Jake Paul wurde über die Video-Plattformen Vine und Youtube bekannt – jetzt steigt er gegen Box-Legende Mike Tyson in den Ring. Wie Jake Paul tickt – und woher er das Selbstbewusstsein nimmt.

Ein Porträt
Dieser Text enthält neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Victoria Kunzmann sowie ggf. von Expertinnen oder Experten. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

"The Problem Child" ist Jake Pauls Spitzname. Derartige Namen geben sich vor allem Boxer gern, um zu zeigen, wer sie sind und wie sie ticken. Als Problemkind also sieht sich der 27-Jährige, der in der Nacht von Freitag auf Samstag gegen Box-Legende Mike Tyson antritt, in einem der meistbeachteten Boxkämpfe der vergangenen Jahre. Gegen einen der größten Boxer der Geschichte. Mike Tyson ist mehrfacher Weltmeister der Verbände WBA, WBC und IBF. Aber wer ist Jake Paul?

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Als Youtuber und Schauspieler: Wie Jake Paul groß wurde

Jake und sein Bruder Logan Paul, beide in Cleveland (Ohio) geboren, haben früh damit angefangen, sich selbst zu filmen. 2013, als Teenager, startete Jake einen Vine-Account und hatte schnell über fünf Millionen Follower. Ein Jahr später begann er auf seinem Youtube-Kanal sein Alltagsleben, Musik und Scherze oder Mutproben, so genannte "Pranks" gegen seine Freunde oder seinen Bruder, zu teilen.

2016 und 2017 spielte er in der Serie "Bizaardvark" des Disney Channels mit, verließ die Serie aber 2017. Neben seinem Youtube-Kanal widmete er sich fortan der Musik, gründete mit "Team 10" ein Influencer-Kollektiv und kam bald zum Boxen. Mit der Firma "Most Valuable Promotions" bewirbt er Boxkämpfe. Sein Vermögen wird auf rund 75 Millionen Euro geschätzt.

Karriere als Boxer: Jake Paul ist das Paradebeispiel des Crossover-Boxens

2018 begann Jake Paul schließlich selbst mit dem Boxen. Seinen ersten Profikampf bestritt er laut "Boxrec" im Januar 2020 gegen den Youtuber An Eson Gib (Sieg). Gegen Tyson Furys kleineren (und unbekannteren) Bruder Tommy Fury verlor er im Februar 2023 erstmals. Wie Jake boxt auch sein Bruder Logan. Beide beherrschen die neue "Disziplin" des "Crossover-Boxen": Dabei geht es nicht mehr darum, dass zwei Profis gegeneinander in den Ring steigen. Wichtiger sind Follower, die die Gegner in den sozialen Netzwerken ansammeln – und mit denen sie Aufmerksamkeit für das Event generieren.

Jake und Logan Paul sind als Youtuber und Schauspieler das Paradebeispiel des Crossover-Boxens. Logan trat 2021 gegen Box-Ikone Floyd Mayweather an. Der Kampf kam aber nicht gut an, da er abgesprochen wirkte. Mayweather habe zu harmlos zugeschlagen, lautete der Vorwurf. Box-Experten und Profis wie Axel Schulz glauben, dass auch Mike Tyson nicht ernsthaft zuschlagen wird. Schulz geht von einer "abgesprochenen Nummer" aus. "Der wird den Jake Paul da nicht auseinandernehmen, obwohl er es könnte", sagte Schulz der Deutschen Presse-Agentur.

Der Kampf zwischen Mike Tyson und Jake Paul, der über acht Runden à zwei Minuten angesetzt ist, wird von Netflix übertragen. Die Streaming-Plattform will das Potenzial von Sportübertragungen testen – und zeigt seit Wochen einen Countdown zum Kampf. Eine Hauptperson mit über 27 Millionen Instagram- und 18 Millionen Tiktok-Followern weckt zumindest die Hoffnung auf hohe Streaming-Zahlen. Bis zu 80 Millionen US-Dollar sollen Tyson und Paul insgesamt für den Kampf erhalten.

"The Problem Child": Warum Jake Paul anecken will

Jake Pauls Erfolgsstratgie? Der 27-jährige Influencer hat früh gelernt, wie man Online-Marketing erfolgreich betreibt. Dabei setzt Jake Paul auf Provokation. Im Januar 2018 etwa lud er auf seinen Youtube-Kanal ein Video mit dem Titel "I lost my virginity" ("Ich habe meine Jungfräulichkeit verloren") hoch. Darin sieht man ihn halbnackt mit seiner damaligen Freundin Erika Costell. Youtube versah es schnell mit einer Altersbeschränkung, die Aufmerksamkeit zog es trotzdem - oder gerade deshalb - auf sich.

Während der Corona-Pandemie missachtete Paul Schutzmaßnahmen, als er mit Kollegen seines Kollektivs "Team 10" feierte. Warum er auch als umstritten gilt: Der Youtuber war auch schon wegen rassistischer Ausdrücke und Hausfriedensbruch aufgefallen. Seine sehr selbstbewussten Ankündigungen und Statements sind dagegen fast harmlos. So behauptete er 2020, er sei der erste Youtube-Star, der in einem professionellen Boxkampf antreten werde. Vor dem Fight gegen Mike Tyson sagte er: "Ich werde das neue Gesicht des Boxens sein." Und: "Ich bringe Mike Tyson bei, wie man boxt." Da wird der mehrfache Weltmeister aber noch ein Wörtchen mitzureden haben.

Verwendete Quellen:

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