Mick Schumacher steigt in die Formel 3 auf, ein nächster Schritt zum Fernziel Formel-1-Weltmeister. Eine absolute Ausnahmeerscheinung wie Max Verstappen ist er nicht - was für den Sohn von Michael Schumacher kein Nachteil sein muss.

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Diesmal gab es die Bescherung im Hause Schumacher etwas früher. An Heiligabend teilte das italienische Prema-Team mit, dass Mick Schumacher, 17-jähriger Sohn von Formel-1-Legende Michael, fortan in der Formel-3-Europameisterschaft startet.

Das war ein Aufstieg mit Ansage, die nächste Stufe einer Entwicklungsleiter, die ganz nach oben führen soll.

Schumacher denkt in Phasen und Prozessen. Die Formel 3 bezeichnet er als "idealen Schritt", sie soll ihn voranbringen und letztlich ein Sprungbrett sein. Schumacher hat seine Vision vor Augen wie die Kurvenabfolgen einer Rennstrecke. Zu "Bild" sagt er: "Ich möchte Formel-1-Weltmeister werden."

Ecclestone wünscht sich neuen Schumacher

Das würde gefallen, seinen Fans und demjenigen, der den PS-Zirkus als Manege zur Profitmaximierung betrachtet. "Wenn er nur annähernd so gut ist wie sein Vater, warum nicht? Es wäre gut für die Formel 1, wenn der Name Schumacher wieder vertreten wäre", sagt F1-Promoter Bernie Ecclestone zu "Sport Bild".

Ein neuer Schumacher als Speerspitze des Motorsports. Bislang nur Träume, aber mit Aussicht auf Verwirklichung.

"Mick ist ein toller Typ und exzellenter Fahrer", lobt Toto Wolff, Motorsportchef von Formel-1-Krösus Mercedes, in der "Gazzetta dello Sport". Behauptet sich Schumacher in der Formel 3, "werden viele Teams davon Notiz nehmen. Und eines davon wird Mercedes sein".

Wenn der Weg das Ziel ist, könnte es schlechter stehen um Mick Schumacher. Die vergangene Saison beendete er als Vizemeister der deutschen und italienischen Formel-4-Serien, zehn Siege, sechs Pole Positions und 22 Podien waren der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung, die 2008 im Kart begann. Mit dem Mädchennamen seiner Mutter, als Mantel der Anonymität, so gut es eben ging.

Wer Schumacher heißt und Autorennen bestreitet, für den liegt die Latte hoch, seit Vater Michael (91 Siege, sieben WM-Titel) und Onkel Ralf (sechs Siege) eine Dynastie begründeten.

Formel 3 - wie Prost, Senna und der Vater

Bei Mick war die Familie erpicht, dass möglichst wenig Scheinwerfer sein Leben ausleuchten, obwohl der bereits für sportliche Schlagzeilen sorgte. Dieser Youngster hatte Talent, das war ersichtlich, 2013 wurde er Dritter der Junioren-Kartmeisterschaft und 2014 Zweiter, genau wie in der Welt- und Europameisterschaft.

Für 2015 wechselte der in der Schweiz geborene Deutsche in den Formelsport, zum Team Van Amersfoort Racing in die deutsche Formel 4. Ein Sieg und zwei Podien, Gesamtzehner sowie drittbester Neueinsteiger - ordentlich, nicht überragend.

Der markante Sprung folgte 2016, bei Prema in der zweiten Formel-4-Saison. Ex-Formel-1-Fahrer Timo Glock attestierte bei "Sport1" anerkennend: "Als Persönlichkeit ist er viel abgezockter, er hat sich reingearbeitet und gefühlt von allem mehr Ahnung. Er ist super konstant und sehr abgeklärt."

Mick Schumacher, höflich, freundlich, korrekt, wird wie sein Vater von Sabine Kehm durch die Schikanen der Öffentlichkeit navigiert. Er spricht schon wie ein Profi - und irgendwie ist er das ja.

"Diese Klasse haben alle Großen durchlaufen", sagt er über seine Formel-3-Teilnahme. Es stimmt, spätere Champions wie Alain Prost (vier Titel), Sebastian Vettel (vier), Ayrton Senna (drei) oder Lewis Hamilton (drei) meisterten diese Rennfahrerschule; Vater Michael ebenfalls.

