Manfred Wolke ist gestorben. Der frühere Trainer der Box-Legende Henry Maske wurde 81 Jahre alt und war schwer erkrankt.

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Schillernde Abendkämpfe und hohe Einschaltquoten: Manfred Wolke hatte riesigen Anteil am Box-Boom der 1990er-Jahre in Deutschland. Nun trauert die Boxwelt um den Erfolgstrainer. Der frühere Coach von Henry Maske und Axel Schulz starb am 29. Mai im Alter von 81 Jahren nach langer schwerer Krankheit in seiner Heimatstadt Frankfurt an der Oder. Maske bestätigte dies der Deutschen Presse-Agentur unter Berufung auf die Familie am 3. Juni.

Henry Maske stellt Manfred Wolkes Qualität als Trainer heraus

Der frühere Box-Weltmeister Maske bedauert den Tod seines bedeutenden Coaches. "Er ist für mich unangefochten der Trainer gewesen", sagte der 60-Jährige. "Einige Sportler, die als durchschnittlich galten, sind unter ihm zu international erfolgreichen Boxern geworden", meinte Maske und schob hinterher: "Natürlich muss es der Sportler alleine machen, aber Manfred Wolke war der Begleiter, der ihnen Möglichkeiten aufzeigte und Forderungen stellte, die sie wahrscheinlich sonst nicht umgesetzt hätten."

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Während Wolke ein unschätzbares Vermächtnis hinterlässt, trägt allen voran Maske Trauer. Schließlich waren sein und Wolkes Schicksal über viele Jahre eng miteinander verwoben. "Am 24. Januar habe ich Manfred Wolke noch einmal besuchen können. Er war zu diesem Zeitpunkt in einer körperlich sehr guten Verfassung. Nur diese Demenz... Jetzt ist er gegangen und auch erlöst", sagte Maske der "Bild"-Zeitung.

Wolke war an der Seite von Maske, als der heute als "Gentleman" bekannte Ex-Boxer 1988 in Seoul zum Olympiasieger im Mittelgewicht und 1993 als Profi Weltmeister im Halbschwergewicht wurde.

Manfred Wolke glaubte an Henry Maske

Erst formte er aus dem jungen Amateur einen Olympiasieger (1988) und Weltmeister (1989), dann wechselte das Duo gemeinsam ins Profifach und feierte nach der Wende glanzvolle Erfolge. "Viele haben uns gewarnt, dass Henry bei den Profis nicht mithalten kann", erinnerte sich Wolke einmal, "dass wir nach ein paar Wochen auf der Straße liegen würden."

Es kam anders. Zehnmal verteidigte Maske seinen WM-Titel im Halbschwergewicht, bis zu 18 Millionen Zuschauer lockte das Duo bei RTL vor die Fernseher - Quoten, die heutzutage undenkbar sind. "Manfred hat das deutsche Profi-Boxen wieder nach oben gebracht. Das ist sein Verdienst", sagte Trainerikone Ulli Wegner der "Bild". Auf dem Weg dorthin setzte Wolke jedoch auf seine ganz eigenen Mittel.

2007 hatte Wolke noch einen großen Auftritt. Maske feierte nach elf Jahren ein Comeback gegen den US-Amerikaner Virgil Hill, der ihm als Profi die einzige Niederlage beigebracht hatte. Zunächst setzte Maske auf US-Starcoach Teddy Atlas, doch als Wolke frei wurde, schwenkte Maske um und feierte mit seinem langjährigen Trainer in der Ecke eine umjubelte Rückkehr für einen Kampf. Es ist nur eine von vielen Erinnerungen an Manfred Wolke, die für immer bleiben werden.

