Borussia Dortmund holt seinen früheren Jungstar Jadon Sancho zurück von Manchester United. Aber die Rückholaktion ist nicht viel mehr als eine Lotterie – mit ungewissem Ausgang.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Jadon Sancho ist bald 24 Jahre alt und gilt längst nicht mehr als Talent. Das war er, als er bei Borussia Dortmund 104 Bundesliga-Spiele bestritt, 38 Tore erzielte und 51 Treffer vorbereitete.

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Vor etwa drei Jahren hat das Portal transfermarkt.de seinen Marktwert auf 130 Millionen Euro taxiert. Manchester United, früher ein großer Verein, bekam ihn 2020 für 85 Millionen Euro – damals ein Schnäppchen.

Mittlerweile ist unklar, was Sancho noch wert ist. Seine Bilanz 2023/24 in England: 76 Minuten in drei Einsätzen in der Premier League. In der Champions League: kein einziges Mal im Kader.

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Sancho hat sich mit Trainer ten Hag überworfen

Im September hatte Sancho sich mit seinem Trainer Erik ten Hag überworfen, was allein schon Ausdruck von Selbstüberschätzung sein kann. Er ist vermutlich nicht so gut, wie er glaubt.

Sancho musste da weg. Seine unerwartete Rückkehr zum BVB geschieht auf Leihbasis und ist im Moment nicht mehr als ein hoffnungsvolles Gegengeschäft für alle Beteiligten:

  • Manchester United hofft, dass Sancho in der alten Umgebung zur alten Form zurückfindet und im Sommer runderneuert zurückkehrt.
  • Borussia Dortmund hofft, dass Sancho die Lücke schließt, die Jude Bellingham (inzwischen bei Real Madrid) im Mittelfeld hinterließ.
  • Jadon Sancho hofft, dass Borussia Dortmund ihm die notwendige Spielpraxis ermöglicht und er anschließend United verstärkt.

Das Prinzip Hoffnung aber ist keine Strategie, sondern genau das: eine Lotterie. Ein Glücksspiel. Man setzt alles auf eine Karte und hofft, dass sie sticht.

Das kann man so machen, wenn man in Not ist wie Borussia Dortmund. Aber die Rückholaktion entlarvt die BVB-Führung: Diese Saison läuft einiges und womöglich zu viel schief.

Zur unangenehmen Wahrheit über Dortmund gehört die Feststellung:

  • Der Bellingham-Abgang im Sommer wurde unzureichend kompensiert.
  • Als Ausbildungsverein hat der BVB in der Bundesliga wenig Titelchancen.
  • Ein Ersatzspieler aus England gilt bei Borussia Dortmund als Verstärkung.

Rückholaktionen wie jetzt bei Sancho haben bei Borussia Dortmund Tradition. Nicht immer liefen sie gut. Drei Beispiele.

Shinji Kagawa war ein Volksheld, als er bei Borussia Dortmund zwei Meisterschaften feierte (2011 und 2012) und anschließend zu Manchester United wechselte. Als er zwei Jahre später zurückkam, blieb er zwar ein paar Jahre. Aber meisterlich waren seine Auftritte nicht mehr.

Auch Mario Götzes Heimkehr 2016 zahlte sich nicht aus. Die Leistungen beim damaligen BVB-Trainer Thomas Tuchel stimmten nicht, eine Stoffwechselerkrankung warf den Weltmeister aus der Bahn. Zu alter Form fand er danach bei PSV Eindhoven und Eintracht Frankfurt zurück.

Mats Hummels dagegen bereute die Rückkehr vom FC Bayern 2019 nicht. Er sammelte zwar keine Meisterschaften mehr, aber wurde wieder zur Konstante im Abwehrzentrum und spielt noch heute, zehn Jahre nach dem WM-Sieg 2014, auf höchstem Niveau.

Und Jadon Sancho?

Im Leihvertrag mit Manchester United gibt es offenbar keine Kaufoption, was nur bedeuten kann, dass Sancho nur in der Rückrunde beim BVB spielt und dann zurückkehren soll.

Die offene Frage ist: Wie schnell kommt Sancho nach seiner Zwangspause bei United auf Touren? Wahrscheinlich ist: Die vier Monate bis Saisonende sind vorbei, bevor er sein Bestes zeigen kann.

Über den Autor

  • Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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