- Borussia Dortmund startet voller Zuversicht und Selbstvertrauen in die neue Saison.
- Der Umbau des Kaders scheint geglückt, die Fans sind mobilisiert, die Euphorie groß.
- Trotzdem lauern für Trainer Edin Terzic auch einige veritable Gefahren.
Borussia Dortmund sehnt die neue Saison herbei. Jedenfalls lebt Trainer
Was ist also wirklich zu erwarten von der Borussia? Bekommen die Mannschaft und der Klub ihre Probleme in den Griff? Und besteht wirklich eine reelle Chance auf die deutsche Meisterschaft? Die große Saisonvorschau …
Mannschaft und Trainer der Borussia
Der BVB hat den größten Umbruch der letzten Jahre hinter sich. Die Fluktuation im Kader war ordentlich, dazu kommt ein neues Trainerteam und auch Sportchef Sebastian Kehl ist erst seit einigen Wochen alleine in der Verantwortung.
Edin Terzic soll der neue Heilsbringer sein. Ein Trainer, auf den sich alle im und um den BVB sofort verständigen und einlassen konnten. Weil er aus dem Klub kommt, den Verein kennt, die Dortmunder DNA in sich trägt. Und weil er als Fußballtrainer seine fachlichen Qualitäten schon unter Beweis gestellt hat. Das bringt Terzic einen immens großen Vertrauensvorschuss - erhöht aber auch den Druck.
Wer ersetzt Erling Haaland?
Erling Haaland ist weg und damit die Torgarantie für den BVB. Das kann ein Problem werden - oder aber eine Chance bieten für andere Spieler.
Und: Der Norweger ist auch der einzige Stammspieler unter den insgesamt neun Abgängen. Unter den ebenfalls neun Zugängen tummeln sich dagegen gleich drei deutsche Nationalspieler, dazu
Für Haller soll nun ein Ersatz her, das Budget ist aber knapp. Der BVB liegt jetzt schon bei einem Transferminus von rund 25 Millionen Euro in diesem Sommer. Immerhin steht weiter ein Verkauf von Innenverteidiger
Insgesamt wurde der BVB für seinen Transfersommer aber gelobt. Die bekannten Baustellen in der Abwehr und im defensiven Mittelfeld wurden angegangen, dazu einige junge, entwicklungsfähige Spieler dazu geholt. Ohne
Grundordnung und Spielsystem des BVB
Terzic bevorzugt in der Regel eine Grundordnung mit einer Viererkette in der letzten Linie, hat dieses Dogma in den letzten Wochen aber bereits ein wenig aufgeweicht. Das 4-2-3-1 benötigt in der Regel eine zentrale Sturmspitze. So lange kein Haller-Ersatz da ist, bleibt eine Grundordnung mit zwei Angreifern aber auch immer eine Option.
Weil Terzic mit Mats Hummels, Niklas Süle und Nico Schlotterbeck drei Innenverteidiger von internationalem Format hat, vorne aber keinen Keilstürmer, könnte öfter auch das 3-5-2 in Frage kommen.
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Grundsätzlich will die Mannschaft aktiven, mutigen und offensiv ausgerichteten Fußball spielen. Mit dem besonderen Selbstverständnis eines großen Klubs, der sich zwar immer auch nach dem jeweiligen Gegner richtet, aber im Grunde immer selbstbestimmt Fußball spielen will: Ohne den zentralen Angreifer vorne drin mit wenigen Flügel- und Flankenfokus, dafür aber mit schnellen Steil-Klatsch-Kombinationen durch die Halbräume und auch durchs Zentrum. Mit Geschwindigkeit in der vordersten Angriffsreihe und der Achse Gregor Kobel, Niklas Süle, Jude Bellingham und Marco Reus.
Das zentrale Problem der abgelaufenen Saison, das Spiel gegen den Ball, muss der BVB sofort in den Griff bekommen. Die Testspiele und die Partie im Pokal gegen den TSV 1860 gaben zwar ein paar Anhaltspunkte dafür, ob das klappen kann. Eine echte Referenz ist das aber noch nicht.
