"Bundesliga-Fußball blendet den Planeten", titelt die spanische Zeitung "El Pais" nach dem zweiten spanischen Fußballdebakel binnen 24 Stunden. Wieder vier Tore, wieder ein chancenloses Team aus der Primera Division im Duell mit einer Bundesliga-Mannschaft. Steht nach den beiden Gala-Auftritten vom FC Bayern und Borussia Dortmund in der Champions League nun auch der Machtwechsel bei den Nationalmannschaften an?
Über Jahre hinweg hat Spanien den Weltfußball dominiert. 2008 gewann die Nationalelf die Europameisterschaft, 2010 folgte der Weltmeistertitel, ehe die "Furia Roja" 2012 als erstes Team überhaupt den EM-Titel verteidigen konnte. Sowohl in Österreich und der Schweiz 2008 als auch 2010 in Südafrika schaltete die spanische Nationalmannschaft auf dem Weg zum Titel das Team von
Auch den Vereinsfußball dominierten spanische Teams, allen voran der FC Barcelona. Seit 2009 standen die Katalanen jedes Jahr im Champions-League-Halbfinale und holten 2009 und 2011 den Titel. In der Europa League ging der Titel zweimal in den vergangenen drei Jahren an Atletico Madrid. Diese Dominanz spiegelt sich ebenfalls in der Uefa-Fünf-Jahres-Wertung wieder.
Doch die Bundesliga holt mit Riesenschritten auf. Sollten der FC Bayern und Borussia Dortmund tatsächlich ein rein deutsches Finale in der Königsklasse ausspielen, wird die Bundesliga in der laufenden Saison deutlich mehr Punkte machen als die Primera Division.
Real Madrid und Barcelona ungewohnt schwach
Seit mittlerweile elf Jahren wartet Real Madrid auf den zehnten Champions-League-Titel, in Spanien nur "La Decima" genannt. Aber nach dem 1:4 in Dortmund dürfte es auch in diesem Jahr nichts damit werden. In der vergangenen Saison waren die "Königlichen" ebenfalls im Halbfinale gescheitert - am FC Bayern. "Der deutsche Fluch ist lebendiger denn je", schreibt die "Marca" nach der erneuten Schmach.
Das Team von
Auch Star-Trainer Jose Mourinho erkennt die Leistung des BVB an: "Es hat die bessere Mannschaft gewonnen. Sie haben die Zweikämpfe gewonnen, sie haben mehr investiert." Bereits am Abend zuvor mussten die Barca-Spieler die Münchner Überlegenheit eingestehen: "Sie waren viel stärker als wir, körperlich überlegen", sagte Weltfußballer Lionel Messi.
Auch England schätzt die Bundesliga
Das gefürchtete Kurzpassspiel und den erfahrungsgemäß hohen Ballbesitz der Katalanen (66 Prozent gegen den FC Bayern) beantworteten die Münchner mit einer aggressiven und hoch stehenden Verteidigung. Eine ähnliche Taktik wendete auch der BVB gegen Madrid an. Zwar hatten die "Königlichen" 56 Prozent Ballbesitz, leisteten sich auch wegen des Dortmunder Pressings aber erstaunlich viele Fehlpässe (106 zu 79 beim BVB). Wie tags zuvor der FC Bayern gegen Barca überzeugten die Schwarz-Gelben mit einer hohen Laufbereitschaft und starken Zweikampfwerten (52 Prozent). Die Zeit, in der deutsche Rumpelfußballer den spanischen Ballstafetten nur staunend zuschauen konnten, scheint damit vorbei.
Die starken Leistungen der Bundesliga-Teams erkennen auch die englischen Zeitungen an. Im Londoner Wembley-Stadion findet das diesjährige Finale in der Champions League statt. Dass beide Finalisten aus Deutschland kommen, sieht die "Daily Mail" als absolut verdient: "Keine Beschwerde. Warum auch? Es ist quasi unmöglich, zu bestreiten, dass die zwei Top-Klubs in der Bundesliga derzeit auch die zwei besten in Europa sind." Es sei ein Privileg, die zwei deutschen Teams "donnern und blitzen" zu sehen.
Es scheint, als hätten die Bundesliga-Teams damit ein Rezept gegen die spanische Klub-Dominanz gefunden. Und die "El Pais" befürchtet, dass dies auch bald die spanische Nationalmannschaft ereilen wird: "Die Vereine sind nur die Avantgarde eines Machtwechsels, der auch die Nationalelf betreffen wird."
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