Der angekündigte Wechsel von Niklas Süle von den Bayern zum BVB spaltet die Fans: Ist das jetzt ein Coup für den BVB oder eine zu teure Investition - und was verspricht sich der Spieler eigentlich von dem Transfer?

Eine Analyse
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Am Ende ging es dann doch ganz schnell. Vergangene Woche gab es ein paar Gerüchte, am Sonntag saß Niklas Süles Berater in einer TV-Sendung und schob noch ein paar Details nach - und kaum 24 Stunden später dann wurde der Wechsel Süles im kommenden Sommer von den Bayern zu Borussia Dortmund auch offiziell kommuniziert.

So ziemlich alles daran - das Säbelrasseln der Bayern, die Repliken der Süle-Seite, das Wehklagen von Süles Noch-Teamkollegen über den Verlust des Spielers und die Tatsache, dass die Bayern bis Montag angeblich nichts von Süles neuem Verein gewusst haben - mutet eigenartig an. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum die Fangemeinde in München wie in Dortmund noch recht gespalten ist in der Einschätzung des Transfers.

Niklas Süles Wechsel ein Coup für den BVB?

Der BVB hat den Wechsel als Coup verkauft, schließlich kommt es nicht zu oft vor, dass ein Stammspieler der Bayern nach Dortmund wechselt - in der Regel nimmt der Transferfluss die umgekehrte Richtung. Diese Art von Spieler zu verpflichten war in der jüngeren Vergangenheit jedenfalls eher die Ausnahme bei der Borussia. Der Klub hat es sich zum Modell gemacht, teilweise sehr junge, entwicklungsfähige Spieler zumeist aus dem Ausland zu holen.

Drumherum versuchte es der Klub immer wieder auch mit deutschen Hoffnungsträgern, landete mit der Strategie aber kaum einen Volltreffer. Mats Hummels, Julian Brandt, Mo Dahoud, Nico Schulz oder Emre Can sind gute bis sehr gute Spieler - aber restlos überzeugen oder in die Rolle eines unumstrittenen Anführers schlüpfen konnte bislang keiner.

"Wir freuen uns, dass wir in Niklas Süle einen deutschen Nationalspieler ablösefrei verpflichten und für vier Jahre an uns binden konnten", wird BVB-Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl in einer Pressemitteilung zitiert. Die Erwartungshaltung ist klar: Der ehemalige Bayern-Spieler Süle, überdies mit Titeln hochdekoriert, soll die Mannschaft endlich voran bringen.

Die Bayern wähnen sich gut vorbereitet

Die Bayern indes mussten sich vom BVB noch einen kleinen Seitenhieb gefallen lassen. Denn während das Wehklagen aus der Mannschaft über den bevorstehenden Verlust eines wichtigen Spielers in den letzten Tagen eindeutig zu vernehmen war, äußerte sich der ehemalige Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge auf Sky noch in der letzten Woche wenig wertschätzend über Süle. Umso interessanter war die kleine Formulierung in Dortmunds Verlautbarung, der BVB sichere sich die Dienste eines Spielers, der "in der aktuellen Saison bei seinem Klub der Abwehrspieler mit den meisten Einsätzen in der Bundesliga (19)" sei.

Die Münchener wollten Süle nicht mehr beziehungsweise wollten sie keine Vertragsverlängerung zu dessen Konditionen. Also müssen sie nun den nächsten Abwehrspieler nach David Alaba ablösefrei gehen lassen. Nur dieses Mal eben zu einem direkten Liga-Kontrahenten. Angeblich seien die Bayern aber gut genug aufgestellt in der Innenverteidigung, zudem halten sich Gerüchte um eine Verpflichtung von Chelseas Andreas Christensen.

Süle kann endlich ein klarer Führungsspieler werden

Der BVB freut sich also über einen echten Coup, die Bayern können Süles Abgang offenbar verschmerzen. Aber was will Süle eigentlich beim BVB? Die Chance auf Titel ist in Dortmund deutlich kleiner als bei den Dauer-Siegern aus München. Seit Jürgen Klopps Weggang vor fast sieben Jahren hat der BVB genau noch den DFB-Pokal geholt, in der Bundesliga, in der Champions League oder der Europa League war die Mannschaft stets chancenlos.

Süle-Berater Volker Struth betonte zuletzt immer wieder, dass es Süle nicht ums Geld ging und tatsächlich dürfte er beim BVB zwar sehr gut, aber eben auch kaum mehr als in München verdienen. Vielmehr wolle sein Klient endlich jene Wertschätzung erfahren, die ihm zustehe. Und die sich Süle offenbar beim BVB erhofft.

Die Chance dafür steht zumindest gar nicht so schlecht. Süle wird eine Mannschaft im Umbruch vorfinden, wenn er im Sommer in Dortmund seinen Dienst antritt. Und er wird in eine Gruppe kommen, in der sich eine neue Hierarchie bilden muss. In München war Süle tatsächlich einer unter Vielen, ein Leistungsträger zwar, aber kein Anführer im klassischen Sinn. Eher ein Chefchen unter vielen Chefs.

Beim BVB sind sie händeringend auf der Suche nach Spielern, die widerstandsfähig und es gewohnt sind, sich von Rückschlägen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Die vorangehen, wenn es schwierig oder unbequem wird und die natürlich die sportliche Klasse mitbringen, um die Mannschaft auf Anhieb besser zu machen. Das alles sollte Süle mitbringen und ziemlich sicher wird er sich in eine wichtige Position innerhalb der Mannschaft bringen. Die Jobbeschreibung ist klar definiert, Niklas Süle muss ab Sommer nur noch zugreifen.

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Verwendete Quellen:

  • bvb.de: BVB verpflichtet Niklas Süle zur Saison 2022/23
  • sport.sky.de: Rummenigge sieht Süle-Abschied gelassen: "Nie wirklich durchgesetzt"
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