Borussia Dortmund hat einen neuen Geldgeber gewonnen. Das Rüstungsunternehmen Rheinmetall wird künftig auf Werbebanden sichtbar sein. Die Partnerschaft wird sogleich kontrovers diskutiert. Auch der Bundeswirtschaftsminister äußert sich.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall wird neuer "Champion Partner" von Borussia Dortmund. Das vorab bereits durchgesickerte Sponsoring des Düsseldorfer Unternehmens beim Champions-League-Finalisten bestätigten beide Seiten am 29. Mai. Rheinmetall wird demnach künftig "im sportlichen und gesellschaftlichen Umfeld des Fußball-Bundesligisten auftauchen", aber nicht auf dem Trikot.
Die auf drei Jahre angelegte Partnerschaft umfasst der Pressemitteilung zufolge "die Nutzung reichweitenstarker Werbeflächen, Vermarktungsrechte sowie Event- und Hospitality-Angebote im Stadion sowie auf dem Vereinsgelände". Erstmalig wird das Rheinmetall-Logo während der Vorbereitung des BVB auf das Endspiel gegen Real Madrid am Samstag (21:00 Uhr/ZDF und DAZN) in Wembley zu sehen sein. Es ist laut "Handelsblatt" das erste Sponsoring eines Rüstungskonzerns in der Fußball-Bundesliga. Es gehe um einen einstelligen Millionen-Euro-Betrag pro Jahr. Die Partnerschaft umfasst den Angaben zufolge die Nutzung reichweitenstarker Werbeflächen, Vermarktungsrechte sowie Event- und Hospitality-Angebote im Stadion und auf dem Vereinsgelände
Dem BVB geht es auch um den Schutz der "Eckpfeiler unserer Demokratie"
"Sicherheit und Verteidigung sind elementare Eckpfeiler unserer Demokratie. Deshalb halten wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr intensiv damit zu beschäftigen, wie wir diese Eckpfeiler schützen", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: "Gerade heute, da wir jeden Tag erleben, wie Freiheit in Europa verteidigt werden muss. (...) Wir freuen uns auf die Partnerschaft mit Rheinmetall und öffnen uns als Borussia Dortmund ganz bewusst für einen Diskurs."
Der von Watzke angesprochene Diskurs könnte für die Dortmunder zu einem ungünstigen Zeitpunkt erfolgen und von sportlichen Themen vor dem Champions-League-Finale am 1. Juni gegen Real Madrid ablenken. "Es gibt jetzt nur noch ein einziges Thema, und das ist dieses Finale", hatte BVB-Sportdirekor Sebastian Kehl am 27. Mai gesagt: "Ich würde mir wünschen, dass wir uns auf dieses Spiel konzentrieren."
Erstmals sponsert eine Waffenfirma einen Fußball-Bundesligisten
Es dürfte das erste Mal sein, dass ein Rüstungskonzern einen Fußballklub sponsert - dem Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) ist kein vergleichbarer Fall bekannt. Der Verband begrüßte den Schritt. "Das Sponsoring ist ein Weg, um einer breiten Schicht der Bevölkerung das Gefühl zu vermitteln, dass Waffen für die Erhaltung unserer Sicherheit und unseres Friedens nichts 'Unappetitliches' sind, sondern eben ganz normal zu unserer gesellschaftlichen Realität gehören, wenn wir in Frieden und Freiheit leben wollen", sagte BDSV-Hauptgeschäftsführer Hans Christoph Atzpodien.
Bundeswirtschaftsminister
Robert Habeck erkennt im BVB-Deal "die Realität der Zeitenwende"
"Wir wissen und müssen es leider zugeben, dass wir in einer anderen, bedrohlicheren Welt sind." Deswegen sei "die ja eingeübte und auch so verständliche Zurückhaltung" im öffentlichen Umgang mit der Rüstungsbranche nicht mehr haltbar und richtig, sagte Habeck. "Insofern spiegelt dieses Sponsorship sicherlich auch ein Stück weit die Realität der Zeitenwende wider." Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine rief die Bundesregierung eine "Zeitenwende" aus und stellte 100 Milliarden Euro bereit, um die Bundeswehr auf Vordermann zu bringen. Von diesem Paket profitiert auch Rheinmetall.