Manfred Wolke machte auch den Sauerland-Stall berühmt

Wolke - auch "Manne" genannt - half vor allem dabei, das Boxen aus der Schmuddelecke auf die große Bühne zu bringen. Im wiedervereinigten Deutschland machte er sich im Sauerland-Boxstall endgültig einen Namen und brachte Maske groß heraus. Es folgten Kämpfe im Abendprogramm vor einem Millionenpublikum. "Er hat nach der Wende das Profiboxen in Deutschland salonfähig gemacht. Er war der Motor, dass Maske diese Erfolge hatte", erklärte Wegner der dpa.

Der 1943 in Potsdam geborene Coach war selbst als Athlet eines der bedeutenden Gesichter des DDR-Sports. Und er holte große Erfolge. Als Weltergewichtler gewann Wolke 1968 in Mexiko City Olympia-Gold. Außerdem war er 1967 und 1971 Vize-Europameister. Bei den Sommerspielen 1972 in München trug er die DDR-Fahne ins Olympiastadion. "Er war sicherlich einer der weltbesten Trainer. Es gibt selten Sportler, die so erfolgreich sind und gleichzeitig so erfolgreich als Trainer arbeiten", sagte Wegner.

Doch Wolke konnte auch anecken. Zu DDR-Zeiten wurde der besessene Trainer in den Jugendbereich zwangsversetzt, ehe ihn Maske zurückholte. Als Promoter Wilfried Sauerland 2009 die langjährige Zusammenarbeit mit Wolkes Außenstelle in Frankfurt an der Oder aufkündigte, grollte der Coach und kündigte einen Alleingang an, zumal er kurz zuvor erst eine neue Boxhalle an der Oder hatte bauen lassen. Die Jahre des Top-Trainers Manfred Wolke jedoch waren gezählt. Neue Talente geschweige denn Kandidaten für einen WM-Kampf konnte der Altmeister nicht mehr herausbringen. Es wurde ruhig um den Coach.

Mit wenigen Worten vermittelte Manfred Wolke viel Wissen

Wolke trainierte Profis wie Danilo Häußler, 2001 Europameister im Supermittelgewicht, und Timo Hoffmann, Kai Kurzawa, Enad Licina sowie Artur Hein. Den Federgewichtler Rudi Fink führte Wolke 1980 in Moskau zu olympischem Gold. Der strenge Wolke galt als besonderer und spezieller Charakter, der laut Maske mit wenigen Worten viel vermittelt habe.

"Manfred Wolke war der Philosoph unter den Trainern."

Henry Maske

"Manfred Wolke war der Philosoph unter den Trainern, der Feingeist. Er konnte seinen Boxern mit viel Sachverstand glaubhaft machen, was sie zu tun haben und was nicht", sagte Maske vor Jahren im SID-Interview.

Und er hatte großen Einfluss auf seine Athleten, forderte von ihnen Höchstleistungen und brachten sie an ihre Grenzen. "Im Laufe der Zeit habe ich kapiert, dass auch Manfred Wolke kein Gott ist, denn das war er mal für mich. Er ist ein Anführungszeichen nur ein Mensch", sagte Maske.

"Ohne Manne wäre ich nicht der geworden, der ich bin."

Axel Schulz über seinen früheren Trainer Manfred Wolke

Wolke trainierte auch Schwergewichtler Axel Schulz. Den hatte er ebenfalls schon zu Amateurzeiten gecoacht und trotz vieler Widerstände mit ins Profilager genommen. "Ohne Manne wäre ich nicht der geworden, der ich bin", sagte Schulz auf dpa-Anfrage.

Neben ihm betreute Wolke auch Axel Schulz. Als 1994 das Angebot kam, gegen George Foreman zu boxen, überredete Wolke Schulz zu dem Kampf. Auch wenn der Deutsche am 5. November 1994 in Las Vegas nach Punkten umstritten unterlag, konnte er sich auf der großen Boxbühne präsentieren. "Das war mein Durchbruch. Es war der beste Trainer, den ich hatte", schwärmte der frühere Schwergewichtsboxer. (dpa/sid/hau)

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