Chancen und Risiken: Terzic verspricht Leidenschaft
Die Euphorie rund um den BVB war riesig. Dann kam die schlimme Nachricht von Hallers Erkrankung als echter Dämpfer. Trotzdem geht der gesamte Klub mit großem Optimismus in die neue Saison. Trainer Terzic bleibt bei seiner offensiven Kommunikation und verspricht leidenschaftlichen, emotionalen Fußball nach Dortmunder Art.
Das soll die Fans wieder mitnehmen und das Westfalenstadion "zur Festung" machen, wie Terzic sagt. Ein hohes Ziel, nachdem die Mannschaft zuletzt mehr als einmal von den eigenen Fans mit Pfiffen aus dem Stadion komplimentiert wurde.
Innerhalb der Mannschaft ist das Klima gut. Aber auch hier wird sich erst im Saisonverlauf zeigen, ob der Konkurrenzkampf positive Energie erzeugen kann oder zu Problemen führen wird. In der Innenverteidigung herrscht großes Gedränge. Zudem wird wohl nicht jeder unzufriedene Spieler den Klub noch verlassen können.
Es wird viel auf einen gelungenen Saisonstart ankommen, um die Euphorie mitzunehmen und den Glauben in die eigene Stärke zu unterstreichen. Das ist eine große Chance bei entsprechend positiven Ergebnissen - kann aber im Umkehrschluss auch schnell ins Gegenteil umschlagen. Zumal es die ersten Gegner in sich haben.
Das ist das Saisonziel bei Dortmund
"Die Frage nach der Meisterschaft darf auch gerne mal in Leipzig oder Leverkusen gestellt werden", sagte Sportdirektor Kehl in einem Interview der "Welt am Sonntag". Kehl warb für "ein wenig Realismus" im Vergleich zu Dauer-Meister FC Bayern. "Bayern macht 285 Millionen Euro mehr Umsatz als wir. Die werden in diesem Sommer grob geschätzt noch mal das Doppelte von dem in ihren Kader investieren, was wir zur Verfügung hatten."
Das hörte sich für viele schon wieder zu negativ an, ist aber wohl eine recht realistische Einschätzung. Der BVB hat gut eingekauft und in der Vorbereitung offenbar einiges richtig gemacht. Aber an den Bayern deshalb vorbeiziehen?
Intern dürfte zumindest ein offener Titelkampf mit den Münchnern und Leipzig oder Leverkusen durchaus ein Thema sein, forsch nach außen kommuniziert wird das aber nicht. Trotzdem sollte der Anspruch des BVB schon sein, einen Titel in dieser Saison zu gewinnen. Realistisch ist der im DFB-Pokal, die Meisterschaft wäre eine dicke Überraschung. In der Champions League sollte das Erreichen der K.o.-Phase ein erstes Etappenziel sein.
Das sagen die Experten
Michael Ballack, DAZN-Experte meint: "Ich wäre vorsichtig damit, Dortmund trotz ihrer guten Neuverpflichtungen auf Augenhöhe mit Bayern zu sehen. Das sind sie nicht", sagte der Vize-Weltmeister von 2002 in einem DAZN-Interview. "Alleine, weil sie das vom Anspruchsdenken her nicht mitbringen. Aufgrund der letzten Jahre ist es für Bayern München Normalität, Meister zu werden."
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Lothar Matthäus, Sky-Experte sieht das ähnlich: "Für mich sieht alles nach dem nächsten Alleingang des FC Bayern in der kommenden Saison aus. Sie haben in diesem Spiel eine Ansage an die Konkurrenz gemacht. Diese Qualität ist in Deutschland nicht erreichbar."
Kicker-Experte Jürgen Kohler hält dagegen und schreibt in seiner Kolumne: "Für mich ist in diesem Jahr Dortmund der absolute Top-Favorit auf die Meisterschaft - nicht der FC Bayern. Bei diesen Investitionen hat der BVB die Chance, mindestens einen Titel zu holen und Bayerns Serie zu brechen."
Verwendete Quellen:
- welt.de: Kehl: "Mehr Realismus" bei BVB-Konkurrenz zum FC Bayern
- reviersport.de: Darum traut Michael Ballack dem BVB den Titel nicht zu
- sportbild.de: Unerwartete Meister-Prognose von Matthäus
- kicker.de: "BVB ist der absolute Top-Favorit auf die Meisterschaft"
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