Ferrari verblüffte bei den Wintertests der Formel 1 mit schnellen und konstanten Zeiten. Vieles deutet darauf hin, dass 2017 mit Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen zu rechnen ist.
Alles wie im Vorjahr. Nur ganz anders.
Bei den Formel-1-Wintertests 2016 setzte sich
Zum einen ist das mit massiven Änderungen im Bereich der Aerodynamik zu erklären, zum anderen mit Ferrari selbst - die Scuderia zeigte verblüffende Frühform. Räikkönen schaffte eine Runde in 1:18,634 Minuten, vier Zehntel vor Stallgefährte
Ferrari fuhr keine Show-Runden
"Wir hätten noch schneller gekonnt, aber das war nicht das Ziel", sagt Räikkönen nüchtern, dann wird er für seine Verhältnisse fast überschwänglich: "Das Feeling hat vom ersten Tag an gepasst, das Team hat gute Arbeit geleistet, das Auto lief zuverlässig."
Tests sind immer ein Balanceakt, weil die Teams gerade so viel aufdecken wie nötig, ohne eigene Lernerfolge zu versäumen. Bei Ferrari sind Show-Einlagen mit leeren Tanks auszuschließen, dafür wirkten die roten Renner zu stabil, auf verschiedenen Reifensorten bei verschiedenen Bedingungen und verschiedenen Programmen.
Die Truppe aus Maranello scheint stark genug, um zumindest zum Saisonstart um Siege fighten zu können. Allein das ist nach mauen Jahren eine Überraschung.
Lauda: "Ferrari liegt zwei Zehntel vor uns"
"Ich weiß nicht, ob wir so schnell fahren können wie Ferrari. Wirklich nicht", sagt Mercedes-Star Lewis Hamilton. Allerdings bewegte sich die Weltmeister-Mannschaft - genau wie das seltsam farblose Red Bull - wohl weniger nah am Limit wie Ferrari, das für Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff "ein echter Gegner" ist.
952 Mal umrundeten die Italiener den Kurs von Barcelona, 98 Mal öfter als 2016. Ein Elektronikproblem, ein Hydraulikleck und ein Räikkönen-Abflug störten die Tagesroutine, dennoch beeindruckte der Ferrari SF70H, besonders mit seiner Straßenlange. "Kein Auto hat eine so gute Traktion", berichtet Ex-F1-Fahrer Martin Brundle bei "auto motor und sport".
Ferrari: Der Trick mit den "Schleifen"
Eine Dekade ist Ferraris letzter Fahrer-Titel her, der inzwischen 37-jährige Räikkönen krönte sich 2007 zum Champion. Anschließend musste sich Ferrari regelmäßig den Vorwurf anhören, die Wagen zu konservativ zu bauen. Beim 2016er Entwurf waren Antriebseinheit, Abtrieb und Reifennutzung signifikante Schwachstellen, Vettel und Räikkönen gewannen keinen einzigen Grand Prix.
"Natürlich haben wir jetzt mehr Grip, die Reifen sind auch anders", sagt der Finne. Und wenn Ferrari für 2017 eines nicht war, dann zu konservativ.
Am Auffälligsten sind rechteckig geformte Karbon-"Schleifen" vor den Kühleinlässen. Fachmedien berichten übereinstimmend von einem Trick: Laut Reglement muss das vordere Ende der Seitenkästen im 75-Grad-Winkel angeordnet sein, mit den "Schleifen" wird diese Vorgabe erfüllt. Die eigentlichen Seitenkästen sind nämlich dahinter platziert - und weisen einen optimalen 90-Grad-Winkel auf. Gewitzt. Und legal.
Geschulte Augen erkennen zudem kleine Kanäle am Unterboden, mutmaßlich als Kühlsystem für Hydraulik und Getriebe. Die Ferrari-Ingenieure haben getüftelt - aber reicht das für eine Attacke?
Vettel: "Besser vorbereitet als letztes Jahr"
Vettel bleibt vorsichtig: "Mercedes legt die Latte sehr hoch. Wenn man drei Titel in Folge gewinnt, ist man automatisch Favorit." Die Scuderia müsse sich steigern, "es gibt ein paar Ecken, in denen wir nicht ganz so gut sind". Vettel meint speziell die langsamen Kurven.
Traditionell reist Ferrari mit einer überschaubaren Anzahl an Neuerungen zum Auftakt nach Australien (26. März). Dagegen erschien Mercedes bereits zur zweiten Barcelona-Woche als einziges Top-Team mit einem großen Aerodynamik-Paket. Die Formel-1-Weltmeisterschaft wird 2017 auch zum Entwicklungsrennen, und Ferrari glaubt, konkurrenzfähig zu sein.
"Wir sind auf jeden Fall besser vorbereitet als letztes Jahr", betont Vettel. "Den Beweis können wir erst in Melbourne erbringen. Wenn wir dort ums Podium kämpfen könnten, wäre das schon toll."
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