- Nyck de Vries hat eine unverhoffte Chance auf einen Renneinsatz in Monza auf beeindruckende Art und Weise genutzt.
- Das sind schlechte Nachrichten für Nicholas Latifi – und auch für Mick Schumacher.
In der Formel 1 bekommt man normalerweise nicht viele Möglichkeiten, solche wie Nyck de Vries schon mal gar nicht. Denn dessen Chance fiel ganz zufällig auf ein Silbertablett. Und der Niederländer hat beherzt zugegriffen. Williams-Stammfahrer Alexander Albon fiel wegen einer Blinddarm-Entzündung während des Rennwochenendes in Monza aus, und de Vries kam, sah und wurde Neunter – was man getrost als Sensation bezeichnen kann.
Damit hat sich der letztjährige Formel-E-Weltmeister in eine Top-Ausgangslage gebracht und
Mercedes-Teamchef Toto Wolff redete nach dem 16. Saisonrennen daher gar nicht lange um den heißen Brei herum. "Wenn ihn nicht einer von denen, die noch einen freien Sitz haben, aufschnappt, verstehe ich die Welt nicht mehr. Was mehr muss er tun, als die Leistung zu erbringen, die er heute gezeigt hat?", so der Österreicher über seinen eigenen Ersatzmann, der einer der vielen Kandidaten für die fünf noch freien Plätze bei Williams, Haas, Alpine, AlphaTauri und Alfa Romeo ist.
Sprung zu Williams ist logisch
Der Sprung zu Williams liegt nun natürlich nahe, das lag er schon vorher durch die Verbindung des Rennstalls zu Mercedes, schließlich ist man seit Jahren Kundenteam. George Russell lässt grüßen, er konnte sich dort drei Jahre lang auf den Aufstieg zu Mercedes vorbereiten.
Die Vorbereitungszeit auf den ersten Renneinsatz war für de Vries deutlich kürzer. Er stieg erst im dritten freien Training ein, ein absoluter Kaltstart. 60 Minuten, bevor es ins Qualifying ging. Dort deutete er als 13. bereits an, dass etwas gehen könnte. Aber Punkte? Das ist tatsächlich eine absolute Überraschung. Zwei Zähler waren es als Neunter. Zum Vergleich: Albon hat 2022 vier geholt, Nicholas Latifi gar keinen.
Williams-Teamchef Jost Capito lobt bei Sky: "Man hat ihm keine Nervosität angemerkt, obwohl er das innerlich natürlich ist. Er hat es so professionell gemacht, als hätte er nie etwas anderes gemacht, als Formel 1 zu fahren". Nach außen sei de Vries ein Sunnyboy, aber er pushe und sei knallhart, so Capito:. "Wie er das Team pusht und seine Aussagen sind knallhart. Es ist eine gute Kombination."
Für Latifi ist das wiederum keine gute Kombination, denn der Kanadier wurde nur 15. Und das als Stammpilot. Das ist eine Demütigung, und das zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, denn Latifi kämpft weiterhin um seine Zukunft, sein Cockpit sicher hat bei Williams nur der erkrankte Albon. Doch welche Argumente hat Latifi noch, schließlich hat er auch in seinem dritten Jahr immer noch nicht wirklich Fuß gefasst?
Schwierige Lage für Latifi
"Es ist für ihn extrem schwierig", sagte Capito: "Einen Fahrer ins andere Auto zu kriegen, der schneller ist, ist extrem großer Druck. Als Formel-1-Fahrer muss man mit dem Druck umgehen können, es gibt nur 20. Da müssen wir jetzt weitersehen."
Weitersehen muss auch Mick Schumacher, denn der Deutsche galt auch als Kandidat bei Williams, die Türe dürfte nun zu sein. Bei Haas ist die Lage weiterhin kompliziert. "Ich sage ehrlich, wir wissen nicht, ob Mick bleiben wird oder nicht", sagte Haas-Teamchef Günther Steiner vor Schumachers Platz zwölf in Monza im "Speedweek"-Interview: "Wir haben es in der Fahrerfrage nicht eilig, und Mick hat noch Chancen zu zeigen, was er kann."
Mit Stolz zurückschauen
De Vries wiederum weiß, dass der Rest jetzt nicht mehr in seinen Händen liegt. "Wir leben in einer schnelllebigen Welt und es kommt nicht nur auf Erfolge an", sagte er. "Aber niemand kann mir das nehmen, und zwar egal, ob ich in Zukunft hier dabei bin oder nicht. Ich kann mit Stolz auf mein Debüt in der Formel 1 zurückschauen." Denn viele Möglichkeiten bekommt man in der Regel nicht – de Vries dürfte sie mit ziemlicher Sicherheit genutzt haben.
Verwendete Quellen:
- TV-Übertragung Sky, Pressekonferenzen
- speedweek.com: Günther Steiner: "Mick Schumacher fehlt die Konstanz"
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.