Die 2. Bundesliga ist nach 65 Tagen Corona-Pause mit 13 Toren in vier Spielen und Spannung bis zum Schluss zurückgekehrt. Viele Sky-Abonnenten aber rieben sich ob einer Sende-Panne zunächst verwundert die Augen.
Der TV-Neustart in die 2. Bundesliga ist für den Pay-TV-Sender Sky etwas schief gelaufen. Während der Einzelübertragungen einiger Spiele am Samstag brach die Live-Berichterstattung ab.
Haaland trifft, obwohl der KSC gegen Darmstadt spielt
Beim Spiel von Erzgebirge Aue gegen den SV Sandhausen wurden Bilder von einem Spiel des FC Augsburg gezeigt. Die Zuschauer der Begegnung des Karlsruher SC gegen Darmstadt 98 sahen unvermittelt, wie Torjäger Erling Haaland für Borussia Dortmund gegen Union Berlin traf. Nach einigen Minuten waren die "technischen Probleme", von denen ein Sky-Sprecher sprach, gelöst.
Die Konferenz aller Zweitliga-Spiele lief die gesamte Zeit indes normal weiter. Später entschuldigte sich der Sender für die Panne bei seinen Zuschauern.
Der 1. FC Heidenheim hätte sich für seine Darbietung beim VfL Bochum bei seinen Fans entschuldigen müssen, hätten sie im Stadion sein dürfen.
Heidenheim kassierte im Rennen um den Aufstieg einen Dämpfer. Im Geisterspiel beim VfL Bochum unterlagen die Schwaben mit 0:3 (0:2) und verpassten es, zumindest vorübergehend mit dem drittplatzierten Hamburger SV gleichzuziehen.
Bochum gelingt bereits nach elf Minuten der Führungstreffer
Kapitän Anthony Losilla (11.), Jordi Osei-Tutu (34.) und Silvere Ganvoula (64.) trafen für den VfL, der sich mit dem hochverdienten Sieg ein Polster von sechs Punkten auf den ersten direkten Abstiegsplatz erspielte.
Insbesondere Heidenheim war die durch die Coronakrise erzwungene Wettkampfpause anzumerken. Es haperte an Präzision, Bochum erspielte sich so schnell ein Übergewicht im Mittelfeld und ging durch eine Standardsituation in Führung: Losilla kam nach einem Freistoß vor Heidenheims Torhüter Kevin Müller an den Ball und traf per Kopf zum 1:0.
In der Folge bemühte sich Heidenheim um den Ausgleich, wurde aber erneut kalt erwischt. Nach einem Fehler in der Defensive war Osei-Tutu zur Stelle.
Nach der Pause blieb Bochum nicht nur das gefährlichere Team, auch in der Defensive ließ der VfL kaum etwas zu. Stattdessen drängte die Mannschaft von Trainer Thomas Reis auf den dritten Treffer.
Jahn Regensburg fängt in der Nachspielzeit Holstein Kiel ab
Holstein Kiel verspielte in Regensburg leichtfertig einen wichtigen Auswärtsdreier. Die Störche kamen im Verfolgerduell bei Jahn Regensburg trotz 2:0-Führung nicht über ein 2:2 (1:0) hinaus.
Kiel blieb zum vierten Mal in Folge ohne Dreier, Regensburg verhinderte in letzter Sekunde die vierte Niederlage in Folge.
Jae-Sung Lee (3.) erzielte das Führungstor für die Norddeutschen. Es war das erste Tor im bezahlten deutschen Fußball nach Wiederbeginn und 66 Tagen Pause aufgrund der Corona-Pandemie in der 1. und 2. Bundesliga.
Der Torjubel fiel verhalten aus, der Asiate jubelte zunächst solo, erst später kamen einige der Mitspieler und hielten die Faust zum Abstoßen hin.
Finn Porath (58.) auf Vorarbeit von Lee erhöhte nur eine Minute nach seiner Einwechslung auf 2:0, doch Sebastian Stolze (75.) und Andreas Albers (90.+2) per Foulelfmeter drehten die Partie.
Kiel profitierte von der frühen Führung und diktierte zunächst das Geschehen. Die Gastgeber hatte hingegen Mühe, ihr Spiellinie zu finden. Viele Pässe landeten beim Gegner.
