Es ist mal wieder unruhig bei Borussia Dortmund. Die letzten Niederlagen in der Bundesliga rufen die Zweifler auf den Plan, der Trainer steht ebenso im Fokus wie große Teile der Mannschaft.
Auch die Dortmunder Zugänge, die bisher allenfalls phasenweise zu überzeugen wussten. Schon im Sommer wurden die Dortmunder Transferaktivitäten zumindest kritisch beäugt, waren die Vorbehalte groß, ob die Neuen auch die abgewanderten Spieler würden ersetzen können.
Nach einem guten Drittel der Saison jedenfalls haben sich die Vorbehalte gegen einzelne Spieler eher bestätigt als erledigt. Einige Ansätze sind durchaus vielversprechend, aber Leistungen auf dem für den BVB erforderlichen Niveau bisher auch nur vereinzelt zu erkennen. Eine Zwischenbilanz.
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Niclas Füllkrug
Der Mittelstürmer kam als letzter kurz vor Transferschluss aus Bremen und als Herausforderer für
Trotz seiner kurzen Eingewöhnungszeit spielte sich Füllkrug schnell in die Mannschaft – allerdings auch stark begünstigt durch Hallers gravierende Leistungsdelle in den ersten Wochen der Saison. Seit Mitte September ist Füllkrug im Dortmunder Angriff die Nummer eins, hat seitdem mit einer Ausnahme im Pokal gegen Hoffenheim alle Spiele von Beginn an bestritten.
Der 30-Jährige hat sich auch nicht nur auf dem Platz schnell zu einer wichtigen Figur entwickelt, auch intern hat Füllkrugs Wort Gewicht. Einige markante Aussagen zuletzt schärften zusätzlich das Profil eines Profis, der auch in schwierigen Phasen vorangehen will.
Allerdings bleibt der sportliche Ertrag bisher auch einigermaßen überschaubar. Nach 16 Spielen für den BVB stehen fünf Tore und zwei Assists. Da kann und muss definitiv noch mehr kommen – wenngleich man auch konstatieren muss, dass Füllkrug als oft letztes Glied der Kette auch etwas unter dem eher pragmatisch-kontrollierten Ansatz der Borussia leidet.
Ein Torjäger kann schließlich nur das verwerten, was ihm serviert wird. Und da ist der BVB aktuell ein ganzes Stück entfernt von der Konkurrenz.
Marcel Sabitzer
Der Österreicher soll im defensiven Mittelfeld seine Variabilität einbringen, kann als Sechser oder Achter spielen und zeigt das bisher auch auf einem ordentlichen Niveau. Allerdings hat man bei
Mit seiner Aggressivität, der Intensität bei der Balljagd und seinem doch körperlich sehr robusten Spiel steht Sabitzer ein wenig stellvertretend für den neuen BVB-Stil. Dabei bleiben fußballerische Aspekte zum Teil auf der Strecke. Sabitzer kann ein exzellenter Box-to-box-Spieler sein, der gerne aus der zweiten Reihe gefährlich abschließt. Nur zeigt er das bisher beim BVB zu selten.
Eine Adduktorenverletzung bremste den 29-Jährigen im Herbst ein paar Wochen aus – just in der Phase, als er sich besser mit dem Dortmunder Spiel arrangiert hatte. Seitdem ist Sabitzer auf der Suche nach seiner Form, ging er in den Spitzenspielen zuletzt mit der Mannschaft unter. Vom erwünschten Führungsanspruch ist er derzeit jedenfalls ein gutes Stück entfernt.
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Felix Nmecha
Der mit Abstand jüngste aller Zugänge sorgte im Sommer für das größte Getöse. Nmechas Transfer brachte den gesamten BVB in Wallung, bis heute sind die Auswirkungen latent zu spüren. Ganz besonders, wenn
Dabei braucht es nicht viel Fantasie, um hinter dem Nmecha-Transfer den größten Nutzen für den BVB zu erkennen. Einen Spieler wie ihn, körperlich robust, groß gewachsen, mit Zug zum Tor, einer feinen Technik und dem ausgeprägten Spielverständnis eines Regisseurs, gibt es nur einmal im Kader.
Das Problem ist nur, dass Nmecha diese Vorzüge bisher allenfalls vereinzelt hat aufblitzen lassen. An einem guten Tag kann er das Offensivspiel seiner Mannschaft zwar nicht alleine tragen, aber doch entscheidend beeinflussen: als Ballschlepper, Ideengeber und Torschütze. An schlechten Tagen taucht Nmecha dann komplett ab, lässt sich runterziehen, wirkt gehemmt und lethargisch.
Mit erst 22 Jahren sind starke Leistungsschwankungen wohl noch normal und gehören zum Reifungsprozess. Allerdings bräuchte der BVB nun den besten Nmecha – und zwar in jedem Spiel – um aus seiner Mini-Krise herauszufinden. Das ist viel Verantwortung in jungen Jahren und eine Ausgangssituation, die durch Nmechas "Vorgänger" Jude Bellingham und das, was er dem Team geben konnte, nicht gerade erleichtert wird.
Ramy Bensebaini
Mehr defensive Stabilität hatte sich der BVB erhofft. Mehr Bereitschaft, mit jeder Aktion das eigene Tor zu beschützen. Und gleichzeitig auch jene offensiven Akzente zu setzen, die man von Raphael Guerreiro jahrelang gewohnt war. Das war die Aufgabenstellung für
Zu Beginn der Saison war der Algerier auf seiner linken Seite noch gesetzt und spielte zwar nicht spektakulär, aber doch solide. Dann kam die Partie in Hoffenheim, eine unnötige Gelb-Rote Karte und seitdem will Bensebaini nicht mehr so recht in die Spur finden.
Immer mal wieder fand er sich zuletzt auf der Bank wieder, durfte Julian Ryerson links in der Abwehr ran. Wenn Bensebaini dann doch spielen durfte, legte er Auftritte wie in Frankfurt hin. Ohne Unterstützung von Gio Reyna war Bensebaini eine Halbzeit lang ein Sicherheitsrisiko, in den Spielen darauf gegen die Bayern und in Stuttgart setzte ihn Edin Terzic auf die Bank.
Bezeichnend, dass Bensebaini nach seiner Einwechslung gegen den VfB beim Ausgleich dick involviert war. Bensebainis Wechsel von Gladbach zum BVB hat sich bisher für den Klub noch nicht bezahlt gemacht.
Auch deshalb wird die Borussia im Winter wohl nach einem zusätzlichen Außenverteidiger schauen und damit nach noch mehr Konkurrenz für Bensebaini.
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