Das für Sport zuständige Bundes-Innenministerium wollte den Rheinmetall-BVB-Deal nicht kommentieren. Man äußere sich grundsätzlich nicht zu Sponsoringvereinbarungen von Sportklubs, sagte ein Ministeriumssprecher.
In Nordrhein-Westfalen übte Landessprecher Sascha Wagner von den Linken heftige Kritik. Die Verbindung sei "ein böses Foulspiel", sagte Wagner: "Der Rüstungskonzern lebt von dem Geschäft mit dem Tod." Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur von den Grünen erklärte dagegen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, "dass sich die öffentliche Wahrnehmung des Konzerns in den vergangenen rund zwei Jahren verändert hat - auch bei mir persönlich." Man brauche "Unternehmen wie Rheinmetall, um im Ernstfall unsere Demokratie und unsere Freiheit verteidigen zu können. Und trotzdem ist die Rüstungsindustrie keine Branche wie jede andere. Ich kann deshalb nachvollziehen, dass viele Fans das Sponsoring mit gemischten Gefühlen betrachten."
Neubaur habe den BVB allerdings "immer als Verein wahrgenommen, der den intensiven Dialog insbesondere mit den organisierten Fans pflegt. Ich gehe deshalb davon aus, dass die aktuelle Führung auch in diesem Fall den Austausch und die Diskussion suchen wird."
Kritik von Fans und Pazifisten
Bei manchen Fußballfans und in anderen Teilen der Gesellschaft fiel die Reaktion negativ aus, was den Diskussions-Bedarf beweist. Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen startete eine Online-Petition, in der sie den BVB zum Rückzieher aufgefordert wird und eine "Rote Karte für den Werbedeal" gezückt wird. "Ein Waffenhersteller als Sponsor passt nicht zu den Werten, die der BVB – und Fußball insgesamt – vertritt", hieß es von den Pazifisten. Auf "X" (früher Twitter) machten zahlreiche Nutzer ihrem Unmut Luft. Die Satire-Partei Die Partei veröffentlichte ebenfalls eine Fotomontage, bei der ein Panzer auf einem Fußballplatz steht, Überschrift: "BVB - wir schießen nicht nur Tore".
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Der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende Armin Papperger sprach von zwei Partnern, "die mit ihren Ambitionen, ihrer Haltung und ihrer Herkunft gut zueinander passen". Der BVB sei "ein Verein aus dem Herzen von Nordrhein-Westfalen und steht wie kaum ein anderer für das Streben nach Spitzenleistung und internationalem Erfolg. Rheinmetall ist in der Metropolregion Rhein-Ruhr tief verwurzelt und möchte seine Marke als führendes Systemhaus der Verteidigungsindustrie und als Treiber industrieller Innovationen in zivilen Märkten auch international noch bekannter machen."
Aktienkurs von Rheinmetall seit Krieg in der Ukraine verfünffacht
Rheinmetall ist ein DAX-Konzern mit weltweit mehr als 30.000 Mitarbeitern. Der Jahresumsatz betrug zuletzt 7,2 Milliarden Euro. Der Aktienkurs des Unternehmens hat sich seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine verfünffacht. Bei der Verteidigung der Ukraine ist Rheinmetall wichtig. Die Firma liefert im großen Stil Militärgüter und wird dafür von der Bundesregierung bezahlt.
Seit Anfang 2022 stieg der Auftragsbestand um rund 10 Milliarden Euro auf 24 Milliarden Euro an, der Umsatz soll in diesem Jahr 10 Milliarden Euro erreichen. Damit wäre er fast doppelt so hoch wie im Jahr 2021, also vor dem Ukraine-Krieg (5,7 Milliarden Euro). Rheinmetall sponsert auch den Handball-Bundesligisten Bergischer HC und die Basketballerinnen der Capital Bascats Düsseldorf. (dpa/SID/lh/hau)
Verwendete Quelle:
- handelsblatt.com: Rüstungskonzern Rheinmetall wird Sponsor von Borussia Dortmund
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