Elf Siege und 67 Punkte Vorsprung auf Platz zwei: Lewis Hamilton hat den WM-Titel zwar erst im letzten Rennen der laufenden Formel-1-Saison geholt, doch vor allem die zweite Hälfte der Saison war er nahezu unschlagbar. Nico Rosberg baute hingegen nach der Eskalation des "Kriegs der Sterne" in Spa ab, konnte trotz seiner hervorragenden Qualifikationsleistungen zu wenige Siege einfahren. Fünf Gründe, warum Rosberg im WM-Duell gegen Hamilton den Kürzeren gezogen hat.
1. Nico Rosberg ist nur Quali-Weltmeister
Elfmal startete
Hamilton war in dieser Saison auf die lange Distanz einfach der schnellere Mercedes-Pilot. Ein Beispiel dafür war der USA-Grand-Prix in Austin. Am Samstag war Rosberg 0,376 Sekunden schneller als Hamilton. Im Rennen überholte der Brite seinen Teamkollegen dennoch auf der Strecke. Rosberg weiß um das Problem: "Ich war im Qualifying der schnellere über zwei Jahre lang. Das ist schon mal etwas. Ein bisschen muss ich noch finden im Rennen", sagte er laut motorsport-total.com nach der WM-Entscheidung in Abu Dhabi mit Blick auf die kommende Saison.
2. Der Saison-Knackpunkt: Crash in Spa
Im dritten Saisonrennen jagte Rosberg Hamilton rundenlang um den Kurs in Bahrain, fand aber keinen Weg an ihm vorbei. Es war der Beginn des "Kriegs der Sterne", der im Sommer in Ungarn und nach der Sommerpause im belgischen Spa seinen Höhepunkt erreicht hat. Hamilton bekam auf dem Hungaroring vom Team die Anweisung Rosberg passieren zu lassen, weil dieser schneller war. Doch der Brite dachte gar nicht daran. Am Ende wurde Hamilton Dritter. Der viertplatzierte Rosberg kochte vor Wut.
In Belgien eskalierte dann die Situation, Rosberg wollte einfach nicht mehr zurückstecken. Am Start hatte er die Führung an Hamilton verloren, setzte bereits in Runde zwei zu einem Überholmänover in wenig aussichtsreicher Position an. Die Folge der ungeduldigen Aktion: Ein Crash, der für Hamilton das Aus bedeutete und Rosberg den Sieg kostete. Auf dem Siegertreppchen wurde der Deutsche von den Fans gnadenlos ausgepfiffen.
3. Ist Nico Rosberg einfach zu nett?
Anschließend machte Hamilton Politik gegen seinen Teamkollegen, erklärte öffentlich, Rosberg habe ihn mit Absicht abgeschossen. Der Deutsche sagte erst einmal gar nichts zu den Vorwürfen, entschuldigte sich dann aber nach einer Ansage des Teams. Mercedes gab Rosberg die Schuld.
Danach startete Hamilton eine Siegesserie und gewann fünf Rennen in Folge. Offenbar hat der "Krieg der Sterne", der in Spa eskaliert war, Rosberg gerade in den direkten Zweikämpfen mehr gehemmt als seinen Teamkollegen. Nach dem Rennen in Austin, in dem Hamilton Rosberg auf der Strecke überholt hatte, sagte der spätere Sieger laut spox.com: "Nico hat sich nicht verteidigt. Ich habe ihn fast nichtsahnend erwischt."
4. Zu viele Fehler von Nico Rosberg
In Monza, dem ersten Rennen nach Spa, zeigte Rosberg dann auch gleich Nerven - eigentlich etwas, was man von dem Sohn des ehemaligen Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg nicht kennt. Hamilton jagte den Deutschen, der sich nach der Zielgerade gleich zweimal verbremste und den Briten anschließend vorbeiziehen lassen musste. "Die Fehler waren nicht Nico-like", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff nach dem Rennen.
Doch Rosberg konnte sich gegen den Druck von Hamilton nicht wehren: "Lewis war verdammt schnell unterwegs. Ich musste mehr riskieren und noch mehr aus mir rausholen. Dabei ist es dann passiert", zitierte ihn auto-motor-und-sport.de.
5. "Lewis ein ganz bisschen besser"
Mehrfach hat Hamilton Rosberg auf der Strecke überholt, wie eben in Monza oder Austin. Auch am Start knackte der Brite seinen Teamkollegen mehrfach wie in Spa oder beim Saisonfinale in Abu Dhabi. Rosberg hingegen schaffte es weder am Anfang der Saison auf den Strecken in Bahrain und Spanien noch in Ungarn an Hamilton vorbei.
Gleichzeitig fuhr Hamilton - anders als in früheren Jahren - nahezu fehlerfrei. Der Popstar der Formel 1 ist offenbar erwachsen geworden und ordnet mittlerweile alles dem Erfolg unter. Das macht ihn noch schneller als in früheren Jahren.
Das weiß auch Rosberg, der immerhin bis zum letzten Rennen in Abu Dhabi die WM offen halten konnte. Ein technischer Defekt am Hybridmotor von Rosberg zerstörte dann aber alle Titelträume. Doch darauf will es der Deutsche nicht schieben: "Lewis hätte sowieso gewonnen", sagte er nach dem Rennen und zeigt Größe. "Über das Jahr war Lewis ein ganz bisschen besser. Er hat verdient gewonnen."
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