- Aston Martin hat in der Formel 1 in Abwesenheit von Sebastian Vettel einen klassischen Fehlstart hingelegt.
- Das Team kassiert nicht nur Häme und Spott, sondern auch jede Menge Kritik.
- Vettel könnte am Sonntag zum zweiten Rennen in Saudi-Arabien zurückkehren. Auf ihn wartet jede Menge Arbeit.
Auf die Sinnfrage gibt es selten die eine, knackige Antwort. Dafür ist die Lage im Herbst einer Karriere oft zu komplex. Wie bei
Deshalb wurde er in dem Wüstenstaat von Nico Hülkenberg ersetzt, der bei seinem Comeback nach eineinhalb Jahren im Qualifying seinen Teamkollegen Lance Stroll blamierte, im Rennen aber chancenlos war und 17. wurde. Stroll kam als 12. ins Ziel. Ein sportliches Desaster für den ehrgeizigen Rennstall rund um Milliardär und Mitbesitzer Lawrence Stroll. Bis 2025 will man um den Titel fahren, aktuell ist es das Ende des Feldes.
Aston Martin: Hülkenberg sieht "einige Bereiche, in denen wir arbeiten müssen"
"Da gibt es einige Bereiche, in denen wir arbeiten müssen, weil wenn man hinten ist, gibt es überall Verbesserungspotenzial. Wo das jetzt am meisten ist, das müssen wir jetzt erstmal finden", sagte
Die Sprache hat es Vettel nach dem Fehlstart zumindest nicht verschlagen. Denn der neue Teamchef Mike Krack verriet, dass sich der 34-Jährige nach seiner Corona-Erkrankung bei der virtuellen Teilnahme an der Nachbesprechung am Rennsonntag deutlich besser anhörte als noch vor ein paar Tagen.
Ein schwacher Trost, denn nach der Abreibung auf der Strecke prasselten umgehend Hohn, Spott und harsche Kritik auf Aston Martin ein. Die Lage sieht nach dem ersten Rennen düsterer aus als in der vergangenen Saison, die mit Gesamtplatz zwölf schon nicht gut lief für Vettel. Sein Vertrag bei Aston Martin läuft nach der Saison 2022 aus. Klar ist schon länger: Der Verlauf dieser Saison wird seine Zukunft maßgeblich lenken und beeinflussen.
Gerhard Berger: Eine Frage der Motivation
Für den früheren Formel-1-Fahrer Gerhard Berger ist es bei Vettel eine "Frage der Motivation. Da geht noch ein bisschen was, wenn er will." Vettel selbst räumte ein, dass seine Zukunft auch an Erfolgen hängt, "aber Erfolg hat nichts nur mit Siegen zu tun", so Vettel. Soll heißen: "Ich muss Fortschritt erkennen, immer ein Licht am Ende des Tunnels sehen. Erst wenn ich mir die Frage stellen muss, ob sich der ganze Aufwand noch lohnt, ob das Ganze noch Sinn für mich ergibt, denkt man übers Aufhören nach."
Komplex und kompliziert. Denn klar ist nach Bahrain: Der Aufwand wird nicht ohne sein, was bei erkennbaren Fortschritten durchaus motivierend sein kann. Der Grat hin zu Rückschlägen, Frust und Ärger ist allerdings schmal. Vor allem bei Aston Martin, denn wie der frühere Formel-1-Fahrer
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Formel-1-Auftakt: Vettel wurde schmerzlich vermisst
Fakt ist: Vettel und seine Expertise wurden in Bahrain schmerzlich vermisst. Zaubern kann auch er nicht, doch die Erfahrung des 34-Jährigen hätte bei den Startproblemen helfen können. Er wird die Flinte so schnell nicht ins Korn werfen, Rückstände gegenüber der Konkurrenz kann Aston Martin aufholen. Zumindest auf dem Papier und in der Theorie.
Doch Experten wie Schumacher stellen der Vettel-Mannschaft generell ein desaströses Zeugnis aus. "Das Team hat den Faden verloren", sagte Schumacher. "Da wollte man zu schnell zu viel erreichen und das funktioniert in der Formel 1 leider einfach nicht. Man kann nicht einfach viele Leute und viel Geld nehmen, in einen Topf geben, kurz umrühren und dann kommt hinten was Gutes raus", sagte der 46-Jährige. Das sei ein kontinuierlicher Prozess und das müsse wie ein Uhrwerk funktionieren, so Schumacher. Und die "Bulldozer-Methode" sei eben nicht die Lösung.
Wenn sich der Teambesitzer einmischt
Ein weiteres Problem ist offenbar Team-Mitbesitzer Stroll, der angeblich mit in den Meetings sitzt und seinen Senf zur sportlichen Situation abgeben soll. Kluge Ratschläge inklusive. "Wenn das so ist, dann wird es wirklich sehr kompliziert", so Schumacher.
Dass Stroll in den Meetings sitzen und sich einmischen soll, bewertet auch der frühere Formel-1-Fahrer Christian Danner als das "Allerschlimmste". Denn wenn derjenige, "der die Hunderten Millionen investiert hat, sagt: 'Ich weiß, wie das geht, sonst hätte ich ja gar nicht das Geld.' Dann wird es richtig problematisch." Für Einfühlungsvermögen und Empathie steht Stroll auch nicht. Am Ende helfen auch seine Millionen nicht, so Danner: "Die haben investiert ohne Ende und es gibt es neue Tools, die Hunderte Millionen gekostet haben, aber sie funktionieren nicht." Was wiederum für weiteren Frust sorgt. Ein Teufelskreis.
Vettel werde sich überlegen, "ob er die Corona-Infektion nicht über Dschidda hinauszieht", sagte Danner. Zufrieden sei er sicher nicht mit der Performance von Aston Martin gewesen, so Danner, "aber er ist ja ein cleverer Bursche, das wird ihn also nicht so sehr überrascht haben. Er kennt das Auto und dass sie hinterherfahren, das hat er schon gewusst. Die Frage ist, was er jetzt macht."
Vettel habe jetzt definitiv die Erkenntnis, dass das Auto weit abgeschlagen sei, meint Ex-Formel-1-Pilot Karl Wendlinger: "Das war noch schwächer als in der letzten Saison und es wird sicher schwer, da hinten wieder rauszukommen", so der Österreicher, der allerdings glaubt, dass Vettel "nach seiner Genesung wiederkommt und sein Bestes gibt". Es wäre eine erste Antwort auf die Sinnfrage.
Verwendete Quellen:
- Sportschau.de: Berger über Vettel-Zukunft: "Frage der Motivation"
- Sport1.de: Corona-Ausfall! Jetzt spricht Vettel
- AvD Motor & Sport Magazin
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