnmal für die Toten der beiden Weltkriege von
Ein perfekter Platz für eine Trinkpause. Hier ist jede Menge los. Der belebte Uferstreifen lockt mit seinen vielfältigen gastronomischen Angeboten ebenso Fußgänger wie Radfahrer an. Am Kai strömen die Passagiere zu den Fahrgastschiffen, und mitten auf dem Strom tuckern die Frachter. Am Ende der Promenade erheben sich der architektonisch interessante Landtag und dahinter die eigenwillig gestalteten Gebäude am Medienhafen. Architekten wie Frank Gehry und David Chipperfield haben sich hier verewigt. Schlussendlich finden wir über die Südbrücke wieder zu unserem Stellplatz in Neuss zurück.
- Ausgangspunkt Stellplatz (Neuss/Düsseldorf): Entdeckerrunde durch Neuss, durch Meerbusch nach Langst-Kierst – Fähre zur Kaiserpfalz nach Kaiserswerth – entlang der anderen Rheinseite zurück über Düsseldorf nach Neuss (ca. 39 km)
Tour 2: Krefeld–Homberg–Duisburg–Krefeld
Burg Linn wäre für jeden Dornröschenfilm die ideale Kulisse. Die mittelalterliche Trutzburg könnte man nicht schöner und typischer malen. Es gibt einen hohen Turm und einen vom wilden Grün umrankten Zugang zur Burg, einen verwunschenen Park und ein verträumtes Örtchen vor dem Tor. Es fehlt nur die schlafende Prinzessin. Dafür gibt es vor den Toren der Burg einen Stellplatz.
Ein idealer Ausgangspunkt für unsere zweite Tages-Rundfahrt. Über den nahe der Burg verlaufenden Hanse-Radweg radeln wir zunächst nach Uerdingen. Hier kann man nach vorheriger Anmeldung die historische Dujardin-Brennerei besichtigen. Weiter entlang des Rheins steuern wir Homberg an, wo wir von der Route abweichen und einen Abstecher über Schloss Moers zum Kloster Kamp machen. Das Kloster mit seinen Terrassengärten wird auch "Sanssouci des Niederrheins" genannt und ist wirklich ein Hingucker.
Zurück in Homberg, wechseln wir über den Rhein nach Duisburg-Ruhrort. Dort ist im Gebäude einer ehemaligen Badeanstalt das sehenswerte "Museum der Deutschen Binnenschifffahrt" untergebracht mit einer eindrucksvollen Dokumentation über 2.000 Jahre Binnenschifffahrt vom Einbaum bis zum Schubverband. Zum Museum gehören auch die historischen Schiffe am Hafenkai des größten Binnenhafens der Welt.
Knapp zwei Kilometer entfernt sind die alten Speicher und Lagerhäuser am Innenhafen zu Kneipen und Büros umgebaut worden. Der ehemaligen Küppersmühle kam dabei eine besondere Rolle zu, denn Herzog und de Meuron – die Stararchitekten der Elbphilharmonie – wandelten die Mühle zu einem anspruchsvollen Museum für Moderne Kunst um.
Duisburg ist auch die Geburtsstadt des Bildhauers Wilhelm Lehmbruck, dem am Rande des Immanuel-Kant-Parks ein eigenes Museum gewidmet wurde. Das ansprechende Gebäude mit der großen Glashalle zählt zu den ersten Adressen für internationale Skulptur- und Objektkunst. In den lichtdurchfluteten Räumen sind Skulpturen von Lehmbruck und anderen namhaften Künstlern wie Joseph Beuys und Ernst Barlach ausgestellt. Nach dem Museumsbesuch treten wir wieder in die Pedale und strampeln zur imposanten Landmarke "Tiger & Turtle" in den Duisburger Süden. Hierbei handelt es sich um ein begehbares Stahlgerüst in Form einer Achterbahn auf einer Haldenkuppe. Sehr imposant! Nach kurzer Rast überqueren wir dann wieder den Rhein und finden nahe der Brücke unseren Stellplatz in Linn.
