Kult schlägt Kommerz: Angeblich freut sich ganz Fußballdeutschland, dass der FC St. Pauli den RB Leipzig geschlagen hat. Dennoch dürften sich die Leipziger schon in der nächsten Saison in Liga eins mit Bayern München messen. Der Rekordmeister sieht in RB einen ernsthaften Rivalen mit viel Geld heranwachsen - und setzt deshalb auf die UEFA.

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Gerade in den sozialen Netzwerken waren die Meinungen nach dem 1:0-Sieg des FC. St. Pauli gegen RB Leipzig schnell verfasst.

"Ein weiterer Sieg gegen den Kommerz", schrieb ein selbsttitulierter BVB-Fan auf der Facebookseite von St. Pauli und ergänzte: "Ich spreche da wohl für 99% der Liga. Ihr gehört definitiv in die 1. Liga. Die Dosen haben dort nichts verloren." Ein anderer schrieb: "Gut gegen Böse - das Gute hat sich durchgesetzt!"

Die Dosen, das Böse oder eben auch der RasenBallsport Leipzig, wie der Klub sich selbst bezeichnet, weil der Sponsor Red Bull nicht Bestandteil des Vereinsnamens sein darf, hat es nicht leicht in Fußballdeutschland. Dabei ist unbestritten, dass der RB Leipzig durchaus Gutes für den Osten der Republik leistet.

RB Leipzig leistet viel - und wird dennoch gehasst

Unbestritten ist ebenso, dass die Macher von RB Leipzig um Sportdirektor und Trainer in Personalunion, Ralf Rangnick, einen intelligenten Plan haben und diesen konsequent umsetzen.

Dennoch schlägt RB Leipzig großflächig Verachtung, manchmal sogar offener Hass entgegen. Proteste der gegnerischen Fans gegen den 2009 gegründeten Klub sind ein ständiger Begleiter, Testspiele mussten deshalb schon abgesagt werden.

Es ist kein Geheimnis: Wer Erfolg hat, macht sich nicht nur Freunde. Schon gar nicht, wenn der erkaufte Erfolg nur schwer zu verhindern ist. Es ist ebenso unbestritten, dass RB Leipzig nahezu beispiellose Voraussetzungen hat, schnell emporzusteigen im deutschen Profifußball.

Für Red-Bull-Eigner Dietrich Mateschitz spielt das Sportsponsoring eine große Rolle. Und nirgendwo erreicht man mehr Menschen als im Fußball. RB Leipzig soll zu einer anerkannten Größe werden, nicht nur in Deutschland, sondern auch darüber hinaus. Für einen Klub, der vor sieben Jahren gegründet worden ist, klingt das ziemlich ambitioniert.

Doch das Ambitionierte liegt in der Unternehmens-DNA von Red Bull, dem Getränk, das bekanntlich Flügel verleiht. Red Bull fliegt von einem Umsatzrekord (2014: 5,110 Milliarden Euro) zum nächsten, seine Extremsportler mit über 1.300 km/h von der Stratosphäre zur Erde.

Leipzig möglichst schnell in Liga eins

Und deshalb soll es auch bei RB Leipzig ganz schnell gehen. "Ich bin kein großer Freund von einer sogenannten 'Konsolidierung'", hat Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff Anfang dieses Jahres gesagt. Stillstand, selbst auf hohem Niveau, wird in Leipzig als Rückschritt verstanden.

Mintzlaff soll also den Klub auch gar nicht stabilisieren, denn RB befeindet sich steil in der Aufwärtsbewegung. Sein Auftrag ist, mit dem Klub in diesem Jahr den Aufstieg zu schaffen, um dann ganz schnell in der ersten Liga anzugreifen. Und zumindest, was den Aufstieg betrifft, befinden sich die Leipziger trotz der Niederlage gegen St. Pauli auf einem guten Weg.

Die Tabelle führen die Leipziger weiter mit sechs Punkten vor dem SC Freiburg an, weil die Badener am Sonntag überraschend ihr Heimspiel gegen Düsseldorf verloren. Und auch wenn es in den vergangenen Jahren trotz des finanziellen Vorteils nicht klappte mit dem Aufstieg: Es müsste schon viel schief laufen, sollte RB Leipzig nächste Saison nicht in der ersten Liga spielen.

Selbst Verächter des Klubs dürften zu der Einschätzung kommen, dass RB Leipzig in der zweiten Liga nichts mehr verloren hat. Der Gesamtmarktwert des Kaders von geschätzten 40 Millionen Euro überragt den der Ligarivalen deutlich; die Strukturen, angefangen vom Scouting, über die Jugendarbeit bis hin zum Stadion, sind erstligareif.

Sponsor Red Bull ist so groß und finanzstark, dass er noch einmal mit einem ganz anderen Wumms daherkommt wie etwa die von Dietmar Hopp gesponserte TSG Hoffenheim. RB Leipzig macht sogar Bayern München Angst.


Deutlich wurde dies schon vor anderthalb Jahren, als Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge RB Leipzig schon einmal an das regulierende "Financial Fairplay" erinnerte.

Denn sollten die Leipziger irgendwann in einem internationalen Wettbewerb spielen, müsste Red Bull den Anteil am Gesamtsponsoring auf 30 Prozent drücken.

Das fordert der europäische Fußballverband UEFA. So weit ist es noch nicht, aber Rummenigge weiß: So weit wird es schon sehr bald kommen.

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