Bundesliga-Trainer haben sich in den letzten Jahrzehnten zu einer völlig neuen Spezies entwickelt, TV-Zuschauer stehen vor einer komplizierten Saison und der FC Bayern wird mal wieder grauenhaft dominant durch die Liga pflügen: unsere - wie immer nicht ganz ernst gemeinten - Lehren des Spieltags.
1. Lehre: Neue Spezies - Exercitor melior 2018
Wissenschaftler haben am Rande des ersten Spieltags der Bundesliga-Saison 2018/19 eine sensationelle Entdeckung gemacht.
In der Münchener Allianz Arena wurde beim Spiel des FC Bayern gegen die TSG Hoffenheim eine bisher völlig unbekannte Spezies beobachtet.
Die Forscher tauften ihre Entdeckung auf den Namen "Exercitor melior" (zu deutsch in etwa "Besserer Trainer") 2018.
Ausbreitungsgebiet ist laut aktuellem Stand der Forschung die Region um Sinsheim in Baden-Württemberg.
Über die Verhaltensweise der neuen Art ist bislang wenig bekannt. Sicher ist nur, dass sie am liebsten auf hochmoderne Trainingsmethoden bei der TSG Hoffenheim vertraut und gegenüber großen anderen Exemplaren ihrer Gattung der Bundesliga-Trainer sehr selbstbewusst auftritt.
Ein weiteres Merkmal unterscheidet den Exercitor melior von allen seinen Vorgängern: seine äußere Erscheinungsform.
Der Bundesliga-Trainer von heute muss nämlich weit mehr drauf haben, als seinen Spielern beizubringen, möglichst erfolgreich gegen ein rundes Leder zu treten.
Für glänzende Auftritte an der Seitenlinie bedarf es anno 2018 auch mal eines mutigen Griffes in die Makeup-Trickkiste.
Sicherlich hätte Trainer-Granden wie Werner Lorant, Frank Pagelsdorf,
Allerdings waren zu deren Zeit Aussagen wie diese von Julian Nagelsmann gegenüber der "Bild" noch völlig undenkbar: "Frauen dürfen sich auch immer schick machen. Da habe ich gedacht, dass man es als Mann auch machen kann. Ich habe es probiert. Ich hoffe, es ist einigermaßen geglückt."
2. Lehre: FC Bayern 2018? Grauenhaft dominant
Seit nunmehr fünf Jahren verbinden echte Fans der Bundesliga jeden Saisonstart mit einer ganz simplen - aber immer kleiner werdenden - Hoffnung: Spannung im Kampf um die deutsche Meisterschaft.
Vergangene Saison schienen Fußball-Deutschlands Wünsche endlich erhört worden zu sein. Unter Carlo Ancelotti stotterte sich der FC Bayern in die Saison und hatte zwischenzeitlich sogar fünf Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze.
Nach dessen Entlassung aber wurden die Kräfteverhältnisse schnell wieder zurechtgerückt. Ergebnis: Der Rekordmeister holte sich den sechsten Titel in Folge - mit 21 Punkten Vorsprung!
Auch jetzt keimt die Hoffnung auf einen ernsthaften Konkurrenzkampf wieder auf - erst recht seit Borussia Dortmunds 4:1-Sieg über RB Leipzig am Sonntagabend.
Einziger Haken an der Sache: Die Roten aus München werden auch 2018/19 wieder zu gut für den Rest der Liga sein.
Trainer
Und was noch schlimmer ist: Die Qualität im Kader ist einfach so erdrückend groß, dass für BVB, Bayer, Schalke und Co. wieder nur der Kampf um Platz zwei bleiben wird.
Mats Hummels? Bank! Corentin Tolisso? Tribüne! Spätestens wenn für einen aktuellen Weltmeister im Kader des FCB kein Platz ist, sollten bei allen anderen Vereinen wieder die Alarmglocken läuten.
Denn es werden Spiele kommen, in denen ganz passable Fußballspieler wie Hummels, Tolisso oder James wieder in die Startelf rotieren. Die werden sich Niko Kovac dann mit guten Leistungen für größere Aufgaben und einen Stammplatz empfehlen wollen. Gute Voraussetzungen für Spannung in der Liga? Sehr fraglich.
3. Lehre: Komplizierte Saison für TV-Zuschauer
Die Entwicklung rund um TV-Rechte an Fußball-Übertragungen wird im Grunde von Jahr zu Jahr ermüdender für den Fan.
In den ewig jungen Wettstreit zwischen öffentlich-rechtlichen Sendern und Pay-TV wie Sky und Eurosport Player steigen nun auch vermehrt Streamingdienste wie DAZN ein.
So wird immer undurchsichtiger, was wo live gezeigt wird oder wann die Highlights der Bundesliga laufen. Und wie war das noch gleich mit Freitags-, Montags- und diesen merkwürdigen Sonntag-Mittag-Spielen?
Die Wahrheit ist genauso simpel wie traurig: Für das absolute Rundum-Sorglos-Bundesliga-Paket muss der Fußball-Fan heutzutage sowohl Sky als auch den Eurosport Player abonnieren - und DAZN am besten gleich noch dazu.
Denn so richtig komplex wird es ohnehin erst, wenn auch die Champions League in die nächste Runde startet. Dort hat DAZN sein Portfolio zur neuen Saison ordentlich aufgehübscht und zeigt nun viele Spiele exklusiv - auch mit deutscher Beteiligung.
Eine Analyse darüber, welche Partien der Königsklasse wo und in welcher Form ausgestrahlt werden, könnten Studenten ohne Probleme als Bachelorarbeit verkaufen.
Die Kollegen von "spox" haben sogar Journalismus daraus gemacht und versucht, die Rechtelage in der CL etwas zu entwirren. (Hier geht's zum Artikel.)
Ob live, in der Zusammenfassung, kostenlos, gestreamt und/oder bezahlt - eines wird die neue Saison für den Zuschauer ganz bestimmt: kompliziert.
4. Lehre: Zumindest beim Videobeweis läuft's
Nach zwei sehr frustrierenden Lehren darf zum Abschluss nicht vergessen werden, dass es auch durchaus Grund zur Freude und Vorfreude auf die neue Saison gibt.
Nehmen wir zum Beispiel den Videobeweis. Da kann man nach nur einem Spieltag nämlich ganz objektiv und sachlich konstatieren: Es kann auf gar keinen Fall noch schlimmer werden!
Aufgrund der wilden Videobeweis-Orgie rund um den Elfmeter für Bayern gegen Hoffenheim war die Ausbeute an Absurditäten schon im Eröffnungsspiel am Freitag sehr üppig.
Es wurde auch am Wochenende nicht viel besser. Absolutes Highlight: Wout Weghorst vom VfL Wolfsburg setzt zum Kopfstoß gegen Schalkes Guido Burgstaller an - und sieht dafür die Rote Karte.
Der liebe Herr Video-Assi aber lässt seiner Fantasie freien Lauf und attestiert dem Niederländer, dass er mit seinem Kopf unabsichtlich gegen die Brust des Österreichers gedonnert sein könnte.
Kann man sicher so sehen - sollte man aber nicht, wenn man in seinem Leben auch nur einmal einen Zusammenstoß gesehen hat, der WIRKLICH aus Versehen passiert ist.
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