In der Bundesliga stehen sie uneinholbar an der Tabellenspitze, in der Champions League haben sie sich den Gruppensieg bereits gesichert. Es gäbe genug Themen, die beim FC Bayern München berichtenswert sind. Doch die Öffentlichkeit interessiert nur eins: Wird Trainer Pep Guardiola seinen im Sommer 2016 auslaufenden Vertrag verlängern oder nicht? Die Entscheidung soll bis Ende des Jahres erfolgen. Die Anzeichen für einen Weggang verdichten sich.

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In etwa sieben Monaten wird der FC Bayern München die Vorbereitung auf die Saison 2016 / 2017 beginnen. Wer dann an der Seitenlinie steht, ist ungewiss. Die Gespräche über eine Vertragsverlängerung von Pep Guardiola werden regelmäßig verschoben. Noch im Januar kündigte er an, im Sommer mit dem Verein über seine Zukunft sprechen zu wollen. Als das nicht geschah, sickerte durch die Medien, die Vereinsführung wolle bei der morgigen Jahreshauptversammlung die Vertragsverlängerung bekanntgeben.

Seit Anfang November ist bekannt, dass auch das nicht gelingen wird. Nun soll bis Ende des Jahres Klarheit herrschen. Eine weitere Verschiebung schließt Karl-Heinz Rummenigge aus. "Im Jahr 2015 gibt es eine Entscheidung", sagt der Vorstandschef. "Ich weiß, dass das spät ist, kurz vor Weihnachten. Nach dem Hannover-Spiel wird aber das Gespräch stattfinden und dann sehen wir weiter."

Guardiola reagiert genervt

Pep Guardiola selbst reagiert genervt auf jegliche Nachfragen über seine Zukunft. "Das Thema ist immer das gleiche. Ich werde darauf nicht antworten. Ich habe keinen Bock mehr darauf", sagte er einmal. Vielleicht möchte er sich vor den Vertragsgesprächen nicht in die Karten schauen lassen. Möglicherweise aber hat er auch längst entschieden, dass er dem Rekordmeister den Rücken kehrt.

Rummenigge scheint sich mit den Folgen eines Weggangs bereits befasst zu haben. "Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der nicht irgendwann auch zu ersetzen sein muss. Spieler kommen, Spieler gehen. Das gilt auch für Trainer. Der ganze Club geht mit diesem Thema entspannt um." Ähnlich äußerte sich Kapitän Philipp Lahm im "kicker": "Wenn Guardiola irgendwann mal geht, kommt sicher wieder ein exzellenter Trainer. Einen Bruch kann ich mir nicht vorstellen."

Manchester City gilt als Kandidat

An Angeboten dürfte es Pep Guardiola nicht mangeln. Nachdem er bereits in Spanien und nun in Deutschland erfolgreich gewesen ist, soll ihn die englische Liga interessieren. Manchester City gilt als heißer Kandidat. Aber auch Manchester United und der taumelnde FC Chelsea London, wo sein Intimfeind Jose Mourinho in Ungnade gefallen ist, wären mögliche Arbeitgeber. Ein dickes Gehalt wäre Guardiola in der reichen Premier League garantiert.

Sicher ist aber, dass sich auch der FC Bayern München für ihren Trainer finanziell strecken würde. Die britische Tageszeitung "Daily Mirror" will herausgefunden haben, dass Guardiola in München inklusive Prämien 24 Millionen Euro im Jahr verdienen könnte, wenn er sich bis 2018 an den Verein bindet.

Guardiola will mehr Einfluss

Möglich ist aber auch, dass es dem 44-Jährigen nicht vorwiegend um Geld geht. Er gilt als ein Fußballverrückter, der den ganzen Tag taktische Züge im Kopf hat. Es macht ihn nahezu wahnsinnig, wenn er seine Vorstellung vom perfekten Spiel nicht umsetzen kann. Laut der "Sport Bild" verlangt er daher mehr Einfluss bei zukünftigen Transfers.

Vorkommnisse wie im vergangenen Sommer, als Guardiolas Wunsch nach einem Außenverteidiger unerfüllt blieb und stattdessen Mittelfeldspieler Arturo Vidal verpflichtet wurde, soll es nicht noch einmal geben.

Eventuell aber wäre eine längere Verweildauer bei einem Verein ohnehin nicht der Wunsch von Guardiola. Das vermutet jedenfalls Joan Villa i Bosch, der als ein guter Freund von Pep gilt und mit ihm zusammen an der Nachwuchsakademie des FC Barcelona tätig gewesen ist. "Als er Barcelona verließ, hat uns das alle tief getroffen, aber er hat sich damals so entschieden. Wenn er sieht, dass der Moment gekommen ist, wird er das auch bei den Bayern tun. Ich persönlich denke, dass ein Arbeitszyklus von drei bis vier Jahren bei einem Team nicht überschritten werden sollte", sagte er im Interview mit "Goal.com". "Die Ansprache, die Idee des Trainers an sein Team muss sich immer wieder erneuern und auch dementsprechend ankommen, sonst geht der Hunger verloren. Darum denke ich, dass nach drei, vier Jahren das meiste ausgereizt ist."

Noch besteht allerdings kein Grund, die Hoffnung auf eine Vertragsverlängerung in München zu begraben. Die Aussage von Guardiolas Agent Josep Maria Orobitg stimmt jedenfalls positiv: "Pep ist sehr glücklich in München. Die Stadt ist wunderschön, seine Familie fühlt sich wohl, und der FC Bayern nimmt auch immer mehr sein Gesicht an", sagte er gegenüber der Münchner "tz", fügte dann aber hinzu: "Nicht einmal ich weiß, was Pep jetzt vor hat." Das geht nicht nur ihm so.

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