Erst im Verlauf der ersten Halbzeit konnte der Jahn die Begegnung offener gestalten. Dem zweiten Treffer ging eine wunderschöne Ballstafette der Gäste voraus, am Ende glich Regensburg dennoch aus.
Aue profitiert von den Patzern Heidenheims und Kiels
Dem FC Erzgebirge Aue glückte der Neustart. Die Sachsen kamen gegen den SV Sandhausen nach langer Überzahl zu einem 3:1 (1:0)-Erfolg.
Dimitrij Nazarov brachte Aue schon in der fünften Minute per Foulelfmeter in Führung. Sandhausens Dennis Diekmeier sah für eine Notbremse gegen Florian Krüger die Rote Karte. Krüger (65. Minute) und Malcolm Cacutalua (69.) erhöhten mit Kopfball-Toren. Sandhausen konnte durch Julius Biada (80.) nur noch verkürzen.
Für Sandhausens Kapitän Diekmeier war der Liga-Neustart schnell beendet. Den in den Strafraum laufenden Aue-Stürmer Krüger stoppte er mit einem Rempler. Die Strafstoß-Entscheidung war korrekt, die Rote Karte hart.
Sandhausen brauchte einige Zeit, um sich von dem Doppelschock zu erholen, konnte die Partie aber in Unterzahl bis zur Halbzeitpause recht ausgeglichen gestalten.
Im zweiten Abschnitt war das Spiel nach dem Aue-Doppelpack aber schnell entschieden. Daran änderte auch Biadas Treffer nach einem groben Auer Abwehrpatzer nichts.
Der beste KSC im Kalenderjahr 2019
Der Karlsruher SC zeigte trotz fehlender Fans seine wohl beste Leistung in diesem Jahr. Im ersten Pflichtspiel nach der Corona-Pause setzte sich der KSC mit 2:0 (0:0) gegen den SV Darmstadt 98 durch und verschaffte sich damit etwas Luft im Abstiegskampf.
Dank der Treffer von Torjäger Philipp Hofmann (66. Minute) und Mittelfeldspieler Marvin Wanitzek (90.+6) rücken die Badener vorerst vom vorletzten Rang auf den Relegationsplatz vor.
Einen richtigen Torjubel gab es danach aber nicht. Stattdessen klatschten einige KSC-Profis per Ellenbogen ab. Darmstadt bleibt trotz der ersten Niederlage seit dem 1. Dezember im oberen Mittelfeld der Tabelle.
Im nahezu leeren Wildparkstadion übernahmen die Karlsruher von Beginn an die Kontrolle über das Spiel. Schon in der neunten Minute gelang Jerôme Gondorf die Führung - die aber wegen einer Abseitsstellung des Mittelfeldspielers zurückgenommen wurde.
Auch anschließend blieb der KSC dominant, aber auch die Hessen kamen durch Yannick Stark (36.) und Marvin Mehlem (51.) zu hochkarätigen Chancen.
Aber der KSC war effizienter. Nach einer Ecke von Marc Lorenz kam Torjäger Hofmann im Strafraum unbedrängt an den Ball und schoss aus rund fünf Metern mit links die Führung. Wanitzek musste kurz vor Schluss nur noch einschieben.
Stadionsprecher sollen sich wegen der TV-Übertragung etwas zügeln
Karlsruhes Stadionsprecher Martin Wacker ließ sich seine Emotionen anschließend nicht komplett verbieten, verriet aber der Deutschen Presse-Agentur: "Wir haben die Anweisung bekommen, uns sehr kurz zu halten."
Offenbar aus Rücksicht auf die TV-Übertragung sollten sich die Stadionsprecher bei der Wiederaufnahme des Profifußballbetriebs etwas zurückhalten.
"Ich habe die Tore mit ein bisschen mehr Emotion gesagt, als wenn ich gar keine Emotion drin gehabt hätte", vermutete Wacker. Aber: "Ich glaube, das war alles in dem Rahmen, in dem wir es durften."
Wacker weiß, wovon er spricht. "Ich bin wirklich einer der wenigen Stadionsprecher, die zum zweiten Mal ein Geisterspiel haben. 2012 im August hatte ich auch schon ein Geisterspiel, das war schon ein ziemlicher Spuk. Aber heute war der Spuk größer, weil damals wurde mir kein Fieber gemessen. Das war eine ungewöhnliche Situation." (dpa/AFP/hau)
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