Servus, Fußball-Freunde!
Es ist wieder Zeit für Emotionen, Leidenschaft und Begeisterung. Das ist das, was ich seit jeher mit der Bundesliga verbinde. Als Profi beim FC Bayern, FC Schalke 04 und VfB Stuttgart war es für mich ein ständiges Auf und Ab, es wurde nie langweilig.
Vor dem ersten Spieltag war der Adrenalinspiegel besonders hoch, mit den harten Wochen der Vorbereitung in den Knochen, den Zielen im Kopf und dem Willen im Herzen, es allen zu zeigen. Auch jetzt, nach meinem Karriereende als aktiver Spieler, spüre ich das Kribbeln, wenn es wieder losgeht, und ich genieße die Spekulationen über die Stärke der Mannschaften, den Verlauf der Saison und das Spektakel.
Wird der FC Bayern wieder Meister? Die neue Bundesliga-Saison verspricht in jedem Fall Spannung. Hier sind fünf Thesen:
1. Großer Showdown: Meister-Entscheidung erst zum Schluss
Der Nervenkitzel am letzten Spieltag der vergangenen Saison hat gezeigt, dass der FC Bayern nicht mehr gänzlich unantastbar ist. Auch der Rekordmeister muss sich strecken, um wieder die Schale zu erobern. In dieser Saison verspricht der Titelkampf hart zu werden.
Mit
RB Leipzig drängt bereits ungeduldig nach vorne, zeigt sich zäh und torhungrig. Der Sieg im Supercup könnte ein Vorbote dessen sein, was uns erwartet: Bayern-Jäger im Anmarsch! Bayer Leverkusen, ohne den Druck der Favoritenrolle, tritt mit einem gestärkten Kader (Granit Xhaka!) und dem wertvollen Input von Trainer Xabi Alonso an. Das hat Potenzial. Auch Borussia Dortmund wird wieder angreifen, auch wenn ich eher glaube, dass sie weder Erster noch Zweiter werden.
2. FC Bayern: Mehr als 25 Gegentore ohne neue "Sechs"
Es ist eine alte Weisheit, aber für mich als ehemaliger Verteidiger ist sie wie ein Mantra: Defensive gewinnt Titel. Seit langer Zeit scheint die Defensivarbeit beim FC Bayern jedoch vernachlässigt, phasenweise sogar schlampig. Da ist jeder im Team gefragt! Im Kader gibt es zudem mit einer fehlenden "Holding Six" eine große Baustelle. Es wird jemand benötigt, der physisch stark ist, groß, einfach spielt, Zweikämpfe gewinnt und Bälle erobert, wenn es brenzlig wird. Jemand wie Javí Martínez 2013.
Da es jedoch schwierig sein wird, einen Hochkaräter auf dieser Position zu finden, wird diese Schwachstelle weiterhin Probleme und somit auch Gegentore verursachen. Zuletzt gab es 2017 weniger als 25 Gegentore (22). Der Anspruch sollte jedoch dahin gehen, auch wenn am Ende immer der Meistertitel erreicht wurde.
3. Union macht den nächsten Schritt
Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass mich die "Eisernen" faszinieren. Denn der Klub vereint vieles, für das ich große Sympathie empfinde: Geschlossenheit, Demut, harte Arbeit und das Zusammenstehen für den Erfolg. Alle im Verein unterstützen die Mannschaft – und die gibt es auf dem Rasen zurück, angepeitscht von positiv-verrückten Fans, die voll mitgehen. Union ist eine echte Einheit.
Jetzt haben sie auf dem Transfermarkt kräftig zugelegt und dabei erfahrene Spieler wie Kevin Volland und Robin Gosens an Land gezogen. Diese Verstärkungen könnten dazu beitragen, dass Union sogar international Aufsehen erregt. Der Verein befindet sich im Aufwind, der ihn auch in der Bundesliga weit nach oben tragen könnte. Die Etablierung im ersten Drittel der Bundesliga wäre der nächste Schritt in der Entwicklung. Die Voraussetzungen dafür könnten nicht besser sein.
4. Sorgenkind "Effzeh": Abstiegskampf statt Mittelfeld
Trainer Steffen Baumgart geht in sein drittes Jahr beim 1. FC Köln – bislang gelang es ihm immer, Schwächephasen mit seinem intensiven Spielstil zu überwinden. Hohes Pressing, fordernde Zweikämpfe und eine außerordentliche Laufbereitschaft fordern jedoch ihren Tribut. Ich sehe die Gefahr der Abnutzung, zumal der Weggang von Ellyes Skhiri nach Frankfurt schwer wiegt.
Somit zeichnet sich ein Jahr ab, in dem der Power-Fußball ohne das Herzstück womöglich nicht mehr effektiv umgesetzt werden kann. Zudem sind im Kader nur wenige neue Gesichter zu verzeichnen, die frischen Wind ins Team bringen könnten. Während die Konkurrenz auf dem Transfermarkt aufgerüstet hat, scheint Köln stagniert zu haben. Wenn der Kölner Trainer keinen Plan B in Betracht zieht, wird der "Effzeh" abrutschen.
5. VfB Stuttgart bleibt eine Wundertüte
Was ich beim VfB Stuttgart von 2017 bis 2021 erlebt habe, glich einer Achterbahnfahrt. Es war wild, es ging rauf und runter. Für mich als Spieler, aber vor allem auch für den Verein. Zuletzt wirkte der VfB Stuttgart jedoch unter Sebastian Hoeneß nach turbulenten Jahren endlich wieder gefestigt – mit einer stabilen Achse und klarem Konzept. Doch mit dem Weggang von Wataru Endo bricht nun ausgerechnet eine tragende Säule weg. Wenn nun auch noch Dinos Mavropanos oder Borna Sosa den Verein verlassen würden, wäre das ein fataler Fehler.
So kurz vor dem Schließen des Transferfensters fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass schnell adäquater Ersatz gefunden wird. Mit Endo, Mavropanos und Sosa hätte ich dem VfB eine stabile Saison prophezeit und gegönnt. So wird es wohl wieder eher eng.
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