Der FC Bayern München präsentiert sich vor der Länderspielpause in Topform, der VfL Wolfsburg lässt erstmals Punkte liegen. Und im Keller meldet sich der 1. FC Nürnberg zu Wort. Die Erkenntnisse des 5. Spieltags in der Bundesliga der Frauen.
1. FC Nürnberg: Angekommen in der Bundesliga
33 zu zehn Abschlüsse und 64 Prozent Ballbesitz für den SC Freiburg, doch die Tore macht der 1. FC Nürnberg – und schreibt damit Geschichte. Für den Club ist das 2:0 im Breisgau der erste Bundesliga-Sieg der Geschichte.
Zwar sprechen die Statistiken größtenteils eine klare Sprache: Freiburg hatte insgesamt mehr vom Spiel. Zwischen der 16. und der 29. Minute kam das Team von Theresa Merk auf zwölf Schüsse, darunter waren einige richtig gute Möglichkeiten. Dasselbe Bild in der zweiten Halbzeit: Der Treffer von Vanessa Haim war der einzige Abschluss des FCN. Das Heimteam kam indes auf 16.
Doch unverdient war dieser Sieg nicht: In der Anfangsphase übernahm Nürnberg mutig die Initiative und erspielte sich direkt einige Chancen. Der sehenswerte Führungstreffer von Nadja Burkard schockte den SC so sehr, dass die Nürnbergerinnen erstmal alles im Griff hatten. Dann war Leiden für die Aufsteigerinnen angesagt. In den richtigen Phasen sorgte der Club aber für Entlastung und erkämpfte sich mit großer Laufbereitschaft, viel Aggressivität und etwas Glück die ersten drei Punkte im Abstiegskampf.
Bayer 04 Leverkusen: Abhängigkeit von individueller Klasse
In einem Spiel ohne größere Highlights setzte sich Bayer 04 Leverkusen mit 1:0 gegen den 1. FC Köln durch. Damit hält die Werkself den Anschluss an die Tabellenspitze, verkürzt den Abstand auf Hoffenheim und Wolfsburg sogar. Doch dass der Blick vermutlich nicht lange nach ganz oben gehen wird, ist absehbar.
Leverkusens Kader hat sich vor allem durch Leihgaben enorm verbessert. Emilie Bragstad vom FC Bayern München sorgt defensiv für mehr Stabilität und Karolina Lea Vilhjalmsdottir (ebenfalls Bayern) sowie Nikola Karczewska (Tottenham Hotspur) zaubern gemeinsam in der Offensive. Beide kommen jeweils bereits auf vier Saisontore in der Liga.
In der Abwesenheit von Karczewska, die krankheitsbedingt fehlte, schafften es die Kölnerinnen aber, Vilhjalmsdottir etwas besser unter Kontrolle zu bringen als die letzten Gegner von Leverkusen. Zwar kam die 22-Jährige immer noch auf vier Abschlüsse und zwei Torschussvorlagen, doch die ganz große Gefahr blieb aus. Die Isländerin brachte nur 60,7 Prozent ihrer Pässe an die Mitspielerin.
Köln verteidigte das Zentrum kompakt und aggressiv, verschob aber auch geschickt auf die Außenbahnen. Leverkusen tat sich schwer damit, die ballführende Mitspielerin zu unterstützen, wodurch dem Spiel nach vorn Tempo fehlte. Die Abhängigkeit von individueller Klasse ist groß im Team von Robert de Pauw. Will man weiter erfolgreich sein, braucht es auch abseits der beiden Offensivkünstlerinnen Ideen, wie statische Spielsituationen aufgelöst werden können.
VfL Wolfsburg 2:2 TSG Hoffenheim: Für beide zu wenig
Das Spitzenspiel des fünften Spieltags fand in Wolfsburg statt. Mit der TSG Hoffenheim war der Tabellenzweite zu Gast beim Tabellenführer. Ein Spiel auf Spitzenniveau bekamen die 3.707 Zuschauerinnen und Zuschauer allerdings nicht zu sehen. Stattdessen war es über weite Strecken ein wildes Spiel mit vielen Fehlern und Ballverlusten.
