- Bei den Profis hinkt der BVB den Bayern seit bald einem Jahrzehnt nur noch hinterher.
- Im Nachwuchsbereich aber sind die Dortmunder einsame Spitze - und das lockt immer mehr Talente an.
Am Dienstag postete Julian Rijkhoff bei Twitter, gratulierte sich dort selbst zum Geburtstag. Damit war sein Ehrentag gemeint, Rickhoff wurde 17 Jahre jung - aber auch sein erster "Geburtstag“ als Spieler von Borussia Dortmund. Exakt ein Jahr war Rijkhoffs Unterschrift da her, "der 25. Januar wird immer ein spezieller Tag für mich bleiben“, war noch zu lesen.
Damals gab es eine ziemliche Aufregung um den Wechsel des Spielers aus der Ajax-Akademie zum BVB. Rijkhoff und dessen Berater Dick van Burik wurden von der Ajax-Familie scharf kritisiert, Marco van Basten warf dem ehemaligen Bundesligaspieler Burik "ein sehr schlechtes Management“ im Umgang mit seinem Schützling vor.
Der Ärger der Niederländer war verständlich, weil aus Deutschland nur kolportierte 130.000 Euro Ausbildungsentschädigung nach Amsterdam flossen - und weil Ajax seinen hoffnungsvollsten Nachwuchsspieler verlor, ohne dass der auch nur eine Minute für die Profis hätte spielen können.
Dortmund spielt überall auf Spitzenniveau
Den gar nicht mehr so neuen Trend in der Bundesliga, aus dem Ausland Spieler schon mit 15, 16 oder 17 Jahren nach Deutschland zu holen, sie im eigenen Nachwuchsleistungszentrum aufzupäppeln und dann im besten Fall im Profikader unterzubringen, trieb der BVB unter anderem mit diesem Transfer auf die Spitze. Und zieht man den gesamten Unterbau der Dortmunder in Betracht, also die Mannschaften aus den Leistungsklassen U 17 und U 19, sowie die zweite Herrenmannschaft, dürfte es in Deutschland keinen Klub geben, der besser aufgestellt ist, als die Borussia.
In der B-Jugend und in der A-Jugend, unter anderem mit Rijkhoff, tummeln sich etliche Spieler, denen der Sprung in den bezahlten Fußball absolut zuzutrauen ist. Der BVB ist in der Altersklasse der unter 17-Jährigen Rekordmeister (sieben Titel, drei davon in den letzten zehn Jahren) und bei der U 19 - mit ebenfalls drei Titeln im letzten Jahrzehnt - aktuell immer noch amtierender Meister. In der aktuellen Saison dominiert die Mannschaft schon wieder fast nach Belieben die West-Staffel, der Einzug ins Halbfinale scheint nur eine Formalie. Im Pokal hat es die Mannschaft schon ins Semifinale geschafft und trifft dort auf den SC Freiburg.
Und auch im Übergangsbereich ist der BVB so gut aufgestellt, wie kein anderer Klub in Deutschland. Neben Freiburgs Zweitvertretung ist die der Borussia die derzeit einzige, die in der 3. Liga spielen darf. Das Ausbildungs- und Wettkampfniveau in der dritthöchsten deutschen Spielklasse, mit den vielen ambitionierten Traditionsklubs als Gegner, mit teilweise vollen Stadien und Gegenspielern, die ehemals in der Bundesliga ihr Geld verdient haben, ist für die Entwicklung der jungen Spieler ein Quantensprung im Vergleich zur Regionalliga.
Im Übergangsbereich hervorragend aufgestellt
Während alle anderen Klubs in Deutschland ihre Nachwuchskräfte durch die Mühlen der Regional- oder sogar Oberligen jagen müssen, mit Spielen gegen Dorfklubs und unter teilweise schwierigsten Bedingungen oder erst gar keine zweite Mannschaft mehr unterhalten, wie etwa Eintracht Frankfurt oder Bayer Leverkusen, können Dortmund und Freiburg hier ganz andere Anreize bieten. Das macht sich dann eben auch in der Rekrutierung neuer Talente bemerkbar.
Spieler wie Immanuel Pherai, Soumaila Coulibaly, Bradley Fink, Abdoulaye Kamara oder eben Rijkhoff haben sich auch deshalb zu einem Wechsel aus Frankreich, der Schweiz oder den Niederlanden nach Dortmund entscheiden, weil der BVB nicht nur eine Perspektive für den vermeintlich schnellen Durchmarsch in den Profi-Fußball liefert, sondern mit der U 23 auch eine Art doppelten Boden eingebaut hat: Hier können sich die Spieler im neuralgischen Übergangsbereich deutlich entschleunigt entwickeln.
Und der nächste könnte schon auf der Matte stehen. Offenbar sind die Dortmunder an Prince Aning interessiert. Der ist Linksverteidiger, 17 Jahre jung und aktuell Spieler von: Ajax Amsterdam.
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