Die 3. Liga heißt die SpVgg Unterhaching, Preußen Münster und den VfB Lübeck willkommen, und erstmals in dessen Geschichte auch den SSV Ulm 1846. Von drei der vier Klubs lassen sich sogar legendäre Bundesliga-Storys erzählen. Eine davon spannt den Bogen aus dem Jahr 2000 ins Jahr 2023.
Ältere Semester, die das spannende Finale der Bundesliga am 27. Mai zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München verfolgt haben, fühlten sich zurückerinnert: an 2001 und Schalkes Vier-Minuten-Meisterschaft ganz sicher, aber auch an den letzten Spieltag der Saison 1999/2000.
Damals stand Bayer Leverkusen mit drei Punkten Vorsprung auf Titelverteidiger Bayern München so dicht vor dem Gewinn seiner ersten Meisterschaft, dass kaum Zweifel an diesem Triumph bestanden. Doch nur etwa 15 Kilometer entfernt vom großen Rivalen, beim damals bereits geretteten Liga-Neuling Unterhaching, erlebte Leverkusen sein sportliches Waterloo.
Durch Hachings Sieg macht die Tordifferenz Bayern zum Meister
Bayern Münchens Lokalrivale leistete mit einem unerwarteten 2:0-Sieg Schützenhilfe. Da die Bayern zeitgleich zu Hause Werder Bremen mit 3:1 schlugen, entschied - wie 23 Jahre später - die Tordifferenz über den deutschen Meistertitel.
Dieses Hachinger Bravourstück bleibt unvergessen. 23 Jahre später ist der Verein vom Dorf zurück im Profifußball, muss jedoch den zur deutschen U20-Nationalmannschaft als Co-Trainer abgewanderten Erfolgstrainer
Damals war Unterhaching nach einem rasanten Absturz bereits in der drittklassigen Regionalliga gelandet. Die steht heute für viertklassigen, also höchsten Amateurfußball. Und der Weg zurück ist steinig. Haching hat ihn dank seiner Meisterschaft zwei Jahre nach dem Abstieg aus der 3. Liga genommen. Erster Gegner dort ist am 5. August um 14 Uhr reizvollerweise ein anderer bayerischer Verein, der gerade aus der 2. Bundesliga abgestiegen ist: Jahn Regensburg.
Der SSV Ulm hat erstmals die 3. Liga erreicht
Der SSV Ulm ist ab der Saison 2023/24 Neuling in der 3. Liga, hat aber in der Saison 1999/2000 gegen Unterhaching gar in der Bundesliga gespielt. Der Vater des damaligen Fußball-Wunders hieß Ralf Rangnick. Den Durchmarsch von der Dritt- in die Erstklassigkeit aber vollendete im Sommer 1999 dessen Nachfolger als Trainer, Martin Andermatt.
Ulm gefiel damals durch seine Spielstärke. Die Mannschaft besaß - zumindest rechnerisch - bis zum letzten Spieltag der Saison 1999/2000 die Chance auf den Klassenerhalt. Das trotz legendärer Pleiten wie dem 1:9 daheim gegen Bayer Leverkusen, einem 2:6 beim 1. FC Kaiserslautern - oder, mit nur noch sieben Feldspielern, einem 1:2 in Rostock. Der Klassenerhalt aber misslang, und auch die 2. Liga hielt Ulm im Jahr darauf nicht. Davon kann 22 Jahre später Arminia Bielefeld ein Lied singen, einer der kommenden Ulmer Gegner, der 2022 noch zwei Ligen über den Schwaben stand.
Von seiner historischen Berg- und Talfahrt hat sich der SSV Ulm nie komplett erholt. Jetzt hat er als Meister der Regionalliga Südwest aber endlich die Berechtigung erhalten, 2023/24 in der 3. Liga zu spielen. Erster Gegner ist am 6. August ab 13:30 Uhr der 1. FC Saarbrücken, 1963/64 ein Bundesligist der ersten Stunde.
Preußen Münster spielte im ersten Jahr der Bundesliga mit
Das gilt auch für West-Vertreter Preußen Münster, den mit 13 Punkten Vorsprung überlegensten Champion in der Regionalliga 2022/23. Die Münsteraner jedoch, die mit einem Derby gegen Borussia Dortmunds Reserve am 5. August um 14 Uhr in die 3. Liga zurückkehren, sind dort ein alter Bekannter. Zwischen 2011 und 2020 gehörte das Bundesliga-Gründungsmitglied der 3. Liga an. Die Preußen aber kamen in diesem Zeitraum nie in die Nähe einer Rückkehr in die 2. Bundesliga. In der kickten sie zuletzt zwischen 1989 und 1991.
Und, wie erwähnt: Fußball-Nostalgiker kennen den Verein als einen der 16, die am 24. August 1963 den Startschuss zur Bundesliga gaben. Für Münster aber war schon nach der ersten Saison kein Platz mehr im Oberhaus. Ein Punkt fehlte damals zur Rettung. Es ging zurück in die damals noch zweitklassige Regionalliga West.
Lübeck ist zurück im Profifußball
Für den VfB Lübeck ging es seinerzeit, 1964, rauf in die Regionalliga, in die Nord-Staffel. 59 Jahre danach komplettieren die Lübecker als Meister der Regionalliga Nord das Aufstiegs-Quartett. 2020/21 gab der VfB bereits ein Gastspiel in der 3. Liga. Bei einem einjährigen Aufenthalt soll es für den früheren Zweitligisten (1995 bis 1997 und 2002 bis 2004) diesmal nicht bleiben. Lübeck trifft am 5. August daheim ab 14 Uhr auf Zweitliga-Absteiger SV Sandhausen.
Trainer Lukas Pfeiffer ist in Lübeck genauso seit 2021 im Amt wie in Ulm der ehemalige Coach der Frauen-Mannschaft des FC Bayern, Thomas Wörle. Und während Unterhaching einen Nachfolger für Wagner benötigt, beweist Münster, dass sich Kontinuität bezahlt macht: Sascha Hildmann geht in seine vierte komplette Saison bei den Preußen, mit denen er 2020 die 3. Liga bereits verlassen hatte.
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