Der Transfer von Felix Nmecha zu Borussia Dortmund hat mächtig Staub aufgewirbelt. In den Diskussionen der letzten Tage ging die sportliche Dimension des Wechsels beinahe komplett unter. Dabei könnte Nmecha eine Schlüsselrolle beim BVB zukommen.

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Die Pressemitteilung war üppiger ausgestaltet als man das sonst so kennt, neben dem Geschäftsführer wurde auch Borussia Dortmunds Präsident ausführlich zitiert. Hans-Joachim Watzke und Reinhold Lunow erklärten sich zum Wechsel von Felix Nmecha und der im Vorfeld hochgekochten Kritik am Spieler.

Die erwartbaren Schlagwörter wurden schön in das offizielle Statement gepackt, Nmecha habe den BVB "in intensiven Gesprächen absolut davon überzeugt, dass er kein transphobes oder homophobes Gedankengut in sich trägt. Felix hat selbst betont, dass er alle Menschen respektiert und liebt, unabhängig von ihrer Hautfarbe, Religion oder sexuellen Orientierung."

Nmecha selbst wollte oder sollte sich zum Sachverhalt nicht mehr äußern, er erbat sich lediglich bei den Fans lediglich "die Chance, ihn besser kennenzulernen."

Drittteuerster BVB-Transfer

Im Getöse der letzten Tage mit ihren hitzigen Debatten ging die sportliche und auch finanzielle Dimension des zweiten großen Transfers der Borussia in diesem Sommer fast komplett unter. 30 Millionen Euro soll das Gesamtpaket des Wechsels von Wolfsburg nach Dortmund betragen, nach Ousmane Dembele (35 Millionen Euro) und Sebastien Haller (31 Millionen Euro) reiht sich Nmecha mit ein paar anderen Spielern zusammen auf Platz drei der teuersten Zukäufe der Klubgeschichte ein.

Eine Menge Geld ist das für einen 22-Jährigen, der gewiss großes Potenzial besitzt, bisher in Wolfsburg und davor in den Nachwuchs- und Ausbildungsmannschaften von Manchester City aber noch ein gutes Stück entfernt war vom ganz großen Fußball. Der Schritt nach Dortmund wird für Nmecha in mehreren Kategorien eine erhebliche Umstellung.

Der Druck beim BVB wird ungleich größer sein als in Wolfsburg, die Ambitionen ganz andere. Und dass er dem abgewanderten und von den Fans geliebten Jude Bellingham auf dessen Spielposition nachfolgen soll, dass er quasi als "Ersatz" für Bellingham gilt, macht die Ausgangslage nach den Querelen der letzten Tage bestimmt nicht leichter.

Auf der Bellingham-Position zu Hause

Allerdings – und das sind die positiven Aspekte des Transfers, den die Verantwortlichen nun doch gegen viele Widerstände durchgedrückt haben – bringt Nmecha auch eine ganze Menge von dem mit, was die Mannschaft nach Bellinghams Abgang benötigt.

Nmecha hatte in Wolfsburg unter Trainer Niko Kovac egal in welcher Grundordnung immer einen Platz als Scharnier zwischen Offensive und Defensive sicher. Im 4-3-3, das dem Dortmunder 4-1-4-1 in der Anordnung sehr ähnlich ist, oder im 3-1-4-2 durfte Nmecha fast immer im linken Halbraum auf der Acht spielen. Abgesichert von einem Sechser, mit viel Freiraum in der Offensive.

Mit einer Körpergröße von 1,90 Metern bringt Nmecha die Maße und den Körper eines Mittelstürmers mit und fällt deshalb allein schon dadurch auf der Position im Halbraum auf. Kovac-Mannschaften definieren sich aber sehr über körperliche Aspekte, der gelernte Angreifer passte auch deshalb mit seinem robusten Stil sehr gut in diese Position.

Dazu kommt die sehr hohe taktische Disziplin, die Kovac von seinen Spielern einfordert und eine gewisse Positionstreue – Attribute, mit denen der ansonsten unantastbare Bellingham durchaus so seine Probleme hatte.

Schnell, technisch versiert und physisch stark

Mit Nmecha wird ein von dem gestrengen Lehrmeister Kovac geformter Spieler in Dortmund aufschlagen, der seine kreative Ader beim BVB wohl noch eine Spur mehr ausleben dürfte. Natürlich wird der 22-Jährige auch seine defensiven Aufgaben erfüllen müssen, Nmechas Stärken liegen aber eindeutig im offensiven Bereich.

Trotz seiner Größe und eher schlaksigen Statur bringt er eine feine Technik und auch die Fähigkeit mit, sich unter Druck mit kleinen Bewegungen aus einer engen Situation zu drehen. Nmecha kann als Achter an oder in den Strafraum nachstoßen, auch mal in die Rolle des zentralen Spielgestalters schlüpfen und er verfügt über einen ordentlichen Torabschluss und ein gutes Kopfballspiel. Dazu bringt er auch in der Endgeschwindigkeit das nötige Tempo mit. Die offensiv ausgerichtete Spielweise der Borussia sollte einem wie Nmecha jedenfalls sehr gelegen kommen.

"Felix Nmecha ist ein schneller, technisch versierter und physisch starker Spieler, der unser Mittelfeld durch sein Profil sowohl offensiv als auch defensiv bereichern wird. Er hat bei Manchester City eine erstklassige Ausbildung genossen und sich in Wolfsburg in der vergangenen Saison in den Vordergrund gespielt", wird Sebastian Kehl zitiert.

Dortmunds Sportdirektor ist deshalb "froh, einen weiteren deutschen Nationalspieler für uns begeistert zu haben." Denn auch das ist ein Faktor und passt in die Dortmunder Strategie der letzten Jahre: Die Borussia sammelt weiter eifrig deutsche Nationalspieler ein. Felix Nmecha ist nun schon die Nummer zehn im Kader.

Verwendete Quellen:

  • bvb.de: BVB verpflichtet Felix Nmecha
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