Das Montagsspiel der Bundesliga endet 3:3, weil das Schiri-Gespann ein Tor anerkennt, bei dem der Ball nur auf der Linie landet. Schon am ersten Spieltag ist die halbherzige Professionalisierung im Fußball der Frauen ein Ärgernis.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Mara Pfeiffer (FRÜF) dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

In der Bundesliga der Frauen ist erst ein Spieltag über die Bühne gegangen – und schon gibt es heftige Diskussionen. Nachdem im Montagsspiel des VfL Wolfsburg gegen den SV Werder Bremen in der 66. Spielminute ein 3:3 durch Alexandra Popp gefallen ist, das bei genauer Betrachtung der Fernsehbilder ziemlich sicher nicht hätte zählen dürfen, steht die Frage im Raum: Braucht es auch in der Liga der Frauen technische Unterstützung?

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Seit der Einführung des VAR in der 1. und 2. Liga der Männer wissen Zuschauer*innen und Fans, am Bildschirm in Köln werden bisweilen Auflösungen gefunden, auf die im Stadion oder am TV-Bildschirm niemand gekommen wäre. Aber beim vermeintlichen Wolfsburger Treffer ist schon recht deutlich zu sehen, wie der Ball von der Linie zurück ins Feld springt. Kein Tor.

Es bleibt bei Stückwerk

Der DFB erteilt Gedankenspielen zu möglichen technischen Unterstützungen auf Anfrage der dpa direkt eine Absage, zumindest für den Moment. Die Torlinientechnik kommt bislang bei den Frauen nur im Pokalfinale zum Einsatz, ebenso wie der VAR. Begründet wird das mit zu hohen Kosten und der "deutlich geringeren Zahl an Kameras" im Vergleich zu den Männern. Ähnliches gelte für die 3. Liga der Männer, die ebenfalls ohne technische Hilfe auskommen muss.

Dieser Vergleich zwischen der 1. Liga der Frauen und der 3. Liga der Männer sitzt – und zeigt wohl ungewollt deutlich, wo der Verband die Frauen nach wie vor einordnet.

Seit Jahren wird von einer Professionalisierung zumindest der 1. Liga gesprochen, letztlich bleibt es aber immer wieder bei Stückwerk. Pläne werden unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgearbeitet und am Ende nur Einzelteile daraus präsentiert und umgesetzt, wie nun die geplante Aufstockung.

Wer Wachstum will, muss investieren

Dazwischen immer mal wieder Aktionismus. So kommen in dieser Saison in den Gespannen der Offiziellen Männer als Linienrichter zum Einsatz. Es ist auch eine Reaktion auf die Kritik von einigen Vereinen, die Schiedsrichterinnen seien nicht gut genug ausgebildet und müssten von Kollegen unterstützt werden. Fast schon ironisch, dass der eingesetzte Linienrichter am Montag der Schiedsrichterin kein entsprechendes Signal gab, dass der Ball nicht im Tor war.

Wer Wachstum möchte, muss auch investieren, als Verband und Verein. In die Ausbildung von Schiedsrichterinnen, in Infrastruktur, Spielerinnengehälter, Stadien und Technik. Über den VAR muss in Zeiten, in denen dieser bei den Männern unter Dauerkritik steht, sicher nicht primär geredet werden.

Wenn aber ein Instrument wie die Torlinientechnik an der Zahl der Kameras scheitert, ist das eben ein Hinweis darauf, endlich mehr Kameras einzusetzen. Das strukturelle Stückwerk hat der Fußball der Frauen nicht verdient – und die Spielerinnen erst recht nicht.

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