- Ausgangspunkt Stellplatz Krefeld-Linn: Burg Linn – Uerdingen – Moers – Homberg – Ruhrorter Hafen – Duisburg Zentrum – Binnenhafen – Lehmbruck Museum – Wanheimerort Tiger & Turtle – Mündelheim Rheinbrücke – Linn (ca. 46 km, mit Moers und Kamp ca. 79 km)
Tour 3: Duisburg–Landschaftspark–Orsoy–Homberg
Nach dem Frühstück schwingen wir uns in die Sättel und fahren mit unseren Rädern zuerst zum Landschaftspark Duisburg-Nord. Auf dem Gelände der ehemaligen Meidericher Hütte ist ein Hotspot der Industriekultur entstanden. Besonderes Highlight ist der begehbare Hochofen mit einem fantastischen Rundumblick über das Gelände. Mittags radeln wir vom Landschaftspark zur Fährstation und setzen nach Orsoy über.
Das malerische Örtchen mit schmalen Gassen, alten Häusern und der evangelischen Kirche aus dem 15. Jahrhundert ist eine frühere Zollstation. Weitgehend erhalten sind Stadtmauer und fünf Bastionen, die noch fast vollständig begangen werden können. Zwischen den beiden Flussufern könnte der Kontrast nicht krasser sein. Unsere Flussseite ist bäuerlich geprägt und landschaftlich idyllisch. Am gegenüberliegenden Ufer erstreckt sich eine Mega-Industriekulisse mit großem Kraftwerk und dem riesigen Hüttenwerk von ThyssenKrupp. Bald zeichnen sich vor uns die Konturen der Friedrich-Ebert-Brücke ab, über die wir nachmittags zum Stellplatz zurückkehren.
- Ausgangspunkt Stellplatz am Binnenschifffahrtsmuseum: Museum – Landschaftspark Nord (Hochöfen) – Teil HOAG-Trasse – Fähre Orsoy – links- rheinisch zurück – Brücke Homberg – Stellplatz (ca. 32 km)
Tour 4: Wesel–Xanten–Naturforum Bislicher Insel
Direkt am Rhein und unmittelbar am Hanse-Radweg befindet sich der Weseler Stellplatz nur wenige Meter von der Rheinpromenade entfernt. Unsere vierte Radetappe ist von typisch niederrheinischer Landschaft geprägt. Zwischen Auesee und Flürener Altrhein lauschen wir der Stille, zwischendurch verfeinert durch Vogelgezwitscher und Insektensummen.
In Bislich nehmen wir die kleine Personen- und Radfähre nach Xanten, fahren aber nicht in die Stadt hinein, sondern folgen der Beschilderung über den Eyländerweg zum Naturforum Bislicher Insel.
Wer mag, wird im Forum mit Informationen über die aus Altrheinarmen bestehende Auenlandschaft versorgt. An ausgewählten Aussichtspunkten erleben wir hautnah den Artenreichtum von Flora und Fauna. Hoch über unseren Köpfen kreisen Rotmilane und unten, im Schilfröhricht, entdecken wir Silberreiher und Haubentaucher. Es ist schon ein beeindruckendes Bild, wie sich die Natur ihr Refugium aus Altarmen und Kiesgruben zurückerobert hat. Ginderich und Gest heißen die nächsten Dörfer, bevor wir vor der Weseler Rheinbrücke auf das Fort Blücher stoßen. Unter Napoleon erbaut, erhielt es nach seiner Übernahme durch die preußischen Truppen seinen heutigen Namen. Gleich hinter der Brücke befindet sich die "Zitadelle".
