- Die Pläne gibt es schon länger, jetzt werden sie immer konkreter: VW will mit Audi und Porsche in die Formel 1 einsteigen.
- 2026 soll es soweit sein, dann wird die Formel 1 mit einem neuen Reglement nachhaltiger.
- Die beiden Marken verfolgen aber einen unterschiedlichen Weg in die Formel 1.
Keine 20 Kilometer waren es am Ende, die André Lotterer zurücklegte. Trotzdem dürfte es ein einschneidendes Erlebnis für Audi gewesen sein, sodass es möglicherweise erstmals "Klick" machte. 2014 war das, als Lotterer für ein Rennen in der Formel 1 an den Start ging, beim Hinterbänkler-Team Caterham. Eine einmalige Sache nur, er schied in der zweiten Runde aus. Doch sein ebenso überraschendes wie sensationelles Debüt mit 32 Jahren sorgte für riesige Schlagzeilen und das weltweit.
Der Werbewert war enorm – allerdings nicht für Audi, für die Lotterer kurz zuvor zum dritten Mal den Langstreckenklassiker in Le Mans gewonnen hatte. Was im Vergleich zum Kurztrip in die Formel 1 aber niemanden groß interessierte.
Die Formel 1 hatte schon damals die größte Strahlkraft im Motorsport und sie ist für Autobauer inzwischen noch wichtiger – weshalb sich Volkswagen mit den Konzern-Töchtern Porsche und Audi weiter in Stellung bringt. Das bestätigte der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess im Rahmen der Veranstaltung "Dialog mit Diess" den "Wolfsburger Nachrichten" und der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung".
"Im Motorsport zählt nur die Formel 1"
"Die Formel 1 wächst weltweit. Im Motorsport zählt nur die Formel 1", sagte Diess. "Ein Einstiegsfenster ergibt sich aus dem neuen Reglement, danach kommt eine solche Chance vielleicht zehn Jahre nicht mehr." 2026 soll es ein komplett neues Reglement geben, inklusive neuer Motoren. Dabei sollen 50 Prozent der Leistung elektrisch, der Kraftstoff komplett nachhaltig sein. Zum Einsatz kommen soll ein V6-Turbo mit 1,6 Litern Hubraum.
Daneben sollen Einheitsbauteile die Kosten nicht ausufern lassen, einen Kostendeckel gibt es bekanntlich bereits. Festgezurrt ist das Regelwerk aber noch nicht, was aber die Voraussetzung für den Einstieg der beiden Marken ist. Im Juni könnte das Reglement vom Automobil-Weltverband FIA offiziell abgesegnet werden. Dann könnten Audi und Porsche endgültig Gas geben, die Planungen laufen bereits, wie Diess erklärte.
"Die Formel 1 wird umweltfreundlicher mit Elektrifizierung und synthetischen Kraftstoffen. Der Vorstand war sich aber nicht ganz einig – eigentlich haben wir genug zu tun. Doch die Premiummarken sehen die Formel 1 als bedeutenden Hebel, um Markenwert zu steigern. Die Motorenentwicklung hat begonnen", bestätigte Diess. Bei Porsche sei das Projekt "schon sehr konkret", bei Audi "noch nicht so sehr". Für Diess ist klar: "Bis ins Jahr 2026 wird die Formel 1 ein noch größeres Motorsport-Spektakel sein als heute, auch in China, auch in den USA. Die Formel 1 wird die populärste Marketing-Plattform für Premium-Fahrzeuge sein."
Enormer Werbewert
Wie wichtig die Motorsport-Königsklasse für eine Marke sein kann, beobachtete Volkswagen beim Konkurrenten Mercedes. "Die Kosten sind gedeckelt, die Einnahmen bekannt. Das ergibt ein attraktives Geschäftsmodell. Wir werden 2022 mit dem Rennstall Gewinn machen und können so einen Teil des Aufwands für den Motorenbau abfedern", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
Lesen Sie auch: Pulverfass Mercedes? Die Silberpfeile kämpfen sich durch die Krise
Das Formel-1-Projekt der Stuttgarter schreibt also schwarze Zahlen, der Werbewert soll zudem im mittleren einstelligen Milliardenbereich liegen. Von der Image-Entwicklung angesichts der sieben Fahrer- und acht Herstellertitel seit 2014 mal ganz abgesehen. "Mit der Formel 1 bekommen wir mehr Geld aus Stuttgart und Ingolstadt als ohne. Wir haben die Zusage bekommen, dass wir mit Formel 1 auch mehr Geld nach Wolfsburg bekommen als ohne", so Diess.
Da der VW-Einstieg bereits länger ein Thema ist und von den Vorständen und Aufsichtsräten in den vergangenen Wochen nach und nach auch intern abgenickt wurde, gibt es auch schon Gerüchte, wie die Engagements von Porsche und Audi konkret durchgeführt werden sollen. Was sich abzeichnet: Die Wege der beiden Marken dürften unterschiedlich aussehen.
Unterschiedliche Pläne für Porsche und Audi
So heißt es, dass Porsche Anteile von Red Bull Racing kaufen und mit dem Rennstall eng zusammenarbeiten will, dabei geht es auch um die neu gegründete Motorenabteilung "Red Bull Powertrains". Dort soll dann gemeinsam der neue Motor gebaut werden. Audi hingegen will offenbar ein ganzes Team kaufen und zudem den Motor selbst entwickeln. Aktuell gelten Aston Martin und der Traditions-Rennstall Sauber – im Moment als Alfa Romeo am Start – als heiße Kandidaten.
Was bei Engagements von Audi und Porsche ebenfalls dazugehört, sind laut Diess deutsche Fahrer. Mick Schumacher wäre ein Kandidat, Sebastian Vettel 2026 wohl nicht mehr. Und auch für André Lotterer kommen die Einstiege zu spät. Auch wenn er damals möglicherweise für das einschneidende Erlebnis sorgte.
Verwendete Quellen:
- Pressekonferenzen
- WAZ: Dialog mit Diess
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.