Ferrari kommt in dieser Saison der Formel 1 nicht in Schwung, der Traditionsrennstall hinkt sportlich hinterher. Prompt machen Gerüchte um die beiden Piloten und mögliche Fahrerwechsel die Runde. Im Mittelpunkt steht vor allem Charles Leclerc. Auch Lewis Hamilton mischt mit.

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Die Formel 1 ist in gewissen Bereichen ziemlich durchschaubar. Wie zum Beispiel bei Gerüchten um Fahrerwechsel. Die gehören normalerweise in die sogenannte "Silly Season", die meistens im Sommer beginnt und bis in den Herbst geht. Dann wird es wild im Fahrerlager, mit verrückten und absurden Spekulationen, aber auch ernsthaften Gesprächen und Verhandlungen. Unter bestimmten Umständen geht es aber auch schon früher los. So wie im Moment: Lewis Hamilton hat seinen nach dieser Saison auslaufenden Vertrag bei Mercedes immer noch nicht verlängert, und bei Ferrari läuft es sportlich nicht.

Die Logik der Gerüchteküche: Hamilton könnte sich seinen Traum von Ferrari erfüllen und den Rennstall wieder nach vorne bringen. Der frühere Formel-1-Teamchef Eddie Jordan zum Beispiel glaubt, dass es für Hamilton jetzt nur eine Anlaufstelle gebe, "und die ist Ferrari. Mit seinem ganzen Talent wäre das ein Traumpaar. Ferrari braucht einen Weckruf, und auch Lewis muss ein wenig wachgerüttelt werden. Wenn er weitermacht, dann braucht er einen Tapetenwechsel", so der 75-Jährige im Rahmen der Londoner Bootsmesse "Luxury London Afloat".

Für Ferrari sei ein Mann vom Kaliber Hamiltons auch ganz wichtig, so Jordan, denn der siebenmalige Weltmeister "würde ihnen eine frische Richtung vorgeben und auf einen Schlag einen Haufen kleiner Probleme ausradieren, die sie derzeit haben". Eine klassische Win-Win-Situation also.

Leclerc: Keine Lust mehr auf Ferrari?

Auf der anderen Seite hat Charles Leclerc aufgrund dieser vielen kleinen Probleme keine Lust mehr auf die zickige Diva von Ferrari und will sich seinen großen WM-Traum angeblich bei Mercedes erfüllen. Oder zumindest die Chance haben, darum kämpfen zu können. Auch hier: Win-Win, denn Mercedes hätte einen 25 Jahre alten, angehenden Superstar als Ersatz für Legende Hamilton.

Aktuell geht für Leclerc mit der Scuderia nicht viel, der Monegasse erlebt bislang eine Saison zum Vergessen, ist mit sechs mageren Pünktchen nur Gesamt-Zehnter. Ja, es sind nur drei Rennen absolviert, doch das Auto macht nicht den Eindruck, dass es in naher Zukunft um Siege, geschweige denn um den Titel fahren kann. Im Moment sind es nicht einmal Podestplätze.

Nun sind diese Gerüchte nicht neu, bereits vor dem zweiten Saisonrennen in Saudi-Arabien musste Leclerc deshalb etwas klarstellen. "In letzter Zeit gibt es mir zu viele Geschichten, die jeder Grundlage entbehren, vielleicht will man uns da einfach ein wenig aus der Ruhe bringen. Wir stehen zusammen, was von außen kommt, ist nur Gerede, das uns nicht weiter zu scheren braucht. Ich liebe Ferrari, und ich will mit Ferrari Rennen gewinnen", sagte Leclerc. Doch man weiß auch aus anderen Sportarten: Es ist nicht selten, dass gerade dann die Liebesbeteuerungen am intensivsten und lautesten sind, wenn an den Gerüchten etwas dran ist.

Sainz dementiert Abgang zu Audi

Bei Ferrari kehrt auch unter dem neuen Chef Frederic Vasseur keine Ruhe ein, sportlich nicht und personell sowieso nicht. Jüngst dementierte Leclercs Teamkollege Carlos Sainz, dass er angeblich zu Audi geht. Der deutsche Autobauer steigt 2026 in die Motorsport-Königsklasse ein, vorbereitet wird das Projekt ab der kommenden Saison durch den Sauber-Rennstall, ein Wechsel wäre also auch früher möglich.

"Meine Absicht besteht darin, auf viele Jahre hinaus bei Ferrari zu bleiben. Ich verstehe nicht ganz, dass die Leute in meinem Zusammenhang über 2026 sprechen, wo ich noch nicht mal einen Vertrag für die Saison 2025 besitze. Ich finde es ein wenig ärgerlich, dass solche freien Erfindungen kursieren", sagte Sainz. Auch er hatte sich zuletzt immer wieder über Störfeuer durch die Gerüchte aufgeregt, die Medien kritisiert.

Doch Spekulationen über die Leclerc-Zukunft halten sich weiterhin hartnäckig. So nannte der renommierte italienische Journalist Leo Turrini Leclerc-Gespräche mit Mercedes zuletzt in der Zeitung Quotidiano Nazionale "ein offenes Geheimnis. Jeder weiß das. Von der Garage in Maranello bis zum Indischen Ozean", sagte Turrini. Denn Leclerc "ist der erste, der weiß, dass die Zeit vergeht". Leclerc hat zwar noch Vertrag in Maranello bis 2024. Doch das muss heute nichts mehr heißen. Stichwort: Performance-Klausel. Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko erklärt bei Sport1, dass diese Klauseln üblich seien.

Klausel wie Vettel

"Darin heißt es in etwa, dass ein Fahrer zu einem bestimmten Zeitpunkt der Saison, meistens im Spätsommer, eine bestimmte Anzahl von Punkten haben muss, damit sich der Vertrag automatisch verlängert", so Marko: "Sollte das nicht der Fall sein, haben beide Parteien die Möglichkeit, den Vertrag aufzulösen. 2015 konnte aus diesem Grund unser Sebastian Vettel so einfach zu Ferrari wechseln."

Bis zum Spätsommer ist es noch ein wenig hin, die aktuelle Performance von Ferrari könnte aber dazu führen, dass Leclerc von solch einer Klausel Gebrauch machen kann. So lange wird die Gerüchteküche weiter fleißig brodeln. Auch da ist die Formel 1 ziemlich durchschaubar.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenzen
  • TV-Übertragung
  • sport.1.de: Wo es bei Ferrari wirklich brodelt
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