Es ist die größte erhaltene preußische Festungsanlage des Rheinlandes. Sie wurde zwischen 1688 und 1722 in Form eines fünfzackigen Sternes errichtet. Wesel, die alte Hansestadt an der Lippemündung, wurde leider im 2. Weltkrieg fast vollständig zerstört, sodass man heute nur noch wenige historische Gebäude vorfindet. Eines davon ist der Willibrordi-Dom, eine fünfschiffige Sandsteinbasilika aus dem 16. Jahrhundert am großen Markt. Gleich nebenan erstrahlt die wiederhergestellte Fassade des Rathauses im spätgotisch-flämischen Baustil. An die Hansevergangenheit erinnert in der Fußgängerzone das "Hanseband". Dort sind die Namen der 185 ehemaligen Hansestädte aus Pflastersteinen eingearbeitet.
- Ausgangspunkt Stellplatz Wesel: Auesee – Bislich – Fähre Xanten – Naturforum Bislicher Insel – Ginderich – Fort Blücher – Rheinbrücke – Zitadelle – Stadterkundung Hansestadt Wesel – Stellplatz (ca. 24 km)
Tour 5: Xanten–Fähre–Rees Rheinbrücke–linksrheinisch zurück
In Xanten nimmt uns eine kleine Fähre auf und setzt uns nach Bislich über. Vor uns liegt eine herrliche Etappe durch Rheinauen und Randseen in typischer Natur mit Auenwiesen und Weidenhecken. Entlang des Altrheins gelangen wir schließlich nach Rees, der ältesten Stadt am unteren Niederrhein mit einer bemerkenswerten Geschichte.
Vom Kölner Erzbischof bereits im Jahre 1228 zur Stadt erhoben, hinterließen später Spanier, Holländer und Franzosen sichtbare Spuren. Von dieser Vergangenheit erzählt der historische Stadtkern mit seiner monumentalen Umwehrung ebenso wie etwa die Bastei und die Kasematten unter dem städtischen Museum. Besonders schön angelegt ist die Rheinpromenade, von der man einen herrlichen Blick auf den Fluss hat.
In Rees wechseln wir mal wieder die Rheinseite und folgen dort der Beschilderung über Nieder- und Obermörmter zur Xantener Nordsee, einem ansprechend rekultivierten Baggersee mit begrünten Uferwegen, und nähern uns dem nächsten Highlight: dem Archäologischen Park mit Römermuseum. Mit etwas Zeit im Gepäck erfahren wir im Museum einiges über die Geschichte der einstigen Römerstadt Colonia Ulpia Traiana, die immerhin nach Köln und Trier die drittgrößte römische Siedlung auf deutschem Boden war. Einzigartig sind Amphitheater und Hafenturm.
Aber auch die ausgestellten Fundstücke zeugen von einer Hochkultur, die bereits vor knapp 2000 Jahren hier ihre Blüte hatte. Später, im Mittelalter, erlebte das kleine Städtchen eine weitere Blütezeit, weil der Kölner Erzbischof als Landesherr vom Niederrhein Xanten aus strategischen Gründen ausbaute und förderte. Vieles davon ist bis heute erhalten oder nach dem Krieg wiederaufgebaut worden, sodass der Ort mit seiner Stadtbefestigung und dem Dom St. Viktor, dem Klever Stadttor und den vielen anderen historischen Bauten heute zu den wahren Schätzen des Niederrheins zählt.
- Ausgangspunkt Stellplatz Xanten: Fähre nach Bislich – entlang der Seen nach Rees – Fähre oder Brücke auf die andere Seite – über Nieder- und Obermörmter nach Wardt (Nord- und Südsee) – Erkundung Archäologischer Park – Erkundung historisches Xanten (Dom, Markt, Klever Tor) – Stellplatz (ca. 38 km)
Tour 6: Von Rees über Grieth zur Hansestadt Kalkar und zurück
Rees hat einen sehr schönen Stellplatz. Von hier aus radeln wir mittags zum kleinen Weiler Grietherort. Für Fischgourmets genau der richtige Ort, denn ein ausgezeichnetes Fischrestaurant erwartet seine Gäste mit einer schönen Terrasse unweit des Rheins. Unterhalb des Lokals befindet sich der Anlegesteg einer Minifähre, die Fußgänger und Radfahrer nach Grieth übersetzt.