"Von der Professionalität her", sagt Mick, "geht es ein Stück näher Richtung Formel 1, es rückt alles enger zusammen und wird daher schwieriger."

Glock über Mick: "Eins zu eins Michael"

Kann er das schaffen? Prema-Chef Rene Rosin ist überzeugt. "Er hat sich massiv gesteigert. Seine Geschwindigkeit im Rennen war fantastisch", sagt er zu "motorsport.com" über 2016. Schwächen erkennt Rosin - wie Schumacher selbst - im Qualifying. "Ich habe viel gelernt, speziell, wie man mit dem Team interagiert", meint Schumacher in der "Sport Bild".

Als Trumpf wertet er das Überholen ("Im Kart lernt man ganz stark, wie man Zweikämpfe bestreitet"), sein Fahrstil erinnert durchaus an den Vater.

"Meistens nach Gefühl" bewege er sich auf der Piste. "Sehe ich eine Lücke, probiere ich es. Wenn es klappt - gut. Wenn nicht, dann probiere ich es noch einmal." Kalkulierte Risikoabwägung, wobei es manchmal mehr Risiko als Kalkül ist - mit Konsequenzen. Na und? Blechschäden als Lernbeschleuniger, so interpretiert Mick das.

Verstappen ist kein Maßstab

Der heutige DTM-Pilot Glock weiß zwar, dass Schumacher-interne Vergleiche nichts bringen, zieht allerdings dann doch einen: "Wie er im Kart gesessen hat, das war eins zu eins Michael. Die Körperhaltung, außerdem hat er diesen Blick dafür, wo er hin muss. Das hat Michael auch gehabt. Ich dachte: Wenn er jetzt noch einen roten Helm aufsetzt, ist das Michael. Das war schon krass."

Tatsächlich ähneln sich beide phänotypisch, mit 1,74 Metern Körpergröße und sieben Sternen auf dem grün-gelben Kopfschutz. "Weil sie in der Familie sind, ich fahre sie gern herum", sagt Mick.

Parallelen, gesucht und gefunden, teils zwanghaft. "Der Druck ist extrem", bemerkt Jos Verstappen in "Gala". Der Niederländer war einst Michael Schumachers Stallgefährte bei Benetton, Sprössling Max mischt seit zwei Jahren das Establishment auf; 2016 gelang ihm, 18-jährig, der erste Grand-Prix-Triumph.

Verstappen junior ist eine Ausnahmeerscheinung. So jung, so reif, so gut. Also kein Maßstab. "Ich glaube, Mick ist einer, der mehr Zeit braucht, um das Toplevel zu erreichen", sagt Jos Verstappen. "Die neue Generation an Rennfahren macht Spaß", findet wiederum Ecclestone, ein seltenes Kompliment.

Mick Schumacher schielt auf Rosbergs WM-Pokal

Damon Hill, Formel-1-Weltmeister 1996 und eiserner Rivale von Michael Schumacher, erkennt in "Speedweek" den Trend zum Rennfahrersohn. "Max Verstappen ist da, dann kommen Giuliano Alesi und eines Tages Mick Schumacher." Wichtige Einschränkung: "Ohne Leistung nützt dir ein berühmter Name nichts."

Ein Grund, weshalb Schumacher angesichts des fast gleichaltrigen Verstappen keine Eile verspürt. Auf seiner Homepage spricht er davon, ein "guter und kompletter Rennfahrer" werden zu wollen, "ich bin überzeugt, dass ich meine Ziele erreichen werde. Gerade deshalb möchte ich mich nicht hetzen lassen".

Wachstum mit Weitblick. Wann wird die Formel 1 zum Thema? "Wenn ich mich bereit fühle. Aber das weiß ich eben erst, wenn der Moment da ist." Realistisch: nicht vor 2019, eher 2020.

"Ich versuche auf meine Weise, meinen Namen nach oben zu bringen", sagt Schumacher. Das klingt rational. Jüngst posierte er neben Nico Rosberg mit dessen WM-Pokal. Das Foto enthielt frechen Humor: "Ich möchte dich wissen lassen, dass ich diese Trophäe bald übernehme ..."

Davor gibt es andere Errungenschaften. Am 22. März wird Mick volljährig - Zeit für den Führerschein.

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