Was machen Teenies, wenn die Eltern auf Reisen gehen? Richtig, sie feiern Partys. So ähnlich könnte es in der Bundesliga an diesem Wochenende ablaufen. Denn Übervater Bayern München weilt in der Sonne Marokkos. Das ist die Chance für Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen, rauschende Fußballfeste zu feiern. Alles Wichtige und Nebensächliche in der etwas anderen Vorschau auf den 17. Spieltag.
Sturmfreie Bude in Liga eins
Erinnern Sie sich noch an Ihre Teenie-Zeit? Immer, wenn die Eltern nicht zu Hause waren, folgten hochgradig heimliche Partys. Da Liga-Papa Bayern sich am Sonntag anschickt, bei der Klub-WM in Marokko den Titel als beste Mannschaft der Welt zu holen, haben die Verfolger sozusagen sturmfrei. Zur Feier des Tages hat sich Borussia Dortmund Hertha BSC eingeladen, während Bayer Leverkusen bei Werder Bremen im Wohnzimmer feiert. Ob es aber wie in alten Zeiten aufgrund einer Überdosis Bowle zu wilden Knutschereien zwischen den Partygästen kommt? Eher weniger. Unbeholfene Tanzszenen mit Beteiligung der Trainer Jürgen Klopp und Jos Luhukay oder eine flotte Sohle von Sami Hyypiä und Robin Dutt? Das hätte doch was.
Aber eines ist auch klar. Wie bei jeder guten Party folgt auch dieses Mal der Katzenjammer. Und zwar am 29. Januar, wenn der FC Bayern sein Ligaspiel beim VfB Stuttgart nachholt. Oder gibt es ernsthaft noch jemanden in Deutschland, der sich einen Punktverlust der Mannen von Pep Guardiola vorstellen kann?
Neues aus der Torwartwüste?
Wo wir gerade bei Robin Dutt waren. Werder Bremens Trainer hofft kurz vor Weihnachten darauf, zum Fest keinen blauen Brief von seinem Arbeitgeber zu erhalten. Wobei er momentan wirklich alles dafür tut und quasi selbst schon seinen Entlassungsbrief vorformuliert. Als lege Dutt es darauf an, nächstes Jahr nicht mehr Coach der Grünen zu sein, greift er so oft es geht ins Klo. Beispielsweise in Sachen Torhüter: Eigentlich gab es keinen Grund, Sebastian Mielitz zu degradieren. Klar, er hat gepatzt. Mehrmals. Aber Patzer gehören zu Torhütern wie Bananen zu Oliver Kahns Tor.
Und nachdem Mielitz' Nachfolger Raphael Wolf sich im Moment auch nicht gerade um den Titel als Welttorhüter bewirbt, darf man auf Dutts nächsten Geistesblitz gespannt sein. Werders Torhüter Nummer drei, Richard Strebinger, hat Glück: Er ist verletzt und kann so nicht der nächste in Dutts Torwart-Kasperle-Theater werden. Aber möglicherweise hechtet ja schon im Januar ein neuer Kandidat über die schneebedeckte WIESE, wenn Sie verstehen ...
Luxusprobleme in Dortmund
Manchmal ist
Beispielsweise seine Abwehr. Nach der Verletzungsmisere der vergangenen Wochen stehen Klopp jetzt einfach zu viele Verteidiger zur Verfügung: Sokratis, Sarr, Durm, Friedrich, Schmelzer, Piszczek und dazu Allzweckwaffe und CL-Gruppenerster-Siegtor-Held Kevin Großkreutz. Wen soll man da nur spielen lassen? Wir haben eine Idee: Zeit für eine neue Innovation in Klopps Taktikbüchlein. Wie wäre es mit einer Siebenerkette hinter einer Doppelsechs? Vorne ein paar lange Bälle auf Usain Bolts heimlichen Zwilling Pierre-Emerick Aubameyang und fertig ist die schwarzgelbe Fußballrevolution. Wer braucht schon Reus, Lewandowski und Konsorten?
Nächster Stopp Europa League?
Wer hätte das gedacht? Der FC Augsburg klopft zur Saisonhalbzeit an die Türe der EL-Qualifikation an. Gerade einmal vier Pünktchen beträgt der Abstand zu den sechstplatzierten Schalkern. In derzeitiger Augsburger Arithmetik also exakt zwei Spiele. Dann hat man sechs Punkte mehr auf dem Konto, denn die Schwaben müssten zur Zeit wohl nicht einmal aus dem Bett aufstehen, um einen Sieg zu holen. Aber Obacht! Die Frankfurter Meisterdiebe um den Augsburg-Export Armin Veh haben sicher schon ausbaldowert, wie sie die tüchtigen Schwaben aufs Kreuz legen können.
Zur Erinnerung: Zum Einen haben die Hessen in den letzten Monaten dem halben Kontinent Punkte in der Europa-League geklaut. Zum Anderen lockten die Jungs vom Main mit einem ausgeklügelten Plan Bayer Leverkusen in die Falle. Was nach einer unglaublichen Negativserie in der Liga aussah, war in Wirklichkeit ein taktisches Meisterwerk. Der Werksklub vom Rhein war sich so siegesgewiss, dass sie erst beim Schlusspfiff am vergangenen Sonntag merkten, dass Frankfurt sich klammheimlich mit drei Punkten im Gepäck davonschlich. Da sage noch einer, Fußball wäre ein simples Spiel ...
Bierkrieg in Düsseldorf
Zum Schluss ein kleiner Exkurs in die Traditionsliga, auch unter dem Namen "Zweite Liga" bekannt. Rechnet man die Fanzahlen von Teams wie Kaiserslautern, Dresden, St. Pauli, Bochum, 1860 München oder Karlsruhe zusammen und vergleicht man sie mit der Beliebtheit von Hoffenheim oder Wolfsburg, kommt man schnell ins Grübeln. Wir haben zwei absolute Schwergewichte in unserer Aufzählung vergessen? Genau, das war dramaturgisch so geplant. Denn diese folgen jetzt: Fortuna Düsseldorf und der 1. FC Köln.
Die beiden Giganten des deutschen Vereinsfußballs stehen sich am Sonntag in der Düsseldorfer Esprit-Arena gegenüber. Und da wird es rund gehen. Versprochen. Wird sich doch keiner der Rivalen das Weihnachtsfest verhageln lassen von einer Stadt, die nach der Ansicht der jeweiligen Fans kein richtiges Bier brauen kann. Obwohl ... Als gebürtiger Bayer muss der Verfasser dieses Artikels hier versöhnend anmerken, dass beide Lager recht haben. Im Gegensatz zum gesegneten Südosten der Republik, können sie es einfach beide nicht.
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