• Die Formel 1 Saison 2022 startet am Wochenende mit dem Großen Preis von Bahrain (alle Rennen live bei Sky).
  • Timo Glock war selber in der Formel 1 unterwegs und begleitet die Königsklasse des Motorsports nun als Sky Experte.
  • Im exklusiven Interview spricht Glock über Sebastian Vettel, Mick Schumacher und die Formel 1 in Deutschland.
Ein Interview

Herr Glock, erwarten Sie in der Saison 2022 einen ebenso spannenden WM-Kampf wie in der vergangenen Saison zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton?

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Die letzte Saison ist schwer zu toppen, weil die Weltmeisterschaft erst in der letzten Runde des letzten Rennens entschieden wurde. Aber ich bin guter Hoffnung, dass die Teams durch die neuen Regelungen näher zusammengerückt sind. Vielleicht gibt es jetzt sogar drei oder vier Teams, die um die Weltmeisterschaft fahren werden.

Die Autos haben sich aufgrund des neuen Reglements gegenüber der Vorsaison verändert. Welche Auswirkungen auf das Renngeschehen wird das haben?

Es gab technische Veränderungen an der Aerodynamik, die dafür sorgen sollen, dass die Autos einfacher überholen können. In den letzten Jahren haben die vornewegfahrenden Autos so viele Luftverwirbelungen produziert, dass die Autos dahinter weniger Bodenhaftung hatten und nur schwer überholen konnten. Die Autos wurden nun so verändert, dass das Überholen einfacher möglich ist.

Mick Schumacher hat vergangene Saison aufgrund des langsamen Haas-Boliden zwar keine Punkte errungen, dafür aber das Duell mit seinem Teamkollegen Nikita Mazepin klar für sich entschieden. Nun bekommt er mit Kevin Magnussen einen neuen Teamkollegen an die Seite, der die Erfahrung aus 119 Grand Prix und 158 Punkte mitbringt. Kann er auch in diesem Duell bestehen?

Mick steht auf jeden Fall eine deutlich größere Herausforderung bevor. Er kann aber auch von Magnussen lernen, weil dieser deutlich mehr Erfahrung hat und sehr schnell ist. Magnusen ist eine völlig andere Messlatte als Mazepin. Nun muss Mick zeigen, dass er auf dem gleichen Niveau fahren kann.

Wir hoffen natürlich aus deutscher Sicht, dass das Team Haas allgemein besser dastehen wird als in der vergangenen Saison, sodass Mick Richtung Mittelfeld vorstoßen kann. Allerdings hat Haas weiterhin nicht die gleichen finanziellen Mittel wie viele andere Teams.

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Sebastian Vettel steht vor seiner zweiten Saison im Aston Martin. Das mittelfristige Ziel des Teams sind Siege, das langfristige Ziel ist sogar der Gewinn der Weltmeisterschaft. Könnte Aston Martin ein Überraschungsteam der Saison 2022 sein?

Ich hoffe sehr, dass Sebastian Vettel zu seiner alten Stärke zurückfindet und vor allem ein Auto hat, mit dem er in den Top 5 mitfahren kann. Aber das lässt sich vor dem ersten Rennen schwer bewerten, weil die Testfahrten kein klares Bild abgegeben haben. Nach dem ersten Grand Prix in Bahrain wissen wir mehr.

Die Regeländerungen für 2022 geben den Formel-1-Rennern ein ganz neues Gesicht

Die Teams der Formel 1 sind selten in eine so ungewisse Zukunft gestartet wie 2022. Schon die Vorsaison standin manchem Motorhome, in den Werkstätten und Designstudios ganz im Zeichen der neuen Regeln. Sie greifen 2022. Und deshalb sehen die neuen Boliden so aus. © ProSiebenSat.1

Sebastian Vettel lässt offen, ob er nach dieser Saison weiterfahren wird. Er wird im Sommer 35 Jahre alt und lässt immer wieder durchblicken, dass ihm Themen wie zum Beispiel Klimaschutz mittlerweile wichtiger sind. Könnte das seine letzte Saison sein?

