- Anscheinend ist die fehlende Mentalität des Widerstandes ursächlich für die Niederlagen des BVB.
- Trainer Terzic beklagt deshalb auch die Niederlage gegen Köln.
- Ob die Strategie des Trainers funktioniert, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.
Alexander Meyer ist noch nicht so besonders lange bei Borussia Dortmund angestellt, man darf dem Torhüter daher im Vergleich eine gewisse Objektivität unterstellen. Also sprach
"Unser Auftreten nach der Halbzeit geht gar nicht. Viele waren mit sich selbst beschäftigt", stellte er seine eigene Mannschaft in den Senkel. "Hätten wir es als Team verteidigt, hätte es Köln viel schwerer gehabt."
Da waren einige Schlagworte dabei, die man schon aus früheren Spielzeiten kennt. Die immer wieder im Kontext verlorener BVB-Spiele auftauchen. Oft genug von der Öffentlichkeit oder den Medien angeprangert, worauf sich die Borussia dann in der Regel in ihre Wagenburg zurückgezogen und zunächst in einen Verteidigungsmodus schaltete – um dann ein paar Wochen später doch auch an die vage Theorie der fehlenden Mentalität, des Widerstands, der Haltung oder Resilienz zu glauben. Völlig egal, wie man das Problem am Ende beim Namen nennt.
Terzic: "Das ärgert uns gewaltig"
Insofern unterscheidet sich diese erste kleine Krise von denen früherer Tage: Es sind nicht die Fans, das Umfeld oder die Medien, die die ungenügende Widerstandskraft der Mannschaft und ihre Wankelmütigkeit beklagen. Es sind die Dortmunder Verantwortlichen selbst, die nach der dritten Niederlage im achten Bundesligaspiel zum Teil erstaunlich offen und schonungslos in diese Richtung argumentieren.
"Es tritt wiederholt auf, dass wir Spiele, die wir komplett kontrollieren, einfach weggeben. Das Thema verfolgt uns seit Jahren", zürnte Trainer
Dem ansonsten eher ruhigen Terzic war die Wut über die Leistung seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit mehr als deutlich anzumerken. Terzic holte kaum Luft bei seinen Ausführungen, wirkte gestresst und angefasst. "Heute war es wieder einmal sehr sichtbar, woran es seit Jahren hapert, um konstant oben anzuklopfen. Wir waren nicht bereit, die letzten drei, vier Schritte zu gehen. Das ärgert uns gewaltig!"
Alte Probleme neu verpackt
Das sagenhafte 2:3 gegen Werder Bremen vor ein paar Wochen mag in seiner Entstehung ein Jahrhundertspiel gewesen sein, ein Leistungsabfall gegen einen vermeintlich schon geschlagenen Gegner und die 0:3-Schlappe in Leipzig ein Ausfall aller Systeme. Dass sich nun aber in einem Spiel beides in 45 Minuten pressen lässt, die latente Leichtfertigkeit und ein Leistungseinbruch der kompletten Mannschaft gegen einen Gegner, der nichts Unvorhersehbares veranstaltet hat: Das ist neu.
Die Mannschaft hätte die Möglichkeit gehabt, alle Gegentore zu verhindern. "Köln hat nichts Überraschendes gemacht", sagte Sportchef Sebastian Kehl. In der Pause hätten die Mannschaft und der Trainer noch "genau das angesprochen, was nicht passieren darf zu Beginn der zweiten Halbzeit", so Terzic.
"Da waren wir uns alle einig in der Kabine. Davon hat man leider nichts gesehen. Wir waren in den ersten 15, 20 Minuten der zweiten Halbzeit nicht bereit, Zweikampfhärte zu zeigen. Wir waren nicht mehr klar, haben das Spiel wild werden lassen. Dann darf man sich nicht wundern, dass man hier drei Tore kassiert." Und am Ende ein Spiel verliert, das die Borussia 45 Minuten lang klar beherrscht hatte. Nicht, weil der Gegner besser war. Sondern weil er die Basics des Spiels besser umsetzte als der BVB. "Und das nervt", so Terzic.
Terzic geht in die Offensive
Der Trainer sieht sich wie viele seiner Vorgänger nun also auch der ersten größeren Debatte ausgesetzt. Es ist ein wiederkehrendes Muster in Dortmund, dass früher oder später die Mentalitätsfrage gestellt wird. Dass sie so früh in der Saison schon auftaucht und dazu noch von den Verantwortlichen selbst gestellt wird, ist neu. Edin Terzic geht damit einen anderen Weg als die Trainer vor ihm, die sich lange und wortreich darum gedrückt hatten, diese Diskussionen erst gar nicht zuzulassen - und am Ende doch damit scheiterten.
Terzic spielt den Ball damit seiner Mannschaft zu, erhöht damit öffentlich den Druck. Wie gut diese Strategie greift, werden schon die nächsten Tage zeigen: Dann spielt der BVB nacheinander gegen Sevilla, die Bayern, wieder Sevilla und beim aktuellen Tabellenführer Union Berlin um nicht weniger als das Überwintern in der Champions League und den Anschluss an die Spitzengruppe der Bundesliga.
Verwendete Quellen:
- bvb.de: "20 Minuten nicht bereit, Zweikampfhärte zu zeigen"
- kicker.de: Terzic angefressen: "...dann dürfen wir uns nicht wundern"
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.