Vor dem Start der 2. Liga gilt RB Leipzig als das Maß aller Dinge im Unterhaus. Aber auch eine ganze Reihe an Traditionsklubs rechnen sich Chancen aus. Am anderen Ende der Tabelle werden die üblichen Verdächtigen erwartet - und die Skandalnudel der Liga.
Wie verlockend die 2. Liga in dieser Saison wieder angepriesen wird, weiß man noch nicht. In den letzten Jahren dachten sich irgendwelche Menschen ebenso plakative wie unnütze Formulierungen aus, von der "härtesten 2. Liga aller Zeiten" bis zur "besten 2. Liga der Welt".
Den vollmundigen Versprechungen konnte der dargebotene Fußball im deutschen Unterhaus nicht immer gerecht werden, was sehr wahrscheinlich auch in der anstehenden Saison der Fall sein wird, die am Freitag mit dem Klassiker zwischen Aufsteiger MSV Duisburg und dem 1. FC Kaiserslautern angepfiffen wird.
Immerhin werden fast der Hälfte der Liga mehr oder weniger großer Aufstiegschancen eingeräumt, was zumindest auf dem Papier für ein sehr ausgeglichenes Starterfeld schließen lässt. Im Abstiegskampf gibt es wegen der namhaften Aufsteiger Duisburg und Arminia Bielefeld keine klaren Kandidaten für den Gang in die 3. Liga.
Aber wer hat denn nun den vermeintlich besten Kader und wer wird wohl vom ersten Spieltag an gegen den Abstieg spielen? Die 2. Liga im Check.
Favoriten: Leipzig, Paderborn, Freiburg, Kaiserslautern
RB Leipzig hat nochmals kräftig investiert und nimmt das große Ziel mit einem großen Trainer und sehr namhaftem Personal entschlossen in Angriff. Der Brause-Verein bringt alles mit, was einen Spitzenklub ausmacht und hat in
Die beiden Bundesliga-Absteiger SC Paderborn und der SC Freiburg gehen mit ziemlich unterschiedlichen Vorzeichen ins Rennen. Paderborns Abenteuer war eine Ausnahme, beim SCF die Bundesliga nach sechs Jahren ununterbrochener Zugehörigkeit die Regel. Entsprechend haben die Breisgauer auch mehr Druck.
Dass Trainer Christian Streich eine halbe Mannschaft hochkarätiger Spieler verloren hat (Bürki, Sorg, Klaus, Mehmedi, Schmidt) und erfahrungsgemäß immer einen Tick länger benötigt, um einer wieder einmal neu zusammengestellten Mannschaft seine Idee vom Fußball zu vermitteln, macht das Unterfangen nur noch schwerer. Aber: Mit Nils Petersen hat sich Freiburg einen ganz heißen Kandidaten auf die Torjägerkanone sichern können. Freiburg dürfte sich im Laufe der Saison zu einem Anwärter auf die ersten drei Plätze entwickeln.
Bei Paderborn muss man da wohl verhaltener sein. Der SCP hat nicht nur einige wichtige Spieler, sondern auch Trainer Andre Breitenreiter verloren. Ohne den Baumeister der jüngsten Erfolge wird eine sofortige Rückkehr ins Oberhaus sehr schwer - zumal Paderborn noch nicht über so stabile Strukturen im Hintergrund verfügt wie andere Klubs.
Kaiserslautern wäre so einer. Die Roten Teufel haben zumindest die Relegation in der abgelaufenen Saison leichtfertig hergeschenkt und gehören auf alle Fälle zum engeren Favoritenkreis. Allerdings hat auch der FCK wichtige Eckpfeiler der Mannschaft verloren, allen voran Kapitän Willi Orban (zu RB Leipzig). Coach Kosta Runjaic kennt aber die 2. Liga wie kaum ein anderer und er dürfte aus den Fehlern der letzten Spielzeit gelernt haben. Mit dem FCK wird zu rechnen sein.
Traditionsvereine: Karlsruhe, Nürnberg, Braunschweig, Düsseldorf
Und dann gibt es noch die Riege der anderen großen Traditionsvereine, die sich zumindest heimliche Hoffnungen machen. Der Karlsruher SC wurde zuletzt Dritter und ist damit natürlich ein Kandidat. Der Kader ist im Gros zusammengeblieben, der Trainer ist noch da - allerdings ist noch nicht abzusehen, was das Relegations-Drama gegen den HSV mit der Truppe angestellt hat.
Der 1. FC Nürnberg, Eintracht Braunschweig und Fortuna Düsseldorf gehören auf jeden Fall im erweiterten Kreis. Alle drei hatten zwar einige schlechte Momente in der letzten Saison, aber auch verheißungsvolle Ansätze gezeigt. Gerade die Fortuna hat mit einem neuen Trainer und einigen interessanten Zugängen die Uhren wieder auf Null gestellt.
Sorgenkinder: Frankfurt, Sandhausen, St. Pauli, Fürth, München
Am anderen Ende der Tabelle werden die üblichen Verdächtigen verortet. Der FSV Frankfurt gehört dazu oder der SV Sandhausen, zuletzt Dreizehnter beziehungsweise Zwölfter. Eigentlich gehören beide in jeder Saison zu den vermeintlich schwächsten Mannschaften - und doch retten sich Frankfurt und Sandhausen in schöner Regelmäßigkeit.
Die beiden Aufsteiger Duisburg und Bielefeld haben selbstredend das Saisonziel "Klassenerhalt" ausgegeben. Besonders die Arminia aber war in der letzten Drittliga-Saison so dominant, dass die Chancen auf einen gesicherten Mittelfeldplatz recht gut sind. Duisburg dürfte es da ein wenig schwieriger haben, der Kader ist nicht besonders spektakulär besetzt und für Trainer Gino Lettieri ist die 2. Liga Neuland. Aber die Euphorie nach Jahren in der Versenkung der 3. Liga ist bei den Zebras immer noch sehr groß.
Blieben noch die jüngsten Sorgenkinder, der FC St. Pauli, Greuterh Fürth und der TSV 1860 München. Während in Hamburg und Fürth nach einer katastrophalen Saison in der Sommerpause so etwas wie Aufbruchsstimmung zu verspüren ist, geht es bei den Löwen immer noch mehr drunter und drüber.
Nach der Last-Second-Rettung in der Relegation ging es hinter den Kulissen zu wie im Komödienstadl. Die Folge war unter anderem ein veritabler Transferstau. Bisher stehen erst drei Zugänge, allesamt ablösefrei.
Trainer Torsten Fröhling durfte nach einer wochenlangen Hängepartie doch bleiben, Sportdirektor Gerhard Poschner ist halb entmachtet, der Klub klamm. Geht der Saisonstart in die Hosen, beginnt die ganze Tragödie wieder von vorne. Wenn man sich auch sonst noch kaum auf etwas verlassen kann: Die nächste Löwen-Krise kommt bestimmt.
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