Das muss man abwarten. Generell glaube ich, dass er noch sehr motiviert ist, wenn er ein gutes Auto zur Verfügung hat und die Entwicklung bei Aston Martin in die richtige Richtung geht.

Sollte Vettel aufhören, gäbe es mit Mick Schumacher lediglich noch einen deutschen Fahrer in der Formel 1. Gibt es in den Nachwuchsserien weitere deutsche Talente, denen Sie den Sprung in die Formel 1 zutrauen würden?

Ich kann jetzt keinen bestimmten Fahrer hervorheben. Generell glaube ich aber, dass wir genügend Talente im deutschen Motorsport haben. Das Problem ist, dass wir nicht genügend Partner haben, die diese Talente nach vorne bringen und eventuell in die Formel 1 bringen. Der Weg über die Nachwuchsklassen, also zum Beispiel die Formel 3 und die Formel 2, ist finanziell kaum noch tragbar.

Ist es ohne eine reiche Familie oder einen reichen Sponsor überhaupt noch möglich, sich mit viel Talent und Ehrgeiz einen Platz in der Formel 1 zu erkämpfen?

Aufgrund der finanziellen Mittel, die man benötigt, ist es deutlich schwieriger geworden. Wenn man vom Beginn im Kartsport bis hin zum Einstieg in die Formel 1 alles zusammenrechnet, verschlingt das ungefähr zehn Millionen Euro. In der früheren Zeit, als zum Beispiel Sebastian Vettel und ich in die Formel 1 gelangten, war das noch nicht ganz so extrem. Es gab einfach mehr Partner, die in den Motorsport investiert haben.

Es gibt in der Saison 2022 mindestens 22 Rennen. Alleine zwei Grand Prix finden in den USA statt. Auch in vielen europäischen Ländern wie Belgien, Italien, Österreich oder Ungarn wird gefahren. Deutschland hingegen ist erneut im Rennkalender nicht vertreten. Warum entfernt sich die Formel 1 von Deutschland?

Auch das hängt mit dem Geld zusammen. Wir hätten mit dem Nürburgring und dem Hockenheimring natürlich zwei tolle Rennstrecken. Aber die Kosten für ein Formel 1 Rennen sind so hoch, dass sich das über die Ticketverkäufe kaum finanzieren lässt. Andere Rennstrecken, wie zum Beispiel in Ungarn, haben den Vorteil, dass sie vom jeweiligen Land unterstützt werden. Diese Fördergelder fehlen in Deutschland.

Während die Formel 1 in vielen anderen Ländern wie zum Beispiel den USA einen großen Boom erlebt, ist der Motorsport in Deutschland nicht mehr so präsent wie zu den großen Zeiten von Michael Schumacher. Wird es einen solchen Boom hierzulande jemals wieder geben?

Ich würde mir das sehr wünschen, kann mir das momentan aber schwer vorstellen. Michael Schumacher hatte damals einen unglaublichen Boom ausgelöst, ähnlich wie zuvor Boris Becker und Steffi Graf im Tennis. Diesen Schumacher-Boom werden wir vermutlich nicht noch einmal erleben.

Tennis spielt in der deutschen Öffentlichkeit nur noch eine geringe Rolle. Befürchten Sie eine ähnliche Entwicklung in der Formel 1?

Natürlich muss man aufpassen, dass das nicht passiert. Aber wir haben noch immer zwei deutsche Fahrer in der Formel 1, die einen großen Namen haben. Daher bin ich guter Hoffnung, dass dies dem Sport in Deutschland weiterhilft.

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Über den Experten:
Timo Glock (Jahrgang 1982) absolvierte zwischen den Jahren 2004 und 2012 insgesamt 91 Rennen in der Formel 1 und landete drei Mal auf dem Podium – zweimal als Zweiter, einmal als Dritter. Zuletzt war er in der DTM aktiv. Heute begleitet er die Formel 1 als Experte von dem übertragenden Sender Sky.
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