Dem BVB bleiben nur wenige Tage der Vorbereitung auf die Rückserie. Umso wichtiger wird das Trainingslager in Marbella: Hier sollen neue Gesichter für frische Ideen und Inhalte sorgen - und die Aufholjagd in der Liga vorbereiten.
Vielleicht ist es ganz gut, dass Borussia Dortmund weit weg von der Heimat seinen Neuanfang plant. Heimelige 20 Grad und strahlender Sonnenschein empfingen den BVB-Tross bei der Ankunft im Trainingslager in Marbella - das exakte Gegenteil zum ebenso nassen wie tristen Grau der letzten Wochen in Dortmund.
Der Ortswechsel darf stellvertretend auch als Stimmungswechsel gelten, so jedenfalls wünschen es sich die Verantwortlichen nach den heftigen Debatten und der sportlich unbefriedigenden Endphase der ersten Halbserie. Für die Borussia geht es unter der spanischen Sonne in Teilen wieder bei null los.
Eine bestens bekannte Ausgangslage: Schon vor einem Jahr war Marbella der Zufluchtsort, reiste der BVB mit etlichen Problemen im Gepäck an und fand den Schlüssel für eine dann fulminante Rückserie mit der beinahe gekrönten Aufholjagd.
Unterschiedliche Rollen der neuen Co-Trainer
Auch damals gab es Bewegung im Dortmunder Trainerteam: Armin Reutershahn ersetzte den aus persönlichen Gründen ausgeschiedenen Peter Hermann als Co-Trainer. Nun wurde Reutershahn selbst ersetzt. Der 63-Jährige legte sein Amt nach Angaben des BVB aus freien Stücken nieder und machte damit Platz für die Rückholaktion der beiden BVB-Ikonen Nuri Sahin und Sven Bender.
Das aufgestockte Trainerteam soll Chefcoach
Das verlorene gegangen Wir-Gefühl soll so auf mehreren Ebenen wiederhergestellt werden. Eine Volte, die aus inhaltlicher Sicht nachvollziehbar scheint - hatte der BVB doch viele seiner Grundtugenden vermissen lassen. Gleich zwei Co-Trainer neu zu installieren und den heftig umstrittenen Cheftrainer im Amt zu halten, war ein ebenso ungewöhnliches wie riskantes Manöver.
Schließlich bleibt die Gefahr, dass besonders der bereits in der Türkei als Trainer aktive Sahin in eine Art Schattenrolle schlüpft wie Terzic einst selbst, als dieser Technischer Direktor war und Marco Rose Cheftrainer.
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Viel Arbeit auf allen Ebenen
In Marbella zeigten sich jedenfalls schon am ersten Trainingstag die Aufgabenbereiche und auch der Einfluss der neuen Co-Trainer. Bender führte schnell durchaus lautstark Regie bei einigen Spielformen, Sahin war als Ansprechpartner nicht nur für seine ehemaligen Mitspieler Marco Reus und Mats Hummels besonders gefragt.
Wie in der letzten Saison kann der BVB in den Tagen in Spanien mit einem nahezu voll besetzten Kader arbeiten. Ramy Bensebaini und Sebastien Haller weilen beim Afrika Cup und fehlen. Die verletzten Spieler sind mit nach Marbella gereist, um zumindest individuell und mit Anschluss an die Mannschaft zu trainieren. Bei Julien Duranville besteht offenbar sogar die Hoffnung, dass er ins Teamtraining wird einsteigen können.
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Damit wäre in den Einheiten auch der dringend notwendige hohe Leistungs- und Qualitätsdruck gegeben. Der BVB muss die Zügel in allen Bereichen wieder deutlich anziehen, endlich wieder an den konkreten Themen wie einer zum Kader passenden Spielidee, mehr klaren Abläufen mit und ohne den Ball, mehr Resilienz, mehr Konstanz arbeiten.
Marbella muss dafür der Startpunkt sein, die Borussia hat auf Platz sechs in der Tabelle und schon sechs Punkten Rückstand auf Rang vier keine Zeit mehr zu verlieren. Die Winterpause ist in diesem Jahr wegen der EM im Sommer noch kürzer als sonst, was im Umkehrschluss bedeutet: Jeder einzelne Tag ist jetzt wichtig.
Im besten Fall stößt dann im Laufe des Trainingslagers auch Jadon Sancho zur Gruppe. Die Verhandlungen mit Manchester United sollen auf einem guten Weg sein, der Spieler noch in Marbella erwartet werden. Auch hier ist besondere Eile geboten: Sanchos Leistungs- und Fitnessstand ist schwer einzuschätzen, für ein konkretes Bild wären erste Einheiten mit der Mannschaft schon sehr hilfreich.
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