In Grieth paaren sich Idylle und Geschichte. Der kleine Ort gehört heute zwar zu Kalkar, war aber früher eine selbstständige Hansestadt. Ausschlaggebend dafür war die direkte Rheinlage, die die Grafen von Kleve dringend für einen eigenen Hafen benötigten. Die Griether lebten vom Fischfang, fertigten Netze, Körbe und Fässer und transportierten Menschen und Waren über den Rhein. Durch die Wasserverschmutzung und die Industrialisierung der Schifffahrt sind diese traditionellen Berufe inzwischen ausgestorben.
Wer die Kunst liebt, kann von Grieth aus einen Abstecher zum Schloss Moyland unternehmen. Das gut erhaltene Schloss beherbergt unter anderem die weltgrößte Sammlung an Werken und Objekten von Joseph Beuys. Nun führt uns der Hanse-Radweg nach Kalkar, ebenfalls eine alte Hansestadt mit noch gut erhaltenem Stadtkern. Das Herz der Stadt schlägt am Marktplatz, der fast ausschließlich von mittelalterlichen Giebeln umrahmt ist. Hier versammeln sich das gotische Rathaus und das Städtische Museum, das sowohl wegen der historischen Gebäude als auch aufgrund der Inneneinrichtung und der Sammlung einen Besuch wert ist. Nicht zu vergessen: das Ulftsche Haus am Kirchplatz aus dem Jahre 1350.
Über 200 Jahre alt ist die noch funktionstüchtige Kalkarer Mühle. Sie gilt als höchste Mühle Deutschlands mit einem guten Restaurant im Untergeschoss. Nur wenige Kilometer hinter der alten Hansestadt treffen wir auf den Vergnügungspark "Kalkarer Wunderland", der auf dem Gelände des nie ans Netz gegangenen Atomkraftwerks "Schneller Brüter" errichtet wurde. Auf den letzten Kilometern queren wir den Strom über die Reeser Rheinbrücke und steuern wieder den Stellplatz an.
- Ausgangspunkt Stellplatz Rees: Fahrt durch wunderschöne Auenlandschaft nach Grietherort – Fischrestaurant – Fähre nach Grieth (Fährtage beachten) – Wisseler See – Hansestadt Kalkar – über Hönnepel und Mühlenfeld und Niederdorf Rheinbrücke nach Rees – Stadterkundung – Rheinpromenade Einkehrmöglichkeit – Skulpturenpark – Kasematten – Stellplatz (ca. 27 km)
Infos und Wohnmobil-Stellplatz-Tipps
Der Hanse-Radweg beginnt in Neuss und verbindet länderübergreifend auf einer Streckenlänge von 455 Kilometern insgesamt 16 Hansestädte miteinander. Fünf davon liegen auf der deutschen Seite. Es sind Neuss, Wesel, Grieth, Kevelaer und Emmerich. Die hier beschriebenen Radrundwege beschränken sich auf den deutschen Teil des Hanse-Radwegs, der überwiegend dem Flusslauf des Rheins folgt.
Die Rundtouren sind zwar unterschiedlich lang, aber immer gut als Halbtages- oder Tagestour zu schaffen. Zur besseren Orientierung dient gutes Kartenmaterial. Alle Routen sind fast immer eben und leicht zu fahren. Dabei werden Hauptstraßen weitestgehend gemieden. Zwei der vorgestellten Stellplätze verfügen weder über Strom noch über V+E. Alle anderen Plätze bieten komplette Ver- und Entsorgungseinrichtungen sowie Stromanschlüsse an, sodass auch die Aufladung von Pedelecs problemlos möglich ist. Einige Plätze verfügen auch über WLAN.
So gelingt die Etappenplanung
Wohnmobil-Stellplätze entlang des Hanse-Radweges
© Promobil
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