- Die Formel-1-Saison hat begonnen, doch bislang ist unklar, inwiefern Rennen in Deutschland im Free-TV gezeigt werden.
- Die Übertragungsrechte besitzt Pay-TV-Sender Sky, vier Läufe müssen aber unverschlüsselt übertragen werden.
- Immerhin: Einen ersten Lichtblick gibt es für deutsche Fans.
Helmut Marko kann es nicht fassen. Die Formel 1 boomt, doch in Deutschland verkümmert sie hinter einer Bezahlschranke? Die Motorsport-Königsklasse im Autofahrer-Land in einer ausgewachsenen Krise – bei Red Bull Racing sorgt die spezielle Situation für Kopfschütteln. "Es ist unglaublich, was gerade in Deutschland passiert", sagte Red Bulls Motorsportberater bei Sport1.
"In Österreich ist es genau umgekehrt. Da boomt die Formel 1 mehr als je zuvor. Das Red Bull-Team wird als österreichisches Nationalteam gesehen und dementsprechend fiebert das ganze Land mit", so Marko weiter.
ServusTV und ORF teilen sich in Österreich auch in dieser Saison die Übertragungen. Beide (frei empfangbaren) Sender durften sich 2022 über für österreichische Verhältnisse starke Quoten im Bereich von 600.000 bis 800.000 Zuschauern freuen.
In Deutschland musste Sky zuletzt beim Auftakt in Bahrain einen Rückgang verzeichnen, 1,13 Millionen Fans bedeutete ein Minus von 160.000 Zuschauern im Vergleich zum Vorjahr. Beim Qualifying waren es nur noch 320.000 Fans, das sind mehr als 200.000 weniger als 2022.
Die Formel 1: Nur noch ein Nischendasein
Zwar ist der Marktanteil beim jüngeren Publikum stark und auch rund eine Million Zuschauer insgesamt sind für Sky selbst ein Erfolg, mit dem man zufrieden ist, doch für deutsche Verhältnisse – vier Millionen Fans waren es bei RTL noch 2020 – ist das gleichbedeutend mit einem Nischendasein.
Nun könnte man die Formel 1 zumindest temporär wieder ins deutsche Gedächtnis rufen, denn vier Rennen müssen pro Saison im Free-TV zu sehen sein, dazu ist Sky vertraglich verpflichtet. Dies gilt bis einschließlich 2024, dann ist diese Klausel nur noch für einen Deutschland-GP zwingend.
Doch die Sublizenz an einen Sender zu bringen, ist fast schon ein Ding der Unmöglichkeit. Während die Formel 1 auch dank der Netflix-Doku "Drive to survive" in vielen Märkten wächst, schrumpft die Begeisterung hierzulande spürbar. Das macht sich auch in der TV-Landschaft bemerkbar.
Viele Sender winken bei Formel 1 ab
Zunächst gab es keine Einigung mit dem bisherigen Sublizenz-Partner RTL, dann winkten auch die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF ab, auch ProSieben galt als Kandidat, schlug aber ebenfalls nicht zu. Ein Grund sollen wohl auch die kolportierten 2,4 Millionen Euro sein, die Sky angeblich pro Rennen haben möchte. Zehn Millionen Euro für vier Rennen – bei nur noch einem deutschen Fahrer (Nico Hülkenberg), der auch kein klassisches Zugpferd ist, ist das den Sendern ganz offensichtlich zu viel Geld für zu wenig Gegenwert.
Und nun? Die Saison läuft, viel Zeit und viele Optionen bleiben nicht mehr. "Inwieweit wir wieder eine Partnerschaft mit einem Free-TV-Partner eingehen, ist offen", teilte Sky auf Anfrage mit. "Wir haben in jedem Fall mehrere Optionen, einzelne Rennen Free to Air zu zeigen. Neuigkeiten hierzu werden wir rechtzeitig bekannt geben."
Immerhin gibt es ein erstes "Schmankerl": Am Sonntagabend werden auf Sport 1 einstündige Zusammenfassungen der Formel-1-Wochenenden gezeigt. Kein Ersatz für mögliche Rennen im Free-TV, wer aber am Abend nach dem Rennen schnell die Höhepunkte konsumieren möchte, dürfte hier richtig sein.
Greift ServusTV zu?
Als möglicher Abnehmer für die Sublizenz wurde von "DWDL" zuletzt ServusTV, das zum Red-Bull-Konzern gehört, ins Spiel gebracht. Schließlich ist der österreichische Sender für die Übertragung der Rennen in der Heimat sowieso bei der Hälfte der Rennen vor Ort. ServusTV ist aber auch in Deutschland empfangbar. Zu Gerüchten oder Planungen äußert sich der Sender allerdings nicht.
Eine weitere Option: Sky zeigt die vier Rennen selbst frei empfangbar, das ginge zum Beispiel über den YouTube-Kanal, die Homepage, die App oder aber auch klassisch im Fernsehen, indem das Rennen unverschlüsselt gezeigt wird. So müsste Sky zwar auf das Geld für die Sublizenz verzichten, könnte aber umgekehrt mit frei empfangbaren Rennen möglicherweise neues Publikum ins Pay-TV ziehen.
Diverse Optionen
Auch möglich: Die Rennen werden an verschiedene Sender veräußert, oder Sky zeigt einen Teil der vier Rennen, den Rest ein anderer Sender. Dann aber wohl eher zu geringeren Kosten, dafür vielleicht im Hinblick auf eine dann erweiterte Zusammenarbeit 2024, wenn die Free-TV-Klausel ein letztes Mal gilt.
Optionen gibt es also noch. Doch wie auch immer die Lösung am Ende aussieht: Ob die vier Läufe im Free-TV der Formel 1 in Deutschland Schub verleihen, muss im Moment leider bezweifelt werden.
Verwendete Quelle:
- sport1.de: Red Bull stichelt gegen Mercedes
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