- Nach Dortmunds Heimsieg über Fürth attackiert Sky-Experte Didi Hamann die Spielweise des BVB.
- Das lässt sich Dortmunds Trainer Marco Rose nicht gefallen: "Der nagelt seit Anfang dieser Saison gegen uns."
- Die Auseinandersetzung der beiden wirft eine nur schwer zu lösende Frage auf.
Ein schmuckloses 3:0 gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten Greuther Fürth vor nur 15.000 Fans an einem nasskalten Abend kurz vor Weihnachten: Borussia Dortmunds Arbeitstag war eigentlich schon wieder vergessen, noch ehe er vorbei war. Im Nachgang wurde aus einem handelsüblichen Bundesligaspiel mit einem erwartbaren Ergebnis aber doch noch ein echtes Ereignis. BVB-Coach Maro Rose lieferte sich mit Sky-Experte Didi Hamann quasi einen offenen Schlagabtausch.
Hamann kritisierte das Dortmunder Spiel, das lethargisch wirkte und uninspiriert gegen freche Fürther, die ein paar Mal ganz nah dran waren an einem möglichen Ausgleichstreffer und zu Recht mit einer krassen Fehlentscheidung des Unparteiischen haderten, die großen Einfluss auf den Ausgang des Spiels hätte haben können.
Der BVB spielte so leidenschaftslos, dass es Mitte der zweiten Halbzeit beim Stand von 1:0 wütende Pfiffe großer Teile der Fans gab für die eigene Mannschaft. Mal wieder hatte die Mannschaft einen Angriff verschleppt, das Risiko gemieden und stattdessen den Ball einfach nur gesichert. Die Pfiffe wiederholten sich später noch ein paar Mal, was Hamann zu seiner Generalkritik veranlasste.
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Didi Hamann: "Das hat mit Fußball nichts zu tun"
"Das war schwere Kost - wie schon die gesamte Saison. Das hat mit Fußball nichts zu tun", sagte Hamann und merkte an, die Borussia würde "keinen Fußball spielen, sondern Fußball arbeiten". Nun ist es Hamanns Job, Dinge schonungslos einzuordnen und für das Spiel gegen Fürth dürfte es auch wenige BVB-Fans gegeben haben, die ihm widersprechen wollten. Trainer
"Seit Anfang dieser Saison nagelt
Das Champions-League-Aus schmerze natürlich, aber in der Liga stünde der BVB richtig gut da, so Rose. "Da haben wir schon auch ein paar gute Spiele gemacht!" Also wiederholte der Cheftrainer seine Replik: "Ich habe eine andere Meinung als Didi Hamann. Und ich sage: Didi Hamann nagelt." Und spätestens jetzt ist kurz vor der kleinen Winterpause doch noch eine hitzige Debatte entbrannt um die Einordnung der bisherigen BVB-Saison. Denn im Grunde haben sowohl Rose als auch Hamann Recht.
Marco Rose hat Recht, weil...
Rose hat seit seinem ersten Arbeitstag in Dortmund mit einer unglaublichen Flut an verletzten oder erkrankten Spieler tu tun. Kaum ein Spieler im engeren Kader kam bisher verletzungsfrei durch die Saison. Einige fielen sogar mehrfach aus. Rose kann deshalb auch nach deutlich über 20 Pflichtspielen immer noch keine Stammformation finden, weil er permanent improvisieren muss und die Dinge nicht von vorne weg organisieren kann. Stattdessen muss er ständig neue Probleme lösen und Baustellen zuschütten.
Was dabei gerne vergessen wird: Der Dortmunder Kader besitzt einfach nicht die Tiefe, um Ausfälle mehrerer wichtiger Spieler auf Dauer ohne Qualitätsverlust zu kompensieren. Hinter den Kaderspielern 16, 17 oder 18 klafft eine Lücke, das Leistungsgefälle wird dann sehr deutlich und ist im Vergleich zu den Kontrahenten in der Liga FC Bayern oder RB Leipzig einfach deutlich zu groß. Dafür kann Rose nichts, er hat den Kader allenfalls bei einigen wenigen Personalien mitzuverantworten. Aber nun muss Rose damit arbeiten und tut dies aus seiner Sicht sehr respektabel - und aus Hamanns Sicht eben nicht.
Didi Hamann hat Recht, weil...
Der verwies auf zwölf Dortmunder Torschüsse und deren acht der Fürther. "Das ist eine Mannschaft, die 49 Gegentore kassiert und vier Punkte auf dem Konto hat. Wenn sie es nicht besser könnten, würde ich mich ja so nicht äußern", so Hamann. Der definitiv einen Punkt trifft, wenn er sich an ein paar konkreten Zahlen stößt. So hat die Borussia von bisher 25 Pflichtspielen in dieser Saison schon acht verloren, also beinahe jedes dritte Spiel.
Die vielen Verletzten seien ein Problem, so Hamann. Aber auch keines, das sich auf Dauer nicht anders kompensieren ließe. "Ich denke, die Verletzungsprobleme, die gesperrten Spieler - die haben alle Mannschaften. Es darauf zu schieben, dass sie zu viele Verletzte haben und nie mit derselben Mannschaft spielen - diese Probleme haben durch den gedrängten Terminkalender die meisten Mannschaften europaweit."
Nächster Test für den BVB zum Ende der Hinrunde gegen Hertha BSC
Und dann kehrte Hamann noch eine (vermeintliche) Stärke der Dortmunder in dieser Saison in eine (vermeintliche) Schwäche. Der BVB hat schon einige enge Spiele gewonnen, gegen Hoffenheim, in Leverkusen, gegen Augsburg, Mainz, Köln, Stuttgart und nun auch gegen Fürth, wo das Ergebnis nicht über die Leistungen beider Teams hinwegtäuschen sollte. In den letzten Jahren ging ein veritabler Teil dieser Spiele verloren, und am Ende war das Jammern groß. Nun wurschtelt sich die Borussia immer öfter auch mal irgendwie durch und sammelt Punkte. Ist das nun ein Fortschritt oder doch ein Rückschritt?
Für Hamann ist die Antwort klar. "Die Dortmunder sind besser, als das, was sie über die gesamte Saison zeigen. Ja, sie haben viele enge Spiele gewonnen, was sie in der Vergangenheit nicht gemacht haben. Nur musst du irgendwann einmal anfangen, besser Fußball zu spielen. Denn du kannst nicht auf Dauer diese engen Spiele gewinnen." Schon der kommende Samstag dürfte einen ersten Aufschluss darüber geben. Dann gastiert anlässlich des Endes der Hinrunde der Bundesliga der BVB bei Hertha BSC.
Verwendete Quellen:
- kicker.de: Rose kritisiert Hamann: "Zu billig und immer auf unsere Kosten"
- spox.com: BVB - Wilder Schlagabtausch zwischen Dortmund-Trainer Marco Rose und Sky-Experte Dietmar Hamann
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