Der Bundesliga-Abstiegskampf entscheidet sich erst am 34. Spieltag, noch dazu in einem direkten Duell zwischen Werder Bremen und Eintracht Frankfurt. Da wird es Zeit für einen Rückblick: Wir erinnern an die dramatischsten Entscheidungen.
Eintracht Frankfurt, Werder Bremen und der VfB Stuttgart schauen in den Abgrund. Die SGE (15. Platz, 36 Punkte) tritt zum Showdown bei Werder an (16., 35), während der VfB (17., 33) beim VfL Wolfsburg unbedingt gewinnen muss, um seine Chance auf die Relegation zu konservieren. Spannend wird es, wie so oft, wenn die Entscheidung zum Schluss fällt - alle Spiele hier im Live-Ticker!
Wir blicken zurück auf die spannendsten Abstiegskrimis am letzten Spieltag.
2010: Für Robert Enke!
Hannover 96 gerät nach dem Freitod von Leitfigur Robert Enke (November 2009) in einen fatalen Strudel. Am 34. Spieltag reisen die Niedersachsen (15.) mit zwei Punkten Vorsprung zum VfL Bochum (17.), der die Rettung selbst bewerkstelligen kann - aber krachend scheitert. Hannover gewinnt 3:0 und gedenkt Enke mit einem Plakat. Für Bochum ist es der bis heute letzte Auftritt in der Bundesliga.
2006: Vom Fast-Absteiger zum Meister
Ähnlich wie 2016 sieht der Programmplan ein direktes Duell um den Klassenverbleib vor: Der 15. Wolfsburg empfängt den 16. aus Kaiserslautern, ein Punkt trennt die beiden, den Gastgebern genügt ein Remis. Lautern muss gewinnen und schiebt den VfL mit der 1:0-Halbzeitführung virtuell in Liga zwei.
Anschließend avanciert Cédric Makiadi mit Tor und Vorlage zum Wolfsburger Retter, Lauterns Ausgleich reicht nicht. Die Pfälzer kommen 2010 wieder, Wolfsburg wird 2009 Meister.
2000: Heldt, der Held
1969: Unter uns im Tabellenkeller
Welche Konstellation! Fünf Teams sind gefährdet, vier davon spielen gegeneinander. Borussia Dortmund (17.) hat Kickers Offenbach (18.) zu Gast, der 1. FC Köln (15.) bittet den 1. FC Nürnberg zum Tanz. Der "Club" ist 16., verliert 0:3, genau wie Offenbach beim BVB - und muss tatsächlich runter. Als amtierender Meister. Einmalig, nach wie vor.
2015: Relegationsspezialist HSV
Die mathematisch komplizierteste Ausgangsbasis eröffnet sich im Vorjahr. Hertha BSC (35 Punkte), der SC Freiburg (34), Hannover (34), Stuttgart (33), der Hamburger SV (32) und der SC Paderborn (31) - sie alle kann es noch erwischen. Nie seit Einführung der Drei-Punkte-Regel ist der Abstand zwischen Rang 14 und 18 vor dem Finale so gering.
Noch brisanter wird das Ganze, weil Paderborn auf Stuttgart und Hannover auf Freiburg trifft. Ein Zähler wäre genug für die Breisgauer, die durch ihre 1:2-Pleite, Hamburgs 2:0 über Schalke und Stuttgarts 2:1 in Paderborn jedoch gemeinsam mit den Ostwestfalen in die rote Zone rutschen. Hamburg sichert zum zweiten Mal in Folge die Relegation (und entscheidet sie, natürlich, für sich).
1996: Wenn Weltmeister weinen
Als 16. muss Kaiserslautern in Leverkusen (14.) zwingend gewinnen, um die Liga zu halten; Bayer hilft ein Zähler. Der Lauterer Vorstand lobt 500.000 Mark Prämie aus, und nach dem 1:0 durch Pavel Kuka sieht es gut aus. Acht Minuten vor Ultimo aber schmettert Markus Münchs Linksschuss ins Lauterer Herz. Das "wichtigste Tor der Vereinsgeschichte" (Leverkusens Rudi Völler) schickt den FCK eine Etage tiefer.
Unvergessen, wie sich Völler und Lauterns Andy Brehme, zwei 1990er Weltmeister, im Fernsehstudio schluchzend in den Armen liegen. Was Brehme nicht ahnen kann: Zwei Jahre später feiert Kaiserlautern als Aufsteiger die Meisterschaft ...
1999: Jan-Aage Fjörtofts Übersteiger
Der Hitchcock unter den Abstiegsfinals. Fünf Mannschaften sind bedroht, Nürnberg, Stuttgart, Freiburg, Rostock, Frankfurt, wenngleich der Zwölfte Nürnberg bei drei Punkten und fünf Toren Vorsprung auf Frankfurt (16.) nur theoretisch in Gefahr scheint. Neben dem Stadion ist schon ein Zelt für die Nichtabstiegsfeier aufgebaut.
Stuttgart, vorher 14., befreit sich durch ein 1:0 gegen Bremen. In den letzten zehn Minuten wechselt der 16. Platz in der Blitztabelle viermal. Rostock liegt bis zur 77. beim VfL Bochum zurück, in der 82. fällt das 3:2 für Hansa, die Befreiung.
In Frankfurt, wo es für Kaiserslautern noch um die Champions-League-Qualifikation geht, steht es zur Halbzeit 0:0 und nach 68 Minuten 1:1. Nürnberg wiegt sich im trügerischen Glauben, dass der eigene 0:2-Rückstand gegen Freiburg bedeutungslos ist.
Von wegen. Bei der Eintracht wird die Welle losgetreten. 2:1 Thomas Sobotzik, 70. Minute. 3:1 Marco Gebhardt, 80. Minute. 4:1 Bernd Schneider, 82. Minute. Plötzlich wird es eng für den FCN, der Tore-Vorsprung schwindet dahin. In der 85. Minute besorgt Marek Nikl die vermeintliche Nürnberger Erlösung, 1:2. Damit wäre auch Frankfurts 4:1 hinfällig, weil um ein Tor zu gering.
Was folgt, ist der Grund oder wenigstens der Auslöser, dass Jan-Aage Fjörtoft fast 20 Jahre danach ein gefragter TV-Experte ist. 90. Minute, ein Übersteiger vorm Schuss, drin, 5:1, Ekstase - und tiefe Trauer im Frankenland. Erstmals steigt der Zwölfte des vorletzten Spieltages ab. Bei gleicher Punktzahl und Tordifferenz zieht Frankfurt wegen der mehr erzielten Treffer vorbei ...
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