Beide Defensivreihen hatten große Abstimmungsprobleme und so kam es gleich mehrfach zu Slapstick-Aktionen. Auch wenn Wolfsburg deutlich mehr Abschlüsse verbuchte und allein in der zweiten Halbzeit mehrfach gute Gelegenheiten hatte, das Spiel schon früher auszugleichen oder gar zu gewinnen, so war ihnen die Verunsicherung anzumerken. Das Aus gegen den FC Paris in der Qualifikation zur Champions League hatte Spuren hinterlassen – oder?
Eine andere Sicht auf die insgesamt durchwachsene Leistung zeigt, dass sich der VfL nicht das erste Mal in dieser Saison so präsentiert. Viele auf Zufall ausgelegte hohe Bälle, wenig Struktur im Spiel nach vorn, für ein Spitzenteam wie Wolfsburg ist das zu wenig. Da hilft es auch nicht, dass Hoffenheim offensiv noch weniger gelang – abgesehen von den beiden Treffern.
Dass die TSG das 2:1 nicht über die Linie brachte, war gleichermaßen verdient wie absehbar. Schon nach dem Anschlusstreffer von Dominique Janssen (55., Elfmeter) schwamm Hoffenheim bedenklich. Im Moment steht das Team von Stephan Lerch weit oben in der Tabelle, doch fußballerisch bieten auch sie zu wenig an. Vom Spitzenspiel bleibt letztlich ein 2:2 übrig, mit dem beide nicht so richtig glücklich sein können.
FC Bayern München meldet sich souverän zurück
Profiteur des 2:2 ist der FC Bayern München. In den ersten vier Spielen ließ das Team von Alexander Straus vier Punkte liegen. Gegen RB Leipzig rehabilitierte man sich nicht nur für einen insgesamt farblosen Auftritt gegen Eintracht Frankfurt vor einer Woche, sondern machte auch noch zwei Punkte gut.
Von Beginn an spielten die Bayern mit einer Dominanz, die so auch Wolfsburg und Frankfurt zuletzt gegen Leipzig nicht zeigen konnten. Der Ball lief wie an einer Schnur durch die Hälfte des Heimteams, die 3:0-Pausenführung hätte bereits deutlich höher ausfallen müssen. In der Offensive harmonierten Jovana Damnjanovic und Lea Schüller perfekt miteinander und erarbeiteten sich mit gegenläufigen Bewegungen Räume, die vom spielstarken Mittelfeld regelmäßig bespielt wurden.
In dieser Liga versteht es kein Team so gut wie die Bayern, einen defensiv eingestellten Abwehrriegel zu knacken. Ihr Ballbesitzspiel ist so strukturiert und durchdacht wie bei keinem anderen Bundesliga-Klub. Das macht sie vor allem gegen die Teams aus der unteren Tabellenhälfte so stabil. In dieser Saison wird es darauf ankommen, diese Qualität auch auf hohem Niveau zu zeigen – noch konstanter als bisher.
Wackeln bereits die ersten Stühle?
Fünf Spieltage gespielt, die nächste Länderspielpause steht an – für viele Klubs ist nun die Zeit für eine ehrliche Zwischenanalyse gekommen. Einige laufen ihren Zielen bereits deutlich hinterher. Allen voran der SC Freiburg, der sich spätestens nach der 0:2-Niederlage gegen den 1. FC Nürnberg Gedanken machen muss, wie es weitergeht.
Im Breisgau ist man nicht bekannt dafür, Trainer und Trainerinnen früh in der ersten Krise zu entlassen. Doch Theresa Merk schafft es bisher nicht, eine gesunde Balance aus Offensive und Defensive zu etablieren. Ihre Spielerinnen wirken stark verunsichert.
Gedanken machen wird sich auch der MSV Duisburg. Zwar wusste man, dass es auch in dieser Saison schwer wird, die Klasse zu halten. Aber die Deutlichkeit der bisherigen vier Niederlagen ist besorgniserregend. Nur gegen Freiburg gelang ein 2:2. Das bedeutet nach dem Sieg der Nürnbergerinnen, dass Duisburg auf dem letzten Platz der Tabelle steht. Viel Arbeit für Thomas Gerstner.
Viel Arbeit hat auch Tommy Stroot vor sich. Wolfsburg hat zwar viele Punkte geholt, mit dem Champions-League-Aus und den wachsenden Zweifeln an der aktuellen Leistungsfähigkeit des Teams wird es in der Autostadt aber gern mal eng für den Trainer.
Verwendete Quelle:
Opta-Daten via FBref.com
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